Es ist laut einem führenden Ermittler der schwerste Schlag gegen Kinderpornografie in der Region, seit sich das Konstanzer Polizeipräsidium vor zwei Jahren neu gegründet hat: Am Mittwoch haben 25 Polizeibeamte und mehrere Vertreter der Staatsanwaltschaften Rottweil und Konstanz bei 15 Verdächtigen in den Landkreisen Konstanz, Schwarzwald-Baar, Rottweil und Tuttlingen Wohnungen und Fahrzeuge durchsucht.

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Die Strafverfolgungsbehörden werfen den Männern und Frauen im Alter von 14 bis 75 Jahren vor, kinder- und jugendpornografischer Inhalte besessen und verbreitet zu haben. Die Polizei hat die personenbezogenen und biometrischen Daten der Verdächtigen erfasst und sie entsprechend belehrt. Alle sind inzwischen wieder auf freiem Fuß.

Welcher Kreis am meisten im Fokus stand

Schwerpunkt der Aktion war laut SÜDKURIER-Informationen der Landkreis Konstanz. Städtische Gebiete ließen sich laut führenden Ermittlern nicht zuordnen. Vielmehr seien „querbeet“ durch den Kreis auch mehrere Landgemeinden von den Durchsuchungen betroffen gewesen.

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Die Kriminalpolizei Rottweil, unter deren Leitung der Einsatz stand, beschlagnahmte bei den Razzien zahlreiche elektronische Speichermedien, darunter 13 Mobiltelefone, neun Computer, fünf Festplatten und drei Server. Spezialisten sicherten auch kinderpornografisches Material in sogenannten „Clouds“ im Internet.

Die Daten im Umfang von mehreren Terrabyte müssten nun hinsichtlich der Strafbarkeit und weiterer möglicher Verbrechen ausgewertet werden. 20 gerichtliche Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschlüsse wurden bei dem Einsatz gegen Kinderpornografie vollstreckt.

„Tätern und Mittätern das Handwerk legen“

„Wir haben damit nicht nur ein Zeichen für eine konsequente Verfolgung solcher Straftaten gesetzt, sondern sehen uns auch vor dem Schicksal vieler Kinder, die in solchen Fällen missbraucht werden, verpflichtet, Tätern und Mittätern das Handwerk zu legen“, sagte Thomas Föhr, Chef der zuständigen Kripo-Direktion in Rottweil. Er zeigte sich mit dem Ergebnis der Maßnahmen zufrieden.

Thomas Föhr, Leiter der Kriminalpolizeidirektion Rottweil
Thomas Föhr, Leiter der Kriminalpolizeidirektion Rottweil | Bild: Polizeipräsidium Konstanz

Angesichts der leichten Verfügbarkeit von Kinderpornografie im Internet werde laut Polizeipräsidium Konstanz nahezu andauernd der sexuelle Missbrauch von Kindern dokumentiert.

Auffallend sei im Bereich des dokumentierten Kindesmissbrauchs, dass immer häufiger Jugendliche und sogar Kinder im Besitz solcher Daten sind. Besonders in Messenger-Gruppe wie WhatsApp oder Telegram würden die Inhalte ausgetauscht und geteilt werden und erreichten so einen größeren Personenkreis.

Gesetzesänderung bestraft den Besitz

Dabei machen sich auch Menschen strafbar, die in solchen Gruppen in den Besitz verbotener Dateien kommen, selbst wenn sie selbst nicht aktiv an der Verbreitung beteiligt sind. „Allein schon der Besitz wird seit der Gesetzesänderung im Juli 2021 als Verbrechenstatbestand eingestuft und somit mit einer Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr verfolgt“, erklärt Sabine Mayländer, Leiterin der Staatsanwaltschaft Rottweil.

Ein Mann wird gewarnt, dass er versucht, verbotene Inhalte abzurufen.
Ein Mann wird gewarnt, dass er versucht, verbotene Inhalte abzurufen. | Bild: DPA

Dieser Umstand sei vielen Menschen nicht bewusst und wirke sich unter anderem auch auf die Kriminalstatistik aus. Im Bereich des Polizeipräsidiums Konstanz sind im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr nahezu doppelt so viele Sexualdelikte angezeigt worden.

Mehr Polizeibeamte

Die Razzien seien seit längerer Zeit vorbereitet worden. Die Kripo-Direktion Rottweil war auch deswegen federführend bei der Aktion, weil innerhalb der zuständigen Fachinspektion ein eigens für diesen Themenbereich spezialisierter Arbeitsbereich eingerichtet worden war. Zudem seien die Kriminalkommissariate in den Landkreisen des Polizeipräsidiums Konstanz mit zusätzlichem Personal zur Bearbeitung dieses Deliktsbereichs ausgestattet worden.