Die ersten Nachtfröste haben bereits eingesetzt, am Schlüchtsee kehrt nun kurz vor dem offiziellen Winterbeginn allmählich Ruhe ein. So manch ein Wanderer, der die ruhige Zeit ohne Badebetrieb an dem Naturgewässer zum Spazierengehen nutzt, zeigt sich in den letzten Tagen angesichts des niedrigen Wasserstandes verwundert. Was ist eigentlich am Schlüchtsee in Grafenhausen los? Ist der See etwa undicht geworden?

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Bürgermeister Christian Behringer gibt auf Nachfrage Entwarnung: „Das Wasser im See wird kontrolliert abgesenkt, nicht abgelassen“. Mit dieser Maßnahme soll die schnellwachsende Wasserpflanze Ähriges Tausendblatt (Myriophyllum spicatum), eine Art, die lange Triebe bildet, durch Ausfrieren des Ufergrundes in Schach gehalten werden.

Der Steg unterhalb des Schlüchtsee-Damms ist durch das Absenken des Wassers freigelegt.
Der Steg unterhalb des Schlüchtsee-Damms ist durch das Absenken des Wassers freigelegt. | Bild: Wilfried Dieckmann

Ein Umstand, der nicht nur Badegästen beim Schwimmen lästig ist, es besteht auch die Gefahr, dass der Natursee schlicht und einfach zuwächst. In den vergangenen Jahrzehnten wurde bereits einiges unternommen, um diese Pflanze in den Griff zu bekommen. So wurden unter anderem Baumstämme mit vielen Ästen durch den See gezogen, um einen Teil der Pflanzen zu entfernen.

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Im Jahr 2001 wurde sogar die Bevölkerung aufgerufen, sich an einer gemeinsamen Aktion zu beteiligen. Mit vereinten Kräften sollte die Wasserpflanze bei abgesenktem Wasserstand zumindest an den Uferrändern durch Ausreißen entfernt werden. Beide genannten Maßnahmen führten aber zu keinem wirklichen Erfolg. Erst ein zeitlich begrenztes Ausfrieren von Teilbereichen des Ufergrundes bereitete der Pflanze zumindest in den trockenen Uferbereichen den Garaus. Bei diesem kontrollierten Absenken des Sees wird der vorhandene Fischbestand nicht gefährdet, da in den tieferen Seebereichen genügend Wasser zur Verfügung steht.

Abwechslungsreiche Nutzung

Der idyllisch gelegene Schlüchtsee bei Grafenhausen kann übrigens auf eine abwechslungsreiche Nutzung zurückblicken: Vom einstigen Eisweiher für die 1791 gegründete Brauerei des Klosters St. Blasien bis hin zur ehemaligen Nutzung für die Textilfärberei. Mit dem Erwerb des Sees durch die schweizerische Adelsfamilie Ernest von Adelsheim um 1920 gehörte die industrielle Nutzung des aufgestauten Wassers der Schlücht der Vergangenheit an.

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Aus dieser Zeit stammt auch das historische Badehäuschen, das von Badegästen noch heute genutzt werden kann. Bereits im Jahr 1935 wurden der See mit seinen Ufern, dem Baumbestand darum herum sowie den Laichkraut-Seerosenfeldern im oberen Teil und das Ried unter Naturschutz gestellt. Auch heute noch, 87 Jahre später, vermittelt ein Besuch am Schlüchtsee eine „schwer zu fassende Gefühlsmischung aus Abgeschiedenheit und Zeitlosigkeit“. Der moorhaltige See mit seinen alten Uferbäumen wirkt als Kontrapunkt zu den täglich erlebten Veränderungen. Der idyllische See wird aber nicht nur durch das Ährige Tausendblatt, sondern mittlerweile auch durch angesiedelte Biber, die sich am Wurzelwerk der Gelben Teichrose gütlich tun, beeinträchtigt. Die friedliche Koexistenz von Flora und Fauna droht aus dem Gleichgewicht zu geraten. So gehören die schwimmenden Blüten- und Blätterteppiche der Teichrose, die 1930 vom Schluchsee in den Schlüchtsee übergesiedelt wurde, wohl bald der Vergangenheit an.