Weil sie bislang keinen Investor für die Bebauung des Quartiers Oberer Brühl gefunden hat, will die Stadt jetzt ihre Vorgaben lockern, um auf dem brachliegenden Konversionsgelände endlich eine Wohnbebauung in Gang zu bringen.

Gemeinderat und Stadtverwaltung stehen unter Zugzwang. Auf dem ehemaligen Kasernengelände, so der Anspruch, soll ein Leuchtturmprojekt der Stadt entstehen. Es steht auf der Prioritätenliste des Gemeinderates ganz oben.

Ganz besonders liegt der Kommunalpolitik dabei der Wohnungsbau am Herzen. Hier wurde ein ökologisches und soziales Vorzeigequartier mit 683 Wohneinheiten konzipiert, um in Innenstadtnähe bezahlbaren Wohnraum in großem Stil zu ermöglichen. 30 Prozent davon soll geförderter Wohnraum werden.

Bild 1: Oberen Brühl Villingen: Mehr Eigentums- statt Mietwohnungen
Bild: Müller, Cornelia

Darum stagniert das Leuchtturmprojekt

Während in der Nachbarschaft private Unternehmen auf dem ehemaligen Saba-Gelände und dem ehemaligen Kasernengelände Lyautey (jetzt „Von Richthofenpark“) hunderte neuer Wohnungen hochgezogen werden und teilweise schon bezogen sind, dümpelt das städtische Vorhaben noch immer im Planungs- und Erschließungsstadium vor sich hin. Der Versuch der Stadt, für die Wohnbebauung einen einzigen großen Investor zu finden, ist gescheitert.

Ein Grund für die Zurückhaltung: Die Rahmenbedingungen für große Investitionen im Wohnungsbau sind derzeit ziemlich schlecht. Ein zweiter Grund: Planungsvorgaben der Stadt verteuern das Bauen für Investoren ebenfalls erheblich.

Stadt will Ballast abwerfen

Aufgrund dieser Stagnation hat sich die Stadtverwaltung entschlossen, bei den Vorgaben Ballast abzuwerfen. Ausgearbeitet wurden mehrere Vorschläge, wie jetzt aus der Sitzungsvorlage für den Gemeinderat hervorgeht. Der Gemeinderat muss nächsten Mittwoch, 20. März, in öffentlicher Sitzung entscheiden, ob er diesen zustimmt.

Eigentumswohnungen bringen höhere Profite

Ein wesentlicher Punkt, der im bisherigen Konzept modifiziert werden soll: In dem Quartier soll eine Quote von 25 Prozent als Eigentumswohnungen zugelassen werden. Bislang waren es nur zehn Prozent. Damit soll die Bebauung für Investoren interessanter gemacht werden, weil diese mit Eigentumswohnungen eine höhere Rendite als mit Mietwohnungen erzielen können.

Abstriche machen will die Stadt auch bei den Stellplätzen. Hier ist bislang eine Hochgarage mit 280 Parkplätzen vorgesehen. Davon sollte ein Investor 65 Stellplätze als dauerhaft öffentlich zugänglichen Stellplätzen für die Allgemeinheit und Besucher der Anlage auf eigene Kosten bereitstellen. Von dieser fixen Vorgabe will sich die Stadtverwaltung jetzt verabschieden. Über die 65 Stellplätze soll jetzt mit Investoren verhandelt werden können.

So soll es einmal aussehen im Wohnquartier Oberer Brühl: Weitgehend autofrei sowie klimaneutral, mit viel Grün im öffentlichen Raum. ...
So soll es einmal aussehen im Wohnquartier Oberer Brühl: Weitgehend autofrei sowie klimaneutral, mit viel Grün im öffentlichen Raum. Hier eine Visualisierung der Stadtplaner. | Bild: Stadt Villingen-Schwenningen

Quartierstreff wird verhandelbar

Ebenso schlägt die Stadtverwaltung vor, die Errichtung eines Quartiertreffs nicht mehr zwingend potenziellen Investoren aufzubürden. Der Quartierstreff soll nun „in den Bereich der verhandelbaren Forderungen geschoben“ werden, heißt es in der Vorlage der Stadt. Verhandlungssache werden sollen ebenso der Bau eines Cafés oder einer Bäckerei mit Bewirtung und der geplante Bau eines Bächleins über das Gelände.

Neue Vermarktungsstrategie

Die Stadtverwaltung schlägt außerdem eine neue Vermarktungsstrategie für den Wohnungsbau vor. Anstelle der Umsetzung des Wohnungsbauvorhabens durch einen Großinvestor sollen die zur Verfügung stehenden Flächen in fünf Baufeldern einzeln vermarktet werden. Damit würde sich das Investitionsrisiko für den einzelnen Bauträger reduzieren.

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Vorrang bekommt nach diesen Vorschlägen nun die Errichtung von 126 Sozialwohnungen in einem der Baufelder. Dieses Vorhaben soll unverzüglich europaweit ausgeschrieben werden. Sofern dies bis Januar 2026 erfolgt, erhält der potenzielle Bauträger eine Kostenverbilligung von 3,1 Millionen Euro.

Die anderen Vorgaben des Nutzungskonzepts will die Stadt beibehalten. So sollen weiterhin 30 Prozent der geplanten Bebauung als mietpreisreduzierte Wohnungen auf den Markt kommen. Beibehalten will die Stadt auch die Vorgabe für den Bau eines viergruppigen Kindergartens durch einen Investor.