Bei seiner Haushaltsrede im Gemeinderat am Mittwoch warf Oberbürgermeister Jürgen Roth auch einen ausführlichen Blick auf die großen Zukunftsprojekte der Stadt, die mit zweistelligen Millionenbeträgen in der mittelfristigen Finanzplanung zu Buche schlagen werden. Am liebsten, so ließ Roth anklingen, würde er alles machen: Das Quartier Oberer Brühl und ein zentrales Hallenbad, das Rössle- und das Bürk-Areal.
Quartier Oberer Brühl
Das künftige Wohn- und Verwaltungsquartier Oberer Brühl in Villingen auf dem einstigen Kasernengelände bleibt laut OB Jürgen Roth „unverändert ganz oben“ auf der städtischen Agenda. „Die Schaffung von Wohnraum bleibt einer der wesentlichen sozialen Fragen unserer Zeit“, betonte er in seiner Haushaltsrede.
Wie geht es dort weiter, nach dem die Stadt bei einer europäischen Ausschreibung für eine Wohnbebauung keinen einzigen Investor für ihre Pläne gefunden hat? Laut Roth wird jetzt das Vergabeverfahren für das erste der vier Baufelder „neu justiert“ und demnächst im Gemeinderat vorgestellt. Es geht um den Bau von 280 Wohneinheiten. „Unsere Erwartung ist, dass die Ausschreibung im Februar 2024 abgeschlossen ist und wir dann in die Vergabe einsteigen können“, skizzierte den OB den nächsten Schritt.

Für das gesamte Sanierungsgebiet plane die Stadt bis 2028 Investitionen in Höhe von 56 Millionen Euro. Dem gegenüber werden Einnahmen aus Zuwendungen des Bundes und Erlöse durch Grundstücksverkäufe in Höhe von 33 Millionen Euro erwartet.
Euphorisch beim Rössle-Areals
Die zweite Priorität sieht der OB in der Wiederbelebung der seit 15 Jahren leer stehenden Einkaufsmarkt-Ruine auf dem Rössle-Areal in der Stadtmitte von Schwenningen. Die neuen Pläne des Investors HBB, so erklärte Roth nach seinem letzten Besuch, stimmten ihn „euphorisch und überzeugter denn je“.
Durch die diskutierte Unterbringung der städtischen Bibliothek und der Bibliotheken der Schwenninger Hochschulen sowie der VHS Schwenningen in diesem Gebäude „könnten wir Schwenningen zu einem echten Zentrum der Bildung und Weiterbildung machen“. Hinzu kämen die Einrichtung für die Kinderbetreuung und die Unterbringung von Ämtern der Stadtverwaltung, die aktuell im Steinel-Gebäude beheimatet sind.
Die Planentwürfe sollen demnächst im Gemeinderat vorgestellt werden. „Insgesamt kalkulieren wir mit einem Finanzierungsbedarf von 18,8 Millionen Euro zuzüglich Kaufpreis“, sagte Roth zu den erwartbaren Kosten. Das sei viel Geld. Aber das Stadtzentrum in Schwenningen weiter brach liegen lassen sei für ihn „die schlechteste aller Optionen“.
Bürk und Rössle als Game-Changer
„Ebenso bedeutend“ wie das Rössle-Areal sei das Bürk-Areal, erklärte Roth. Die Umwandlung des einstigen Fabrikgebäudes zu einem Museumsquartier biete „unglaublich große Chance für Schwenningen“ und die Gesamtstadt. Leider hätten verschiedene Umstände dafür gesorgt, dass sich die veranschlagten Kosten auf 19,8 Millionen Euro fast verdoppelt hätten.
Die Wohnbaugesellschaft (Wbg) der Stadt würde investieren und die Stadt 50 Prozent beisteuern. Für das Projekt gebe es eventuell eine städtebauliche Förderung in Höhe 5,9 Millionen Euro. Er ließ anklingen, dass die Realisierung des Museumsquartiers sehr stark davon abhänge, ob der Bundeszuschuss bewilligt werde oder nicht.
Gleichwohl warb der OB im Gemeinderat dafür, das Rössle- und das Bürk-Projekt zu realisieren. „Zusammengenommen sind sie – davon bin ich zu 100 Prozent überzeugt – der Game Changer, die Innenstadt in Schwenningen dauerhaft und nachhaltig zu beleben.“
Roth: „Schwenningen hat so viel Potential – das zeigen der Stadtstrand aus dem Sommer und das erste Echo des aktuell stattfindenden Weihnachtsmarktes eindrucksvoll. Warum also nicht diese Aufbruchstimmung mitnehmen? Warum sollten wir nicht beides angehen?“
Lesen Sie dazu einenKommentar von Eberhard Stadler.
50 Millionen Euro für ein neues Bad
Außerdem sprach sich das Stadtoberhaupt dafür aus, dass die beiden Hallenbäder in Villingen und Schwenningen künftig durch ein großes gemeinsames Bad ersetzt werden sollen. „50 Millionen Euro würden wir als Gesellschafterzuschuss für die Bäder VS GmbH bereitstellen“, beschrieb er die Belastung für die Stadt. Angesichts dieser Dimension sei es richtig, dass dies durch einen Bürgerentscheid entschieden werde.

„Meine Meinung ist klar gesetzt. Ich sehe ein gemeinsames Bad, am Standort Klosterhof, als die beste Lösung“, erklärte Roth. Langfristig sei ein gemeinsames Bad die beste, die nachhaltigste Lösung.