Wie beurteilen die Bürger von Villingen-Schwenningen die Sicherheit und Ordnung in ihrer Stadt? Dazu hat der Gemeinderat vergangenes Jahr eine umfassende Studie an Wissenschaftler in Auftrag gegeben. An der Umfrage haben sich 3714 Einwohner der Doppelstadt beteiligt. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.

Vorweg muss gesagt werden: Die beauftragten Experten stellen grundsätzlich fest, dass Villingen-Schwenningen bezüglich Kriminalität und Ordnung kein auffälliger Ort ist.

Im Mittelfeld vergleichbarer Städte

Sowohl bei der objektiven wie bei der subjektiv von den Bürgern beurteilten Sicherheitslage sowie der Lebensqualität liegt die Doppelstadt demnach „im Mittelfeld des Niveaus anderer untersuchter Städte und kann als sichere und lebenswerte Stadt bewertet werden“, so die Schlussfolgerung der Gutachter. Aber es gibt Unterschiede.

Lebensqualität „ausgesprochen gut“

Die Lebensqualität in den meisten Stadtteilen und Ortschaften sei zwar insgesamt „ausgesprochen gut“, so die Experten. Besonders hoch sei sie im Villinger Kurgebiet, in der Villinger Südstadt und am Warenberg, in Mühlhausen, der Hammerhalde, in Rietheim und Pfaffenweiler.

Die schlechtesten Bewertungen betreffen indes in Schwenningen die Innenstadt Süd und die Innenstadt Nord.

Wo herrscht Kriminalitätsfurcht?

Unterschiedlich hoch ist auch die Kriminalitätsfurcht. Am höchsten ist sie laut der Studie in der Innenstadt Süd von Schwenningen, gefolgt von den Schwenninger Quartieren Neckarstadtteil/Frühlingshalde und Innenstadt Nord.

Am sichersten fühlen sich die Bewohner von Rietheim, Tannheim und Obereschach.

Die Kriminalitätsfurcht in VS ist im Städtevergleich auf einem durchschnittlichen Niveau angesiedelt, sagen die Autoren der Studie.

Vor allem junge Frauen haben Angst

Ältere Bürger fühlen sich in VS besonders sicher. Die höchste Kriminalitätsfurcht haben junge Frauen. Der Grund dafür liegt laut Studie vor allem in ihrer Befürchtung, „in naher Zukunft sexuell belästigt zu werden“,

Das nervt die Bürger am meisten

Abgefragt wurde ein weiterer subjektiver Eindruck der Einwohner: Wo sehen diese im Bereich der öffentlichen Ordnung die größten Defizite?

Die Antwort der Bürger ist eindeutig. 63 Prozent bemängeln den schlechten Straßenzustand in VS, knapp 60 Prozent kritisieren fehlenden günstigen Wohnraum.

46 Prozent ärgern sich über Schmutz und Müll in den Straßen und Grünanlagen, 43 Prozent sind von vielen Falschparkern genervt und 40 Prozent beklagen fehlende oder ungenügende Fahrradwege.

Das könnte Sie auch interessieren

„Auffällige Personengruppen“

In der Stadt sorgen „auffällige Gruppen oder Personen“ an mehreren einschlägigen Stellen für Unwohlsein bei vielen Bürgern. Über 66 Prozent finden, dass dies in der Villinger Färberstraße zutrifft, knapp gefolgt vom Bahnhofsvorplatz Schwenningen einschließlich der dortigen Unterführung.

Hier kann es auch sehr ruhig zugehen: Der Schwenninger Bahnhof mit Vorplatz ist allerdings immer wieder Schauplatz von gewalttätigen ...
Hier kann es auch sehr ruhig zugehen: Der Schwenninger Bahnhof mit Vorplatz ist allerdings immer wieder Schauplatz von gewalttätigen Auseinandersetzungen. | Bild: Matthias Jundt (Archivbild 2020)

Einen hohen Unwohlfaktor haben außerdem der Mauthepark, der Neckarpark und die Möglingshöhe in Schwenningen, der Bahnhofsvorplatz in Villingen sowie die Busbahnhöfe in beiden großen Stadtbezirken.

Viele stören sich auch an Betrunkenen im Neckar- und im Mauthepark in Schwenningen sowie an größeren Gruppen mit Flüchtlingen und Migranten in der Innenstadt Schwenningens.

Das könnte Sie auch interessieren

Das erwarten die Bürger von ihrer Stadt

Was wünschen sich die Bürger zur Verbesserung der Lebensqualität in VS? Auf Platz eins steht mit 26,9 Prozent der Wunsch der Bürger nach einer Verbesserung der städtischen Verkehrsinfrastruktur. Vor allem die Straßenqualität und das Radwegenetz gehören aus Sicht der Doppelstädter verbessert.

Auf Platz zwei (16,6 Prozent) steht der Wunsch nach mehr Präsenz und Kontrolle durch die Polizei und den städtischen Ordnungsdienst. „Diese Kontrollen sollen sich auch hier erkennbar häufig auf den Straßenverkehr beziehen und auf das Fahr- und Parkverhalten ausrichten“, heißt es in der Studie.

Das könnte Sie auch interessieren

An dritter Stelle werden Vorschläge zur Verbesserung des Sport- und Freizeitangebots geäußert. An vierter Stelle rangiert der Wunsch der Bürger, die Stadt möge etwas tun gegen Abfälle, Hundekot oder Luftverschmutzung.

Fazit der Gutachter

Die Gutachter kommen zu dem freundlichen Ergebnis, dass die Stadt VS mit ihren bisherigen kriminalpräventiven Maßnahmen auf dem richtigen Weg sei, um der Kriminalitätsfurcht zu begegnen. Allerdings könnte die Kriminalitätsprävention aus den Befunden der Umfrage „noch verbessert werden“. Es liegt daher am Gemeinderat, nun die Schlussfolgerungen aus den gewonnen Erkenntnissen zu ziehen.

Am Mittwoch, 19. Juli, wird der Gemeinderat in öffentlicher Sitzung das Papier diskutieren. Die Sitzung beginnt um 16 Uhr in der Neuen Tonhalle im Stadtbezirk Villingen.