Die politischen Drähte glühen. Am Freitagabend hatte die CDU ihr Vorstandsgremium zur Kandidatenkür am geheimen Ort versammelt. Im Salinencafé von Vorstandsmitglied Frank Singer sprach zunächst Jörg Röber bei den nicht vollzählig versammelten Christdemokraten vor. Die fast einstündige Präsentation war frei gestaltbar. Wie vom SÜDKURIER enthüllt, will sich der Referent von VS-OB Rupert Kubon bei der Abstimmung am 7. Oktober bewerben, obwohl er gegenüber der SÜDKURIER-Redaktion Ende Februar entsprechende Absichten in Abrede gestellt hatte („Ich habe eine andere Lebensplanung“).
Röber, so berichten es Beobachter der Szenerie, verließ das geheim gehaltene Tagungslokal „durch einen Hinterausgang“. Ein Zusammentreffen mit dem nach ihm vorsprechenden Tuninger Bürgermeister Jürgen Roth sollte offenkundig vermieden werden. Roth, Parteimitglied, Kreistags-Mann für die Partei und in vorderster Front für den Zweckverband Breitbandkabel Schwarzwald-Baar in der Verantwortung, konnte offenkundig letzte Zweifel zerstreuen. Am Samstag versandte Stadtverbandsvorsitzender Klaus Martin die entscheidende Erklärung. „Wenn sich Jürgen Roth entschließt, für das Amt des Oberbürgermeisters in Villingen-Schwenningen zu kandidieren, sichert ihm der CDU-Stadtverband seine Unterstützung zu“, teilte der Stadtrat und Obereschacher Ortsvorsteher in seiner Funktion als CDU-Chef mit.
Der in Villingen geborene, 55 Jahre alte Bürgermeister der Kleingemeinde Tuningen (2900 Einwohner) bringe die richtigen Eigenschaften für die Persönlichkeitswahl am 7. Oktober mit: „Kommunikationsfähigkeit, strategisches Denken, Berufs- und Lebenserfahrung.“ Roth, alleinstehend, in Villingen geboren und aufgewachsen, bringe darüber hinaus eine „hohe Identifikation und eine große Leidenschaft für unsere so besondere Stadt mit ihren Bürgern“ mit ins Amt des VS-Oberbürgermeisters. Roth kann auch für eine zweite Amtsperiode in VS nach acht Jahren Amtszeit zur Verfügung stehen.
Roth punktet bei der CDU auch als Gegenentwurf zum seit 16 Jahre amtierenden Rupert Kubon (SPD). Der 60-Jährige tritt nicht mehr für eine Wiederwahl an. Roth ist ein notorischer Gegenspieler Kubons auf vielen politischen Ebenen, gestritten wird zwischen den beiden seit Jahren, sei es um die Ansiedlung von Industriebetrieben oder beim Ausbau des Glasfasernetzes. Die VS-CDU lobt Roth aufgrund seiner „klaren Vision und Strategie“ bei der Projektführung. Er sei „hartnäckig zu übergeordneten Behörden“ und setze sich für seine Kommune auch „mit Fleiß und hoher Identifikation“ ein. Für die Vereine bringe er eine besondere Sichtweise mit. Als Kreisvorsitzender des Roten Kreuzes und früherer Chef des VS-DRKs verstehe er Arbeitsweise und Ziele des Ehrenamtes „nicht nur vom Hörensagen“, so Martin.
Der Verwaltungs-Chef befindet sich in Tuningen auf der Zielgeraden seiner zweiten Amtszeit. In VS wolle Roth laut Martin als unabhängiger und „parteiübergreifender Kandidat“ antreten. Wie vom SÜDKURIER unlängst exklusiv berichtet, hat Roth auch bereits bei den Freien Wählern des Oberzentrums vorgesprochen.
Roth gilt regional und überregional als exzellent vernetzt. Sowohl nach Brüssel wie auch Berlin und Stuttgart hat er über seine Parteifreunde Andreas Schwab (Europaparlament), Torsten Frei (Bundestag) und Karl Rombach (Landtag) vertraute Kontakte. Der Verwaltungs- und Betriebswirt bringt auch für die weiterführenden Aufgaben eines VS-OBs Erfahrung mit. Kraft Amtes ist er Aufsichtsrat der Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar. Roth hat auch den Vorsitz des Gemeindeelektrizitätsverbandes Schwarzwald-Donau inne. Der VS-OB hingegen führt – kraft Amtes – unter anderem den Verwaltungsrat der Sparkasse Schwarzwald-Baar und sitzt dem Aufsichtsrat der Stadtwerke vor. Im Wechsel mit dem Landrat führt der VS-Oberbürgermeister den Aufsichtsrat des Schwarzwald-Baar-Klinikums.
Bei der CDU-Sitzung in Schwenningen gab es einen Gast. Der CDU-Kreisvorsitzende Torsten Frei nahm persönlich an der Runde teil. Aus gut unterrichteten Kreisen heißt es, er habe seinen Stellvertreter in der Kreistagsfraktion den VS-Christdemokraten wärmstens empfohlen.
Die VS-CDU legt sich mit ihrer Entscheidung pro Roth bemerkenswert früh fest. Erst in einigen Wochen wird die VS-Oberbürgermeisterstelle offiziell ausgeschrieben. Von Jürgen Roth heißt es aus gut unterrichteten Kreisen, dass er Mitte kommenden Monats offiziell seine Kandidatur erklären soll.
Parteiunterstützung
Ohne Hilfe einer gut aufgestellten Organisation ist eine OB-Wahl in einer so großen Stadt wie Villingen-Schwenningen kaum zu gewinnen. Es geht dabei um viel mehr als um Plakate aufhängen: Unterstützung in den sozialen Netzwerken, Hilfe bei der Organisation von Veranstaltungen und vieles mehr sind dabei essenziell. Festgelegt wurde die OB-Wahl auf Sonntag, 7. Oktober.