Der Schwyzertag ist das größte Heimatfest in Tiengen, das jährlich am ersten Juliwochenende stattfindet. In diesem Jahr wird es vom 5. bis 8. Juli gefeiert. Jedes Jahr strömen tausende Besucher in die Stadt, um bei dem großen Spektakel dabei zu sein. Doch was hat es eigentlich auf sich mit dem Schwyzertag?
- Geschichte: Um die Ursprünge des Schwyzertags und das Ursprungsjahr ranken sich unterschiedliche Geschichten und Legenden. Im Jahr 2015 hat Stadtarchivar Ingo Donnhauser dazu Nachforschungen angetellt. Dabei kam heraus, dass es keine Originalquellen gibt, die belegen, dass es im Jahr 1415 einen Überfall auf Tiengen gegeben hat, den die Bürger erfolgreich abwehren konnten. Datiert mit dem Jahr 1617 ist lediglich der Nachtrag eines unbekannten Verfassers, der einen Überfall im Jahr 1415 beschrieb. Ritter Reinold von Urslingen (oder ein Verbündeter) soll den Angriff geführt haben. Woher diese Information stammt, sei nicht herauszufinden, so Ingo Donnhauser. Der Stadtarchivar damals: „Und selbst wenn es einen Überfall gegeben hätte: Bewiesen wäre damit noch nicht, dass es sich um das Ereignis handelte, an das die Stifter des Schwyzertags später dachten.“ Was dagegen belegt ist, vor allem durch schweizerische Quellen, ist, dass Tiengen im Jahr 1499 von den Eidgenossen belagert, eingenommen und zerstört wurde. Die gelobte Jahrzeit von 1415 sei deshalb ausgedehnt worden zum Gedenken für die Toten von 1499 und die Zerstörung der Stadt. Für die Jahrzeit setzte sich die Bezeichnung Schwyzertag durch, der allerdings laut Donnhauser erst später diesen Namen erhielt.
- Organisatoren: Die Planung und Vorbereitung des Festes obliegt der Schwyzertag-Kommission unter der Leitung von Christa Bader. Die Kommission setzt sich zusammen aus engagierten Tiengenern und Mitgliedern der Bürgerzunft Tiengen. Zusammen mit Ralf Siebold, Zunftmeister der Bürgerzunft, führt Christa Bader Regie beim Schwyzertag. Für Organisation und Ablauf des Festes ist die Bürgerzunft verantwortlich. Aber auch hier sind die Mitglieder der Kommission aktiv im Einsatz. Bürgerzunft und Schwyzertag-Kommission arbeiten ehrenamtlich und kostenlos. Zur Bürgerzunft gehören die Zunfträte, die historische Trachtengruppe, die Bürgerwehr mit Spielmannszug und die Fahnenschwingerinnen.
- Bürgerwehr: Die ursprüngliche Bürgerwehr wurde in Tiengen zum Schutz der Bürger 1804 gegründet. Die Freiwilligen sollten das Vermögen der Bürger schützen, waren aber auch bei Notfällen wie Bränden im Einsatz. 1848 wurde die Wehr aufgelöst und 1962 wurde sie als Trachtengruppe ins Leben gerufen. Die Tracht orientiert sich an ein Ölgemälde, auf dem wohl der letzte Kommandant der ursprünglichen Bürgerwehr abgebildet sein soll. Die Schützen der Bürgerwehr proben zusammen mit den Mitgliedern des Spielmannszugs das Salutschießen und gemeinsame Marschieren. Das Spektakel zu sehen gibt es traditionell am Heimatabend, der immer samstags stattfindet.
- Fahnenschwingerinnen: Als Teil der Bürgerzunft dürfen die Fahnenschwingerinnen während des Heimatabends mit ihren Sulzer-Spitzen nicht fehlen. Allerdings gibt es keine Angaben zur Entstehung der Gruppe. Derzeit gibt es über 30 Schwung- und Wurffiguren. Übrigens: Auch Männer dürfen der Gruppe gerne beitreten, auch wenn es das bisher noch nicht gegeben hat.
- Fassanstich: Traditionell übernimmt diese Aufgabe der Oberbürgermeister der Stadt Waldshut-Tiengen oder einer seiner Stellvertreter. Damit wird das Heimatfest eröffnet.
- Heimatabend: Der Heimatabend ist einer der Höhepunkte des Schwyzertags. Traditionell findet der am Samstagabend auf dem Kirchplatz in Tiengen statt. Neben den Auftritten der Bürgerzunft, gibt es jedes Jahr auch musikalische Darbietungen und Festreden. Dieser ist in diesem Jahr Hans Joachim Böhm, Landeskommandant der Bürgerwehren Südhessen-Baden.
- Weitere Höhepunkte: Neben dem Heimatabend gehören auch der Festgottesdienst mit Gelöbnis, der dieses Jahr am Samstag, 6. Juli, 18 Uhr, in der katholischen und evangelischen Kirche stattfindet und der große Festumzug am Sonntag, 14 Uhr, zu den Höhepunkten des Schwyzertages. In diesem Jahr findet im Rahmen des Umzugs auch das große Bürgerwehrtreffen statt. Weiterer Höhepunkt ist der Zapfenstreich am Samstagabend, 22 Uhr, der Bürgerwehr Villingen im Langensteinstadion.
- Kinderprogramm: Der Samstag richtet sich vor allem an Familien mit Kindern. Unter dem Motto lebendige Stadt gibt es zahlreiche Attraktionen in der Stadt. Unter anderem tritt der Zirkus Zebrasco auf, es werden Ballontiere gebastelt und es gibt einen Kinderflohmarkt. Zudem ist ein Clown in der Stadt unterwegs.
- Schulen: Der Montag steht im Zeichen der Schulen. Auf dem Marktplatz finden von 11 bis 14 Uhr Auftritte von vier Schulen statt. Um 12 Uhr findet die Preisverleihung des Kunstwettbewerbs der Schulen statt.
- Kosten: Laut Maximilian Reich, Kulturbeauftragter der Bürger- und Narrenzunft Tiengen, liegen die Kosten für den gesamten Schwyzertag bei rund 50 000 Euro bis 60 000 Euro. Hauptfaktoren sind unter anderem das Zelt und die Gage an die Künstler. Die Stadt bezuschusst das Heimatfest mit rund 30 000 Euro, wobei nach dem Schwyzertag alle Ein- und Ausgaben nachgewiesen werden müssen. Die Haupteinnahmen kommen unter anderem aus den Mieteinnahmen des Festplatzes, dem Verkauf der Plaketten und der Tombola.
Programm Schwyzertag
Traditionell wird das Heimatfest mit einem Fassanstich durch den Oberbrürgermeister eröffnet. Bereits am Donnerstagabend, 4. Juli, 19 Uhr, findet im Rahmen des Schwyzertags ein Kunstwettbewerb der Tiengener Schulen unter dem Motto „Bürgerwehren“ in der Volksbank in Tiengen statt. Freitagabends gibt es ab 20 Uhr ein Schwyzertags-Konzert in der Stadtkirche, parallel findet eine Party mit der Band Popcorn Revival statt.
Am Samstag geht es um 10 Uhr los mit einem Bürgerumtrunk am Josefsbrunnen. Um 11 Uhr findet in den Schwarzenbergsälen des Schlosses eine Matinee mit dem Verein Freunde Schloss Tiengen statt. Tagsüber läuft ein buntes Programm in der Innenstadt ab. Um 18 Uhr schließen sich der Festgottesdienst mit Gelöbnis an und um 20 Uhr der Heimatabend auf dem Kirchplatz. Am Sonntag geht es um 9.30 Uhr mit einem ökumenischen Festgottesdienst im Langensteinstadion los.
Danach werden wieder viele Aktivitäten in der Innenstadt und auf dem Marktplatz angeboten. Um 14 Uhr beginnt der große Festumzug zum Bürgerwehrtreffen. Im Anschluss gibt es Vorführungen auf den Bühnen am Marktplatz und der Kirchtreppe. In diesem Jahr schließt der Sonntag wieder mit einem Feuerwerk ab. Der Montag ist der Tag der Schulen mit Vorführungen und der Preisverleihung des Kunstwettbewerbes. Dann, um 17 Uhr, schließt sich ein Wunschkonzert der Stadtmusik Tiengen auf dem Marktplatz an. (tao)