Es ist ungesund, teuer, in Innenräumen oft sowieso verboten, und den Geruch mag auch nicht jeder: Rauchen ist auf dem Rückzug. Da überrascht die jüngste Deutsche Befragung zum Rauchverhalten (Debra-Studie) für 2022.

Demnach nimmt die Zahl jugendlicher Tabakraucher inzwischen wieder zu, nachdem sie zuvor jahrelang gleichbleibend oder gar fallend war. 2021 rauchten lediglich 8,7 Prozent der 14- bis 17-Jährigen in Deutschland – dann wuchs der Anteil innerhalb eines Jahres auf 15,9 Prozent an. Auch bei den jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) stieg der Raucheranteil im selben Zeitraum von 35,6 auf 40,8 Prozent.

Ist dieses Phänomen auch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Schwarzwald-Baar-Kreis zu beobachten? Diplom-Sozialarbeitern Birgit Riegger von der Fachstelle Sucht in Villingen-Schwenningen kann darauf zwar keine eindeutige Antwort geben. Sie geht aber davon aus, dass die Entwicklung in der Region ähnlich zum bundesweiten Trend verläuft.

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Warum rauchen Jugendliche wieder mehr?

Ist Rauchen tatsächlich wieder cool? Sozialpädagogin Birgit Riegger sagt klar: Nein. „Rauchen wird nicht als cool angesehen. Es hat einen neutralen Status.“ Nichtsdestotrotz hat die Zahl der minderjährigen Raucher innerhalb eines Jahre merklich zugenommen.

Was könnten die Gründe für den Anstieg sein? Fachfrau Birgit Riegger sieht als eine mögliche Ursache die Veränderung der Lebenssituation der Jugendlichen durch das Ende der Corona-Pandemie. Zuvor hätten Kinder und Jugendlichen viel Zeit alleine in ihren Zimmern verbracht.

Seit dem Ende der Corona-Maßnahmen können sie nun wieder mehr raus, weg von den wachsamen Augen der Eltern. Und durch den intensiveren Kontakt mit Gleichaltrigen könne der Gruppenzwang wieder mehr zum Tragen kommen. „Man will kein Außenseiter sein“, weiß Birgit Riegger.

Daneben sei der Griff zum Glimmstängel häufig eine Möglichkeit, Frust abzulassen. „Die Jugend steht unter viel Druck“, schildert die Sozialarbeiterin. Häufige Stressfaktoren seien schulischer Druck, familiäre Verhältnisse und Stress durch die Nutzung sozialer Medien.

E-Zigaretten als einfacher Einstieg

Neben den herkömmlichen Zigaretten greifen Jugendliche auch immer häufiger zu E-Zigaretten, E-Shishas und Vapes. Das sind elektrische Geräte, die meist nikotinhaltige und angenehm aromatisierte Flüssigkeiten zum Inhalieren verdampfen. Der Hype um die neuen Produkte könnte eine weitere Ursache für die nun wieder wachsende Popularität auch des herkömmlichen Qualmens sein. Das ist nicht ungefährlich.

Den Daten der DEBRA-Studien zufolge stieg der Anteil der E-Zigarettennutzer bei den 14- bis 17-Jährigen von 0,5 auf 2,5 Prozent und bei den 18- bis 24-Jährigen von 2,4 auf 4,0 Prozent.

Doch was macht E-Zigarette und Co. für Jugendliche so attraktiv? „Die sind schön bunt – das spricht das Auge an“, sagt die Sozialarbeiterin Birgit Riegger. Außerdem gebe es die wildesten Geschmacksrichtungen, zum Beispiel Wassermelone oder Käsekuchen. „Das finden die Jugendlichen gut.“ Ein niedrigschwelliger Einstieg in die Gewohnheit des Inhalierens also.

Eine Frau atmet den Dampf aus einer E-Zigarette aus. Die bunten kleinen Geräte und ihr angenehm aromatisierter, nikotinhaltiger Inhalt ...
Eine Frau atmet den Dampf aus einer E-Zigarette aus. Die bunten kleinen Geräte und ihr angenehm aromatisierter, nikotinhaltiger Inhalt sind bei vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebt. Von den Herstellern als weniger schädlich als Tabakzigaretten angepriesen, bergen die neuen Produkten dennoch viele Gesundheitsrisiken, grade für junge Konsumenten (Symbolbild). | Bild: Marijan Murat

Die Sozialpädagogin beobachtet die Entwicklung nicht ohne Sorge, denn bisher seien die Alternativen zur Zigarette noch nicht ausreichend erforscht. „Aktuell kann man nur spekulieren, wie schädlich sie wirklich sind“, sagt Riegger.

Laut der Debra-Studie von 2022 birgt der Konsum von E-Zigaretten besonders für Jugendliche und junge Erwachsene ein zusätzliches Risiko, denn der regelmäßige Konsum von Nikotin kann die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen. Daneben kann so eine Nikotinabhängigkeit entstehen, die möglicherweise den Einstieg in das Tabakrauchen begünstigt.

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Einfacher Zugang zu Zigaretten und Co.

Doch wie kommen Kinder und Jugendliche überhaupt an die Nikotinprodukte? E-Zigaretten sind wie Tabakzigaretten grundsätzlich erst ab 18 Jahren erlaubt. Aber von Kindern und Jugendlichen weiß die Sozialpädagogin: Es sei unglaublich einfach, an die Produkte zu kommen – gerade an die E-Zigaretten. Häufig würden sie einfach Erwachsene fragen, die ihnen dann Zigaretten und Co. kaufen würden.

Das ist aber streng verboten. Wer Minderjährigen Zigaretten oder die elektronischen Alternativen verkauft oder diese an sie weiter gibt, der macht sich gemäß dem Jugendschutzgesetz strafbar. Ein Verstoß kann ein Bußgeld von mehreren tausend Euro nach sich ziehen.

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Was man gegen das Rauchen tun kann

Wie können Eltern und Schulen Jugendliche vom Rauchen abhalten? „Ein gutes Vorbild sein. Die Vorbildfunktion ist immer ein wichtiges Thema“, rät Sozialarbeitern Riegger. Außerdem sei es wichtig, mit den Jugendlichen zu diskutieren und sie über die Gefahren des Rauchens aufzuklären.

Die Fachstelle Sucht aus Villingen-Schwenningen betreibt auch selbst viel Präventionsarbeit, wie die Sozialarbeiterin berichtet. Immer wieder sei man vor Ort in Schulen, diskutiere mit Kindern und Jugendlichen und kläre sie über die Gefahren auf. Zusätzlich bietet die Fachstelle Rauchfrei-Kurse an, in denen Erwachsenen und Jugendlichen geholfen wird, von der Nikotinsucht loszukommen.