Ein Transparent am Eingangstor zum Vereinsgelände heißt die Vize-Europameister willkommen. Der Deutsch-Schweizerische Motorboot-Club (DSMC) ist nämlich stolz auf seine Wasserski-Abteilung, die mit zahlreichen Titeln vom Youro Kup 2019 in Roquebrune-sur-Argens (Frankreich) in die Heimat zurückkehrten.

In jeder Disziplin auf dem Treppchen
„Sie hatten viel Spaß, haben sich gegenseitig hochgepuscht und waren total bei der Sache“, lobt Jutta Richarz, Leiterin der Wasserski-Abteilung, die 16 Sportlerinnen und Sportler im Alter von 16 bis 30 Jahren, die beim Youro Kup nicht nur die DSMC-Flagge hoch hielten, sondern auch den Namen Konstanz hinaus in die Welt trugen. Mit den Leistungen ist sie mehr als zufrieden, denn in jeder Disziplin schafften es die Konstanzer Wasserskiläufer aufs Treppchen.
Hintergrundinformationen

Partnerakrobatik auf Wasserski
Im Double errangen Linda Beck und Dennis Fassl den zweiten Platz. Dabei handelt es sich um Partnerakrobatik auf Wasserski, geprägt von mannigfaltigen Hebefiguren. „Der Mann steht unten und die Frau wird gedreht, geworfen, quasi jongliert“, beschreibt Jutta Richarz diese anmutige Disziplin.

Rückwärts über das Wasser
Furios ist das Swiveln, das in zwei unterschiedliche Wettbewerbe gegliedert ist: Mit halber Drehung – hier erreichte Fleurine Bihler den ersten und Lara Beck den zweiten Platz – sowie mit ganzer Drehung, wo Pita Sautter den dritten Platz belegte. Swivel ist anspruchsvoll und wird auf einem speziellen großen, schweren Wasserski mit einer speziellen Bindung, welche die Drehung ermöglicht, ausgeführt. „Schon allein das Rückwärtsfahren ist anspruchsvoll, ganz abgesehen von den Drehungen, denn man muss die Balance halten und darf die Orientierung nicht verlieren“, so Richarz.
Barfuß-Fahren bei der Höhepunkte-Show
Höhepunkt war die dreiviertelstündige Wasserski-Show, die jedes Team unter einem anderen Motto gestaltete. Die Konstanzer hatten mit Choreografien unter dem Titel „High School Musical„ eine kleine Geschichte erzählt und die unterschiedlichsten Wasserski-Kunstfertigkeiten eingeflochten, vom anmutigen, synchron ausgeführten Wasserski-Ballett über Barfuß-Fahren bei 60 Stundenkilometern bis hin zu drei- und vierstöckigen Pyramiden.


Verletzung vom Vortag führt zu Ausfall
In dieser Hauptdisziplin errang das Konstanzer Team den Vize-Meistertitel, direkt nach dem belgischen Team, das die Konstanzerin Lara Beck spontan verstärkte. „Eine belgische Läuferin hatte sich am Vortag verletzt und konnte nicht fahren. Lara ist spontan eingesprungen“, berichtet Jutta Richarz. Das sei nicht außergewöhnlich, vielmehr sei es Usus bei den Wasserskiläufern, dass man sich gegenseitig helfe. „Es ist wie eine große Familie“, schildert Richarz, die vor allem den Belgiern sehr dankbar ist. „Sie helfen uns seit Jahren“, auch in der Aus- und Weiterbildung. „Sie haben uns gezeigt, wie Double und Swivel funktioniert. Ohne die Belgier wären wir längst nicht so weit“, stellt Jutta Richarz fest.
Nur vier Mannschaften dieses Jahr
Die Belgier, die übrigens die Youro in Frankreich ausrichten, seien in Sachen Wasserski in Europa sehr weit vorn. Wasserski ist hier – im Gegensatz zu Amerika, Kanada und Australien – immer noch eine exotische Randsportart, berichtet Jutta Richarz. Deutsche Meisterschaften gebe es nicht und beim Youro Kup treten – mangels Masse – nicht Nationalmannschaften, sondern Clubs an. Bei der jetzigen Meisterschaft in Frankreich „waren nur vier Teams am Start: zwei belgische Mannschaften, Pharao aus Kassel und wir“, so Richarz, die hofft, dass künftig noch mehr Teams teilnehmen.

Bei der WM 2018 war Dabeisein alles
Vielleicht gelingt dem Wasserskisport, was den Fahnenschwingern – allen voran durch den Konstanzer Gerhard Schlaich als treibende Kraft – vor Jahren gelungen ist: Eine Lanze für die Randsportart zu brechen, und Deutsche und Europa-Meisterschaften zu etablieren. Weltmeisterschaften gibt es immerhin. „Wir haben im vergangenen Jahr erstmals bei der Weltmeisterschaft in Kanada teilgenommen. Das Niveau ist extrem hoch“, sagt Jutta Richarz. „Wir haben den letzten Platz belegt, aber Dabeisein war für uns alles.“

Mit den Belgiern zur WM nach Australien
Vor allem beflügeln derartige Wettkämpfe die DSMC-Wasserskiläufer, die am liebsten im kommenden Jahr zur Weltmeisterschaft in Australien fahren würden. „Sie findet bereits im März, also direkt nach der Winterpause, statt. Das schaffen wir – auch finanziell – nicht“, bedauert Richarz, fügt jedoch an: „Zehn von uns verstärken die belgische Mannschaft und fahren unter belgischer Flagge.“ Dafür setzen die Konstanzer Wasserskiläufer aber alles daran, 2022 wieder an der WM teilnehmen zu können.