Martha Weishaar

Die Solarcomplex AG plant die Erweiterung des Nahwärmenetzes im Bonndorfer Osten. Ob der Netzausbau realisiert wird, hängt davon ab, wie viele Hausbesitzer im Stadtgebiet zum Anschluss bereit sind. In einer ersten Infoveranstaltung wurden nun Details offengelegt.

Maßnahme für Klimaschutz

Bürgermeister Michael Scharf hob hervor, dass die Stadt in der Solarcomplex AG einen „Premiumpartner“ gefunden habe. „Den technischen Sachverstand haben wir im Rathaus nicht“, sagte er. „Ich hoffe, dass die Solarcomplex AG baut, Sie haben es in der Hand“, ermunterte das Stadtoberhaupt die Zuhörer des Abends zu einer Entscheidung. Und erinnerte daran, dass es der Umweltarbeitskreis gewesen sei, der als Maßnahme für Klimaschutz die Idee einer Nahwärmeversorgung auf den Weg gebracht hatte.

Gestiegener Ölpreis ausschlaggebend

Bene Müller, Vorstandsmitglied der Solarcomplex AG, machte keinen Hehl daraus, dass der stark gestiegene Ölpreis ausschlaggebend dafür sei, dass das Unternehmen jetzt die Erweiterung des Nahwärmenetzes anvisiert. „Die Menschen entscheiden nicht ökologisch, sondern wirtschaftlich“, sagte der Ingenieur und ließ in allererster Linie Zahlen für einen Anschluss sprechen.

Um ein Wohnhaus durchschnittlicher Größe aus den 1970er Jahren mit Öl zu heizen, ergeben sich seinen Angaben zufolge beim momentanen Ölpreis jährlich optimistisch gerechnet 3150 Euro Kosten, pessimistisch 3780 Euro. Die Versorgung mit Nahwärme sei mit 2960 Euro günstiger.

Ökologische Gesamtsituation

Hausbesitzer würden bei ihrer Kalkulation häufig den Wirkungsgrad des Heizkessels mit durchschnittlich 70 Prozent außer Acht lassen. Ebenso die Tatsache, dass im Fall eines Kesseltausches das Landesgesetz zur Nutzung erneuerbarer Energien einen Pflichtanteil von 15 Prozent regenerativer Energien vorschreibt. Für die ökologische Gesamtsituation sei eine Erweiterung des Netzes Bonndorf II, das durch Abwärme der Hans Adler OHG gespeist wird, ein großer Schritt. Auch die regionale Kaufkraftbindung wollte er berücksichtigt wissen.

Bonndorf I, das mit einer Hackschnitzelanlage sowie Abwärme von Dunkermotoren betrieben wird, und Bonndorf II binden jährlich 1,1 Millionen Euro, die ansonsten für Öl ausgegeben würden. Die Preisentwicklung für Holzhackschnitzel ist rückläufig. „Die Situation ist makaber, wir sind Profiteur des Klimawandels, da durch das hohe Aufkommen von Sturm- und Käferholz der Hackschnitzelpreis unter Druck gerät“, erläuterte Bene Müller.

Bisher Interesse verhalten

Das Interesse am Ausbau des Nahwärmenetzes scheint sich in Grenzen zu halten. Rund 30 Interessierte fanden den Weg zur ersten Infoveranstaltung. 100 Anschlüsse wären in der „Vogelsiedlung“ erforderlich, damit das „Nahwärmenetz Ost“ realisiert wird. Die Besucher hatten Fragen, sowohl zum Thema Versorgungssicherheit als auch, was beim Ausfall eines Wärmelieferanten passieren könnte.

Zweite Informationsveranstaltung Nahwärmenetz „Bonndorf Ost“, Donnerstag, 15. November, 19 Uhr, Foyer der Stadthalle. Sprechstunde , individuelle Beratung, Mittwoch, 21. November, 17 bis 19 Uhr, Rathaus.