Das Jahreskonzert des Musikvereins Ewattingen versprach reinsten Musikgenuss: Für Freunde der klassischen Blasmusik ebenso wie für Liebhaber zeitgenössischer Werke. Das Programm ließ keine Wünsche offen. Am Ende gab‘s strahlende Gesichter bei den Musikern und beim Publikum.Zum Auftakt hieß der Vorsitzende des Musikvereins Ewattingen, Florian Keller, alle willkommen. Seine Grüße galten Tamara Winterhalter, der Dirigentin des Vereins, die in diesem Herbst aber pausiert hatte. Für sie war Vizedirigent Gerhard Baumgärtner eingesprungen, der an diesem Abend seine Premiere als Konzertdirigent feierte. Er hatte das Programm für die Bläser und das Schlagwerk zusammengestellt und bestand nun seine Feuertaufe mit Bravour. Als Gastmusik war die Trachtenkapelle Buchenberg (bei Villingen) nach Ewattingen gekommen.
Publikum klatscht mit
Die Trachtenkapelle unter der Leitung von Roland Werner begann dann auch den musikalischen Abend mit dem „Florentiner Marsch“ von Julius Fucik, der mit diesem Werk seiner Heimat Tschechien huldigte. Vom Böhmerwald ging es weiter nach Afrika. „Baba Yetu“ von Christopher Tin war ursprüngliche eine Komposition für Chor und Orchester. Die Fassung für Bläser ließ jedoch kaum etwas von der afrikanischen Lebensfreude und Leichtigkeit missen. Im dritten Stück des Abends, „Ross Roy“ vom bekannten Jacob de Haan folgten zahlreiche Varianten aufeinander. Zunächst erklang ein Trompetensolo, ehe das Waldhorn zu einem Solo anhob. Die Soli schoben sich ineinander, was beinahe einem Zwiegespräch glich. Danach spielte das Saxophon einen ruhigen Part. Als die Flöten einsetzten, forderte der Dirigent das Publikum dazu auf, laut im Rhythmus zu klatschen. Daraufhin spielte das gesamte Orchester, und es erhob sich ein grandioses Fortissimo. Nach einer kurzen Atempause der Bläser endete das Stück mit einer Variation des Adventslieds „Tochter Zion“. Alle Spieler, vor allem die Solisten, überzeugten durch große Präzision und ein breites Klangspektrum. „Games of Thrones“, das folgende Werk, war inspiriert von der Filmvorlage aus den USA.
Eintauchen in die Welt der Seefahrt
Danach führte „Fantasia on British Sea“ die Zuhörer weg aus der Welt der Science-Fiction-Helden in die nicht minder geheimnisvolle Welt der Seefahrt. Das Orchester verstand es gekonnt, das bewegte Meer an den Instrumenten zum Ausdruck zu bringen. Das temporeiche Stück wurde lediglich von ruhigen Soli des Saxophon unterbrochen. Der Schlussakkord, der einer bekannten Ouverture entstammte, gipfelte in lautem Paukenschlag, mit dem die Musiker aus Buchenberg zugleich ihr Programm beendeten. Nach lange anhaltendem Applaus verabschiedete sich die Trachtenkapelle mit einem Marsch.
Kompositionen zum Nachdenken
Nach einer Pause traten die Musikerinnen und Musiker aus Ewattingen auf die Bühne. Lars Dornfeld führte mit einleitenden Worten zu jedem Stück durch das Programm. Mit „A Festival Prelude“ von Alfred Reed setzte das Orchester einen würdigen Auftakt. Dirigent Gerhard Baumgärtner zeigte sich sicher und souverän. „Schmelzende Riesen“ von Armin Kofler bildete dann beinahe einen Gegensatz zum vorherigen Werk. Die zeitgenössische Komposition sollte ein Klagelied der schmelzenden Gletscher in den Alpen sein. Einige Passagen klangen wie Mahnungen.

So sollten die Zuhörer wachgerüttelt werden. Die Gedanken an Klimaerwärmung und die daraus resultierenden Folgen schienen förmlich über dem Publikum zu schweben. Flöte und Klarinette schenkten zumindest einen Schimmer von Hoffnung. „The Blues Factory“ von Jacob de Haan war ein afrikanisches Klagelied, bei dem die Posaunen hervortraten.
Auf Mahnung und Klage folgte der Protest. „Bella Ciao“, der Sommerhit aus diesem Jahr war ursprünglich ein Protestlied, das in Italien vor 100 Jahren gesungen wurde. Die Arbeiter wollten damit gegen ihre Ausbeutung protestieren. Viele aktuelle Protestbewegungen griffen dieses Lied wieder auf und sangen es während einer der zahlreichen Demonstrationen. Auf die schneidige Variation des Liedes durch die Bläser folgte mit dem „Egerländer Marsch“ von Alexander Pfluger eine klassische Polka, bei der die Tenorhörner ihren großen Auftritt hatten. Beim „Drina Marsch“ von Stanislav Binicki konnten die Trompeten glänzen.