Ein Ende des Konstanzer Seenachtfests nach 2019? Über die Gespräche der Stadt, die sie hierüber mit dem Veranstalter Full Moon führt, wusste man in Kreuzlingen offenbar nicht viel. Für ein umso größeres Echo, kontroverse Diskussionen und Verstimmungen im Gastgewerbe sorgt die Nachricht dagegen in Konstanz.
Am Montag hatte der SÜDKURIER exklusiv berichtet, dass das Fest nach den Plänen der Stadt ab 2020 wohl nicht mehr im derzeitigen Format stattfinden soll.
Dafür oder dagegen? Ein klares Stimmungsbild zeichnet sich noch nicht ab
Allein der bis Dienstagabend dutzendfach geteilte Beitrag auf den Facebook-Kanälen des SÜDKURIER löste mehr als 300 Kommentare aus. Die Stimmungslage reicht dort von vollem Zuspruch bis zu deutlicher Ablehnung für die Pläne.
Aus Gesprächen mit Bürgern in der Konstanz Innenstadt wird deutlich: Ein Übergewicht an Fürsprechern oder Gegnern eines möglichen Seenachtfest-Endes lässt sich noch nicht festmachen.
Organisatoren des Fantastical Kreuzlingen: „Wir erfahren in der Regel gar nichts“

Bei den Veranstaltern des Kreuzlinger Fantastical – es findet bewusst zeitgleich zum Seenachtfest mit gemeinsamem Feuerwerk-Finale statt – habe man erst „über den SÜDKURIER von der Konstanzer Absicht erfahren“, erklärt Markus Baiker, Präsident des Fantastical. Dessen Organisatoren werden „die Situation weiter verfolgen und nach dem Fantastical 2019 ausführlich diskutieren“.
Auf die Frage, ob die Kreuzlinger Fest-Organisatoren in die Gespräche zwischen der Stadt Konstanz und der Event-Agentur Full Moon eingebunden waren, erklärt Baiker: „Dies ist eine sehr gute Frage und ich würde mir auch einen engeren Kontakt wünschen, aber wenn wir nicht anklopfen, erfahren wir in der Regel gar nichts.“ Über derzeit anstehende Themen oder Gespräche „hatten wir gar keine Information“.
Mit Blick auf das bereits für das diesjährige Seenachtfest von Konstanzer Seite angekündigte „klimafreundlichere“ Feuerwerk betont der Fantastical-Chef, dass diese Thema in Kreuzlingen schon seit Jahren zum wichtigen Begleiter gehöre. „Es liegt uns Veranstaltern zusammen mit der Stadt und all unseren Partnern am Herzen ein so großes Ereignis im Sinne von Natur und Umwelt stets weiter auf Nachhaltigkeit zu trimmen“, so Baiker wörtlich.
Wie reagiert die Konstanzer Gastronomie und Hotellerie?
Vertreter der Konstanzer Gastronomie und Hotellerie halten ein mögliches Aus des Seenachtfests für ein großes Risiko. Nicht, weil sie im August über mangelnde Kundschaft klagen müssten. Sondern weil die Großveranstaltung mit bis zu 50.000 Besuchern ein wichtiges Instrument sei, den Standort Konstanz nach außen hin zu präsentieren.
„Wenn ich in München, Hamburg oder Berlin unterwegs bin, werde ich auf das Seenachtfest angesprochen, es besitzt eine Strahlkraft weit über die Grenzen des Bodensees hinweg“, sagt Tino Schumann, Vorsitzender des Konstanzer Wirtekreises.
Wirte und Hoteliers warnen vor „Kirchturm-Denken“
Bei Manfred Hölzl – Konzil-Chef, CDU-Stadtrat und Vorsitzender der Ortsstelle des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga – sorgen die gemeinsamen Pläne von Stadt und Veranstalter auf Unverständnis. „Dass ich das anders sehe als der Oberbürgermeister, kann man sich denken“, sagt er mit Zorn in der Stimme.
Nach dem Wegfall von großen Veranstaltungen wie Rock am See oder dem Zeltfestival sei das Seenachtfest „neben dem Flohmarkt und dem Weihnachtsmarkt eine der wenigen echten Marken für die Außenwirkung von Konstanz gewesen“, fasst Hölzl zusammen.
Er halte es daher wie Tino Schumann für nicht nachvollziehbar, dass sich OB Uli Burchardt für ein kleines, konstanzerisches Seenachtfest einsetzen wolle. „Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht in ein Kirchturm-Denken begeben,“ meint Schumann. Manfred Hölzl geht noch weiter und bezeichnet das als „Gedanken der Abschottung, die grenzwertig bis rein populistisch sind“. Von Burchardt erwarte er nun, echte Alternativen zum aktuellen Festkonzept zu präsentieren.
CDU-Jugend plädiert für eine Fortsetzung des Seenachtfests: Teil der Konstanzer Kultur
Die Junge Union kritisiert in einer gemeinsamen Mitteilung des Stadt- und Kreisverbands die – vor allem in den sozialen Medien – geteilte Meinung, das Seenachtfest sei kein Fest mehr für Konstanzer und eine Geldverschwendung. Der Wunsch, die Themen Nachhaltigkeit und eine Einbindung der Vereine stärker in den Blick zu nehmen, könne über die Ausschreibung gelenkt werden.
Laut der beiden örtlichen Vorsitzenden der Jungen Union, Levin Eisenmann und Laurenz Krüder, sollte das Seenachtfest „mit etwas mehr Entspanntheit und als Werbeträger unserer Stadt“ gesehen und als „Teil der Konstanzer Kultur“ weitergeführt werden. Der Oberbürgermeister sagte am Montag über das Seenachtfest: „Es passt nicht mehr nach Konstanz und es passt nicht mehr in die Zeit.“
Ein Bürgerfest für Konstanz? Wink mit dem Zaunpfahl an die Stadtverwaltung
Die CDU-Jugend kritisiert in dieser Mitteilung auch die Arbeit der Stadtverwaltung und damit mittelbar deren obersten Chef und ihren CDU-Parteifreund, Uli Burchardt. Er hatte am Montag angekündigt, sich für ein „kleineres, ein konstanzerisches Seenachtfest„ einsetzen zu wollen.
Die JU erklärt: „Die Zugbrücke vor Konstanz aber hochziehen, davon hat keiner was.“ Zudem hätte „in den letzten Jahren keiner die Stadtverwaltung daran gehindert, die Initiative für ein richtiges Konstanzer Bürgerfest zu ergreifen und dieses zu organisieren und zu gestalten“.