Am 10. August 2019 könnten ein letztes Mal mehrere Zehntausend Euro in den Konstanzer Nachthimmel gefeuert werden. Es soll das Abschiedsjahr vom Seenachtfest werden, das noch einmal in leicht abgespeckter Form und danach gar nicht mehr stattfinden soll.

Dies geht aus Recherchen des SÜDKURIER hervor, nach denen sich Stadt und Veranstalter über ein vorzeitiges Ende der bis einschließlich 2020 laufenden Zusammenarbeit unterhalten. Angestoßen wurden die Gespräche durch das Ausrufen des Klimanotstands vor wenigen Wochen.

Die Stadt teilt auf Anfrage mit: Der Veranstalter, die Stuttgarter Event-Agentur Full Moon, unterstütze die Bemühungen um den Klimaschutz und werde „bereits das Feuerwerk des diesjährigen Festes klimafreundlicher“ gestalten. Die weiteren Entscheidungen seien gemeinsam mit dem Gemeinderat zu treffen.

Der Vertrag läuft eigentlich noch bis einschließlich 2020

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Erst im Februar 2018 ging die erstmals europaweit ausgeschriebene Ausrichtung an Full Moon. Zuvor organisierte das Fest über viele Jahre hinweg der Gastronom Dieter Wäschle zusammen mit Jürgen Wünsche. Der bis 2020 datierte Vertrag mit Full Moon beinhaltet eine Option für die Stadt auf ein weiteres Jahr.

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Oberbürgermeister geht von einvernehmlichem vorzeitigem Vertragsende aus

Diese wird die Stadt nach aktuellem Stand nicht ziehen. Oberbürgermeister Uli Burchardt erklärt auf Anfrage: „Es ist meines Erachtens richtig, das Seenachtfest in der bisherigen Form ab 2020 nicht mehr durchzuführen.“ Tatsächlich laufen im Hintergrund Gespräche, die Zusammenarbeit bereits nach diesem Jahr zu beenden.

Burchardt gehe davon aus, „dass wir einvernehmlich zu einer Lösung kommen werden, nach der 2019 das letzte Seenachtsfest in der bisherigen Form stattfinden wird“. Es passe seiner Meinung nach nicht mehr nach Konstanz und nicht mehr in die Zeit. Er wolle sich deshalb für „ein kleineres, ein konstanzerisches Seenachtfest„ einsetzen.

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Eine einvernehmliche Lösung wäre angesichts bestehender Verträge für 2019 und 2020 notwendig, um einen womöglich teuren Rechtsstreit mit Full Moon zu vermeiden.

Warum soll das Seenachtfest in Konstanz denn nicht mehr stattfinden?

Neben dem durch den Gemeinderat im Mai beschlossenen Klimanotstand dürfte für das Aus auch sprechen, dass das Seenachtfest nicht mehr zum Fest der Konstanzer werden wird. Dies war eines der Versprechen von Burchardt im Wahlkampf 2012.

Der Eindruck vieler Einheimischer ist jedoch: Das Seenachtfest ist eine Touristen-Attraktion, kein Bürgerfest. Mittelbar wirkt sich auch das auf das Klima und die Umwelt aus, da jedes Jahr tausende Besucher für einen einzigen Tag gen Bodensee fahren und so für lange Staus sorgen.

Aus Spaß wird Ernst: Kritik an Klima-Auswirkungen durch das Feuerwerk nahm zu

Seit der Klimanotstand ausgerufen wurde, kursieren Fragen um die Zukunft des Seenachtfests, blase das 80.000 Euro teure Großfeuerwerk doch allein schon beträchtliche Feinstaubwolken in den Nachthimmel. Zunächst dienten solche Äußerungen dazu, sich über den Beschluss lustig zu machen, vielfach geteilt in den sozialen Netzwerken.

So sah das gemeinsame Seenachtfest-Finale aus Konstanz und Kreuzlingen im vergangenen Jahr aus.
So sah das gemeinsame Seenachtfest-Finale aus Konstanz und Kreuzlingen im vergangenen Jahr aus. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Mittlerweile aber richten sich immer mehr Bürger mit ernst gemeinten Fragen an die Stadt. Auch die Redaktion des SÜDKURIER erreichten vielfach Leserbriefe: Wie ernst meinen Verwaltung und Gemeinderat die Klimanotstand-Resolution? Wie stark wird wirklich jede politische Entscheidung auf ihre Folgen für Klima-, Umwelt- und Artenschutz untersucht? War das einstimmige Ja zum Klimanotstand mehr als nur Populismus vor der Gemeinderatswahl?

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Zur 2018er-Ausgabe kamen weniger Besucher als vom Veranstalter erhofft

Full Moon soll nicht abgeneigt sein, vorzeitig aus dem Vertrag auszusteigen, sofern die Agentur eine für sie vertretbare Lösung sieht. Nicht zuletzt dürfte hierfür der fehlende Zuspruch der Besucher bei ihrer ersten Ausrichtung 2018 verantwortlich sein. Statt über 50.000 möglicher kamen laut offizieller Zahlen der Polizei nur rund 35.000 Gäste.

Die Agentur will sich zunächst nicht äußern und verweist für die Kommunikation an die Stadt, mit der sie „von Beginn unserer Zusammenarbeit an ein partnerschaftliches Verhältnis“ pflege.