Britta Wieschenkämper

Egal ob Sie bereit sind, im Fall Ihres Todes Ihre Organe zu spenden oder nicht: Sie sollten Ihre Entscheidung in dieser Frage auf einem Organspendeausweis kundtun. Im Vortrag des Gesundheitsforums der Kliniken des Landkreises Lörrach appellierte Babette Jansen, Oberärztin für Anästhesie und Transplantationsbeauftragte der Kreiskliniken, einen Organspendeausweis auszufüllen und ihn mit den anderen Ausweispapieren mit sich zu tragen.

  • Der Organspendeausweis: Man erhält ihn zum Beispiel über die Krankenkassen. Man kann auf ihm ankreuzen, ob man einer generellen Organ- und Gewebeentnahme zustimmt, sich nur bestimmte Organe entnehmen lassen würde und auch ganz einer Entnahme widersprechen. Wer die Entscheidung einem Angehörigen anvertrauen möchte, kann auch dies auf dem Ausweis mitteilen. Sich zu einem späteren Zeitpunkt umzuentscheiden, ist problemlos möglich. Da man nirgends registriert ist, wird die Entscheidung hinfällig, indem man den Ausweis vernichtet. Ab dem 14. Lebensjahr darf man sich gegen eine Organspende aussprechen, ab 16 auch dafür. „Sie haben das Selbstbestimmungsrecht über Ihren Körper. Das können Sie nur wahrnehmen, solange Sie leben“, sagte Jansen.
  • Die Diagnose: „Zum Hirntod führen immer ganz kurzfristige Erkrankungen.“ Eine heftige Hirnblutung, ein schwerer Herzinfarkt oder schwere Kopfverletzungen können dies etwa sein. Bis der Hirntod festgestellt wird, tun Ärzte alles, um das Leben des Patienten zu retten.

„Als Transplantationsbeauftragte bin ich froh, wenn Sie einen Organspendeausweis haben“, so Jansen. Ob darauf „ja“ oder „nein“ angekreuzt ist, sei ihr egal. Hauptsache es ist etwas angekreuzt. Denn dann weiß sie, was der Wunsch des verstorbenen Patienten war.

Ärzte können Organe nur entnehmen, wenn auf einer Intensivstation ein irreversibler Hirnfunktionsausfall, der sogenannte Hirntod festgestellt wird. Anders als in England, wo es ausreicht, wenn der Hirnstamm tot ist, muss in Deutschland auch das Groß- und Kleinhirn ohne Funktion sein. Alle lebenswichtigen Reflexe sind damit ebenso unwiederbringlich verloren wie das Sinn-Empfinden, etwa von Schmerz. Nur durch eine künstliche Beatmung und intensivmedizinische Betreuung kann dann der Ausfall der anderen Organe verhindert werden. Ärzte müssen nach einem festgelegten mehrstufigen Verfahren den Hirntod feststellen.

  • Die Organspende: Es können Herz, Lunge, Leber, Nieren, Bauchspeicheldrüse, Dünndarm und Gewebe wie Haut oder Knochen transplantiert werden. Dass man selbst zum Organspender wird, ist sehr unwahrscheinlich. Die letzte Organspende hat in den Lörracher Kliniken im Jahr 2016 stattgefunden. Im Jahr 2017 gab es nur einen Patienten, bei dem die medizinischen Voraussetzungen – also der Hirntod – vorlagen, im Jahr 2015 vier. Doch keiner von ihnen wurde zum Organspender, weil es keinen Spenderausweis oder keine Zustimmung der Angehörigen gab. Auch 2018 gab es in den Kreiskliniken noch keine Organspende.
  • Warum gibt es so wenig Spender? Als Spender kommen nur sehr wenige Verstorbene in Frage, weil nach dem Tod die intensiv-medizinische Behandlung noch fortgeführt werden muss. Die seltenen Fälle, in denen es theoretisch möglich ist, müssen überhaupt erst als solche erkannt werden. Damit dies regelmäßig geschieht, müssen Kliniken mit einer Intensivstation Transplantationsbeauftragte bereitstellen. Das sind Ärzte, die rechtzeitig die Prozesse in die Wege leiten, die für eine Organspende nötig sind. Auch wenn genaue Zahlen nicht verfügbar sind, warten im Landkreis viele Menschen auf Organe. Auf der Warteliste der Uniklinik Freiburg gibt es mehr als 350 Patienten, die eine neue Niere brauchen. Etwa 60 bis 80 weitere Patienten warten auf ein Herz oder eine Lunge. Wenn kein Organspendeausweis vorliegt, müssen die Angehörigen entscheiden, eine Entscheidung, die meist sehr schwer fällt. Man entlastet die Angehörigen, wenn man seinen Willen in einem Organspendeausweis geäußert hat.

Umfragen ergeben, dass viele spenden würden, doch nur wenige haben einen Organspendeausweis. Übrigens kann man selbst im hohen Alter und mit Vorerkrankungen seine Organe spenden.