Am Nikolaustag, da servierte Oberbürgermeister Roth dem Gemeinderat und den Bürgern in seiner Haushaltsrede einen Ausblick auf die Politik der nächsten Jahre. Mit Blick auf die Jahre 2024/25 schwor der OB die Bürger allerdings weniger auf große Geschenke aus dem Krabbelsack, sondern auf Verzicht ein.
„Wir alle, die hier sitzen, wir werden gezwungen sein, den Bürgerinnen und Bürgern dort draußen unpopuläre, auch schmerzhafte Entscheidungen zuzumuten“, erklärte er den Mitgliedern des Gemeinderates. Und: „Die Zeit des Wünsch dir was – sie ist vorbei.“
Dann doch noch: Gestaltungs-Lust
Von seiner Blut-,Schweiß- und Tränenrede war allerdings nichts mehr übrig, als das Stadtoberhaupt am Ende seiner Rede auf die „Big four“, die vier Großprojekte der Stadt, zu sprechen kam. Roth wechselte die Tonalität vom Haushalts-Frust zur Gestaltungs-Lust.
Auf einmal purzelten nur so die Millionen-Beträge: 23 Millionen Euro für den Oberen Brühl, 19 Millionen fürs Rössle, 20 Millionen ins Bürk-Areal und 50 Millionen für ein zentrales Hallenbad. Der OB schüttete sein Füllhorn aus. Und dazu das Bekenntnis: Am besten wäre es, alles zu machen.
Roth ist in Zugzwang
Gewiss, das wäre alles wunderbar. Doch auch realistisch? Dass der OB all dies gerne umsetzen würde, ist nachvollziehbar: Er will 2026 wiedergewählt werden. Bislang hat er noch keine Leuchtturmprojekte in VS umgesetzt und sieht sich wohl in Zugzwang.
Und der OB weiß genau, wem er seine Wahl in 2017 vor allem zu verdanken hat: Seiner Anhängerschaft in Schwenningen. Insofern wäre es taktisch höchst unklug, würde er seinerseits das Aus für das Museumsprojekt Bürk verkünden und damit seine Schwenninger Klientel verprellen.
Diesen Part überlässt er lieber den Stadträten, die zunehmend skeptisch sind, wie sich das alles rechnen soll. So dürfte es an den ehrenamtlichen Kommunalpolitikern liegen, den euphorisierten Rathaus-Profi wieder zu erden, sollten nüchterne Zahlen und Fakten die beschworene Aufbruchstimmung dämpfen. Womöglich mit dessen eigenen Worten: „Die Zeit des Wünsch Dir was – sie ist vorbei.“