Konrad Schatz weiß noch, wie Anfang der 50er Jahre Soldaten der französischen Besatzer für den Besuch des Bischofs von Paris vom Inselhotel bis zum Konstanzer Münster ein Spalier bildeten. Er war dabei, als Wissenschaftler eines der historischen Gräber im Münster öffneten. Er war dabei, als 1964 neue Glocken in den Turm kamen, die das Land Baden-Württemberg gestiftet hatten. Es gibt kaum ein Ereignis um das Konstanzer Münster in den vergangenen 70 Jahren, das er nicht persönlich miterlebt hat.
Der heute 79-Jährige hat eine besondere Verbindung zum Haus. Vater und Großvater waren Mesner im Münster. Konrad Schatz war erst Ministrant, und wurde 1957 selbst Mesner. 50 Jahre lang bekleidete er dieses Amt. Bei seinen Sommerführungen durchs Münster bis 20. September, immer am Mittwoch um 19 Uhr, führt der Mann, der die ehemalige Bischofskirche wie kaum ein anderer kennt, ein in die kleinen und großen Geschichten des Hauses.
Und so staunen selbst Konstanzer, die das Münster bestens zu kennen glauben, was es dort alles zu entdecken gibt. Sie erfahren, warum nur gut 50 Meter hinter dem Münster einst das bischöfliche Badehaus stand, sie sehen eine obere Sakristei, in der die Holzsäulen und Holzdecke aussehen, als wären sie dem Konzilgebäude entnommen, sie sehen geheime Steinmetzzeichen, die Aufschluss darüber geben, dass viele der Künstler auch an anderen berühmten Kirchengebäuden tätig waren, etwa am Münster von Basel. Warum sich Pilger immer an der Mauritius-Rotunde treffen, und diese drei Mal umrunden. Vieles ruft Schatz in Erinnerung, etwa, dass die Glasfenster im Hauptraum keineswegs so alt sind, wie sie scheinen. Sie stammen aus dem 19. Jahrhundert. Nur in einer der Kapellen ist ein farbiger Fensterschmuck aus dem Mittelalter erhalten.
Konrad Schatz bietet noch bis 20. September, jeweils am Mittwoch um 19 Uhr die Führungen durchs Münster an. Treffpunkt ist am Eingang zur Mariensäule