Volles Haus hatte das „Big Sound Orchestra“ am Samstag im Pfarrsaal St. Josef, wo die Musiker zusammen mit dem belgischen Starsolisten Bert Joris an Trompete und Flügelhorn sowie der Sängerin Isa Morgenstern die Jazzfans zu Beifallsstürmen hinrissen.
„Es war ein intensives Jahr für uns“, sagte Leiter David Grottschreiber zum Abschluss des Jubiläumsreigens
„40 Jahre Big Sound Orchestra“, der von diesem Auftritt mit Stargast Bert Joris gekrönt wurde. Grottschreiber verglich es augenzwinkernd mit einer „Affäre“, die die Bigband mit dem fantastischen Jazztrompeter, Komponisten, Arrangeur und Lehrer an der Swiss Jazz School Bern habe. Vor zwei Jahren hat das Big Sound Orchestra schon mal mit Joris zusammengearbeitet, nun kam er gerne wieder und genoss es, nach einem intensiven Workshop seine eigenen Kompositionen mit dem ambitionierten und glänzend aufgelegten Orchester aufzuführen. Joris’ Stücke eröffneten spannende und aufregende Klangwelten des aktuellen Big Band Jazz.
In „Sundown“ malt Joris einen Sonnenuntergang aus, mit butterweichem, einschmeichelndem Trompetenton, der leicht und lyrisch ins Ohr geht. Als zweiter Solist tritt Posaunist Lukas Reinert hinzu, der mit einem virtuosen Parforceritt begeistert. Auch Trompeter Joris steigert sich in irrwitzige Bravour. In „Walking Tip Toe“, einem weiteren Stück aus seiner Feder, erzeugt Joris mit Dämpfer und pointierten Trompeteneinwürfen raffinierte Klangwirkungen und führt mit dem Orchester vor, wie es in geschmeidigem Bläser-Stil so sanft klingt, als wenn man auf Zehenspitzen geht. Auch im Stück „Only for the Honest“ beeindruckt Joris’ warmer, kantabler Klang.
Im Zusammenspiel mit dem Starsolisten zeigt das Big Sound Orchestra, dass es hervorragend mit der komplexen Musik von Joris zurecht kommt, die mit ihren polyrhythmischen Elementen den Bläsern und der punktgenau spielenden Rhythmussektion viel abverlangt. Dass es in den Stücken mit Joris einen organisch runden Sound ergab und auch die komplexen Passagen voller Leichtigkeit tönten, spricht für die Klasse und homogene Spielkultur des Big Sound Orchestra.
Im zweiten Teil waren noch mal drei Joris-Stücke zu hören, darunter das effektvolle „Nuees d’Orage“, in dem es klanglich blitzt und gewittert, und der „Innocent Blues“ mit weichem Trompetenton, perlenden Läufen von Pianist Jonas Menz, virtuosen Steigerungen und einem sanften Ausklang, der wie Wellenrauschen verebbt. In „For the time being“ trat Sängerin Isa Morgenstern neben Joris als Solistin auf und berührte mit einfühlsamer, gefühlvoller Stimme. Auch zu Beginn in zwei Jazzstandards „All of Me“ und „Angel Eyes“ gefiel die junge Bandsängerin mit kultivierter Jazzstimme, die viel Gefühl transportiert. In „Lucky So and So“ von Duke Ellington und in „I can give you“ bezauberte Morgensterns ausdrucksstarker und eleganter Jazzgesang.
Das Big Sound Orchestra hatte schon im Eröffnungsstück „The Healer“ mit entspanntem, ausgefeiltem Sound und solistischen Höhenflügen von Markus Felber am Baritonsaxophon, Claus Timmer an der Gitarre und Mathias Zumsteg an der Trompete für Jazzkeller-Feeling und Reihen lässig mitwippender Zuhörer gesorgt. Dirigent Grottschreiber ließ seinen Musikern immer wieder Raum für brillante solistische Ausflüge. Ein tolles Konzert an dem Ort, wo vor 40 Jahren die Ursprünge des Big Sound Orchestra lagen.