Der Erhalt der Orchideenbestände stand im Fokus der jüngsten Pflanzaktion des Schwarzwaldvereins Stühlingen nach dem großflächigen Borkenkäferbefall auf dem Lindenberg. Die Stadt Stühlingen, Forst, Schwarzwaldverein und Naturschutz arbeiten eng zusammen, um die wertvollen Orchideenbestände auch für kommende Generationen erhalten zu lassen.
Wie Naturschutzwart Martin Junginger beim Pflanztermin informierte, hatten die zahlreichen Helfer des Schwarzwaldvereins Stühlingen nach der Einweisung durch den Forstrevierleiter Stühlingen-West, Pirmin Wiethaler, am Samstag 600 der geplanten 1400 Bäume gesetzt. In verschiedenen Arbeitsteams wurden die Löcher im Zwei-Meter-Abstand ausgemessen und mit den beiden Erdlochbohrern, Pflanzfuchs genannt, vorbereitet. Außerdem wurden die Wurzeln angeschnitten und die Bäumchen gesetzt.

Geplant waren 30 Prozent Kiefern, davon zehn Prozent Bergkiefern und zehn Prozent Lärchen als Trockenrückversicherung. Der Biologe erklärte, dass die Kiefern und Fichten jeweils in Blöcken zu 200 Pflanzen gesetzt wurden, da sie sich so besser entwickeln (Konkurrenz). Der Zwei-Meter-Abstand soll eine Nachrüttung ersparen. Die Orchideen entwickeln sich in den ersten fünf Jahren mithilfe einer Mykorrhiza aus den Wurzeln der Nadelbäume und einem Pilzgeflecht. Anschließend benötigen sie sauren Humus, der durch die Nadelstreu entsteht. Deshalb sollen in den kommenden Jahren Laubbäumchen und die einsetzende Kahlschlagvegetation von Ziegen aus Mundelfingen im August abgeweidet werden.

Vor Verbiss geschützt wurden die Lärche- und Kiefer-Setzlinge mit einer Ummantelung. Naturschutzwart Martin Junginger stellte am Ende der Aufforstungsaktion zufrieden fest, dass die vom Borkenkäfer heimgesuchte Fläche des Naturlehrpfads vom Schwarzwaldverein vollständig aufgeforstet wurde. Die Aufforstung der restlichen Flächen auf dem Lindenberg übernimmt die Stadt Stühlingen. Junginger ist nicht bange, dass die Orchideen im nächsten Jahr blühen. „Wir können nur beobachten und daraus lernen“, so Junginger. Die Zusammenarbeit mit Forst und Jägern sei wesentlich, erklärte der Naturschutzwart: „Die Jagd muss schauen, dass möglichst wenig Verbiss ist, der Forst muss die Kahlschlagvegetation kontrollieren. Der Naturschutz möchte, dass die seltenen geschützten Orchideen ihre Daseinsberechtigung haben.“

Matthias Henrich vom Regierungspräsidium Freiburg informierte als stellvertretender Pressesprecher: „Nur durch eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure wie der Stadt Stühlingen, Forst, Schwarzwaldverein und Naturschutz werden sich die wertvollen Orchideenbestände auch für kommende Generationen erhalten lassen.“

Das Referat Naturschutz und Landschaftspflege des Regierungspräsidiums engagiert sich seit mehr als zwei Jahrzehnten für den Orchideenschutz im Naturschutzgebiet Lindenberg. Ziel ist die Erhaltung und Förderung eines Halbschatten-Nadelwalds als Lebensraum für den Frauenschuh, seltene Moderorchideen und Wintergrün-Arten.
Die Praxis bis 2020
Bis zu den großen Borkenkäferschäden 2020/21 wurden zur Förderung der seltenen Orchideen regelmäßig im Auftrag des Naturschutzreferats im Bereich des Orchideenpfads Laubgehölze und Disteln entfernt. Weitere Flächen wurden um die Nadelbaum-Naturverjüngung ausgemäht oder nach Fruchtreife der Orchideen mit Ziegen beweidet, um den Unterwuchs zurückzudrängen und ein Überwuchern zu vermeiden. Diese Arbeiten werden eng begleitet durch die regelmäßige Zählung der Orchideenarten durch einen Botaniker.
Neuer Pflege- und Entwicklungsplan
Vor dem großflächigen Borkenkäferhieb erfolgte zuletzt die orchideengerechte Durchforstung eines circa 20-jährigen Jungbestands (2020), bei der der Landschaftspflegetrupp des Regierungspräsidiums unter Leitung von Norbert Meier eng mit dem zuständigen Forstrevierleiter der Stadt Stühlingen, Pirmin Wiethaler, zusammengearbeitet hat. Aufgrund der großflächigen und erforderlichen Borkenkäferhiebe im Orchideenwald wird seitens der Naturschutzverwaltung im kommenden Jahr ein neuer Pflege- und Entwicklungsplan für die orchideenreichen Nadelwaldbereiche erstellt werden. Auch die Zukunft des Naturlehrpfads wird darin in besonderer Weise berücksichtigt werden.