Das Klinikum zwischen Villingen und Schwenningen legt am Samstag und Sonntag den ganz großen Schalter um und probt den Blackout. Es geht um diese grundlegende Frage: Sind wir gerüstet, wenn wirklich der komplette Stromausfall eintritt? Dieses Katastrophenszenario wird dieses Wochenende akribisch durchgespielt – mit markanten Folgen für Patienten der Region und für benachbarte Kliniken. Das Klinikum informierte die Öffentlichkeit über die Sondersituation nicht vorab. Der SÜDKURIER wurde von besorgten Kennern der Situation in Kenntnis gesetzt.
- Die Testzeiten: In einem internen Schreiben des Schwarzwald-Baar Klinikums, das dieser Redaktion vorliegt, heißt es mit Blick auf die Testphasen am Samstag und Sonntag, dass das "Schwarzwald-Baar-Klinikum seine Funktion als Zentralversorger in diesem Zeitraum nicht in vollem Umfang wahrnehmen kann." Weiter heißt es: "Das Schwarzwald-Baar-Klinikum meldet sich deshalb von Samstag, 16. Juni, 7 Uhr bis 19 Uhr, und Sonntag, 17. Juni, von 7 bis 19 Uhr, von der Notfallversorgung ab." Die benachbarten Kliniken sollen ersatzweise einspringen und werden ausdrücklich darauf hingewiesen, "dass in diesem Zeitraum mit einer erhöhten Zahl von Notfällen zu rechnen" sei.
- Der Notfallplan: Es tritt auf Grund der Tests ein Notfallplan in Kraft, der vorsieht, dass umliegende Krankenhäuser einspringen. Es geht dabei vor allem um Patienten, die beispielsweise – stromunterstützt – beatmet werden oder auf andere lebenserhaltende Unterstützung bei den Zentralorganen wie Herz oder Nieren angewiesen sind. In besonderer Einsatzbereitschaft sind am Wochenende deshalb Kliniken in Rottweil, Tuttlingen und beispielsweise auch in Titisee-Neustadt. Eine besondere Rolle spielt dabei der so genannte Linksherzkatheder-Messplatz in Tuttlingen.
- Die Folgen für Patienten: Menschen mit schweren Gesundheitsproblemen, die akut als Notfall versorgt werden müssen, erreichen das größte Klinikum zwischen Freiburg und Tübingen dieses Wochenende tagsüber nicht: Die Rettungsleitstellen werden die Krankentransporte sinnvoll an andere Kliniken umleiten.
Dagegen werde die Versorgung interner Notfälle – etwa bei einer rapiden Verschlechterung des Gesundheitszustandes eines stationär bereits aufgenommenen Patienten – "jederzeit gewährleistet" sein, sagte ein sachkundiger Mitarbeiter am Freitag.
Zudem betont das Klinikum in dem internen Schreiben an die umliegenden Kliniken und Abteilungen des Roten Kreuzes, dass die VS-Notfallambulanz am Wochenende "regulären Wochenenddienst" leiste. Das bedeutet: Routinefälle wie der Schnitt in den Finger beim Kochen, der verstauchte Fuß des Juniors beim Sturz auf dem Spielplatz oder der Sehnenriss beim Fußballspiel könnten also problemfrei wie immer versorgt werden.
- Der Grund für den Test: Der Test, den das Klinikum am Wochenende durchspielt, ist zum Wohle der Sicherheit der Bürger. Es soll ein Katastrophenszenario sicher ausgeschlossen werden können. Extremfälle wie der Zusammenbruch des Stromnetzes sind in der heutigen Zeit mit Supertechnologie und Livesteuerung komplizierter Versorgungsleitungen keineswegs ausgeschlossen. Wegen eines so genannten Blackouts musste zum Beispiel Anfang Juni der Hamburger Flughafen seinen Betrieb an einem Wochenende komplett einstellen. Ursache des Problems war eine mangelhafte Kabelisolierung.
- Weshalb der Test so kompliziert ist: Der Test im Schwarzwald-Baar-Klinikum soll Erkenntnisse darüber bringen, dass die Versorgung von Schwersterkrankten auch in der Peripherie in anderen Häusern möglich ist. Zudem wird die Versorgung des Schwarzwald-Baar Klinikums mit Notstromaggregaten harten Leistungstests unterzogen, wenn das Klinikum aufgrund der "vorgeschriebenen technischen Wartungsarbeiten", wie es in dem internen Schreiben heißt, "geplant für kurze Zeiträuma auf die Netzersatzversorgung angewiesen sein" werde.
Kompliziert seien diese Testläufe, weil viele verschiedene Stromkreise detailliert untersucht werden müssten, erklärt ein Kenner der Verhältnisse am Freitag gegenüber dieser Zeitung. Die Umleitung von akut Schwerstverletzten tagsüber am Wochenende an andere Kliniken sei aus einem besonderen Grund erforderlich: Bei dem geheim gehaltenen Großtest am Wochenende komme es zu bis zu 15 Sekunden langen Komplettausfällen der Stromversorgung. Diese Situation könne Schwerstverletzten nicht zugemutet werden.