Die Idee ist verlockend: Mehr Mobilität mit weniger Autos. Kann das funktionieren? Die Firma Deer Mobility Solutions, eine Tochter der Energie Calw GmbH, glaubt daran und hat mittlerweile fast 1000 E-Autos als Carsharing-Angebote in Baden-Württemberg stationiert. Vor allem die Gegend um Calw mit vielen kleinen Gemeinden ist bestens mit E-Autos versorgt, die man in dem einen Ort mieten und im anderen Ort wieder abgeben kann.

Nur drei Autos

Villingen-Schwenningen ist der südlichste Zipfel für die Firma Deer, hier stehen allerdings nur drei Deer-Autos – zwei in Villingen beim Bahnhof und eines in Schwenningen. Wie Horst Graef von der Deer-Geschäftsführung erklärt, würde man in der Doppelstadt sofort aufstocken, wenn die Stadt die entsprechenden Stellplätze zur Verfügung stellen würde.

„Unser Ziel ist es, eine Kommune nach der anderen zu vernetzen“, erklärt Graef. Mehr als 150 Projekt will die Firma in der nächsten Zeit umsetzen, viele Städte und Gemeinde würden bei Deer anklopfen, weil sie von dem Mobilitätskonzept überzeugt seien.

Der Parkplatz ist zwar gekennzeichnet für die Fahrzeuge der Firma Deer, aber es stehen auch immer wieder andere Autos dort und laden, ...
Der Parkplatz ist zwar gekennzeichnet für die Fahrzeuge der Firma Deer, aber es stehen auch immer wieder andere Autos dort und laden, was für Konflikte sorgt. | Bild: Hoffmann, Claudia

Schnelle Lösung gesucht

Die Umsetzung ist ganz einfach, so Horst Graef: Die Kommune verpachtet Deer die Stellplätze, die Firma bringt den grünen Strom und die Autos. In Villingen-Schwenningen gibt es eine Kooperation mit den Stadtwerken, die Ladesäule am Bahnhof ist eine SVS-Ladesäule. Mit dieser Lösung ist Deer aber nicht zufrieden: „Hier gibt es öfters Konflikte“, weiß Graef. Da jeder an dieser Säule laden kann, könne es sein, ein Fahrer mit einem gemieteten Deer-Auto kommt und die beiden Parkplätze sind belegt.

In Kontakt mit der Stadt und den Stadtwerken

„Auch hier finden wir eine Lösung, dank unserer Hotline, die 24 Stunden an sieben Tagen erreichbar ist“, so Graef. Aber besser sei es natürlich, wenn es Plätze gäbe, die ausschließlich für die Deer-Autos reserviert sind. „Hier haben wir den Kontakt mit der Stadt und den Stadtwerken gesucht und das Problem geschildert“, berichtet der Geschäftsführer. Er hofft hier auf eine schnelle Lösung.

Deer ist auf der Suche nach Stellplätzen, die ausschließlich für die Deer-Fahrzeuge zur Verfügung stehen, so wäre gewährleistet, dass ...
Deer ist auf der Suche nach Stellplätzen, die ausschließlich für die Deer-Fahrzeuge zur Verfügung stehen, so wäre gewährleistet, dass niemand sonst die Flächen belegt. Platz gäbe es beispielsweise vor dem Landratsamt, das wäre auch ein starkes Signal in Richtung Mobilitätswende. | Bild: Hoffmann, Claudia

Für Horst Graef ist klar: „Wir lernen ständig dazu“. Wenn etwas nicht optimal klappt rings um die Vermietung des Autos, dann bemühe man sich, hier Abhilfe zu schaffen. 

Mehr E-Autos, mehr Flexibilität

Für ihn ist klar: „Je mehr Autos zur Verfügung stehen, desto attraktiver wird das Angebot“. Dann wären sicher auch mehr Menschen bereit, das Car-Sharingauto zu mieten. „Wir wollen hier auf jeden Fall aufrüsten, nur so erreichen wir mehr Nachhaltigkeit.“ Graef weist darauf hin, wie teuer Autos in der Anschaffung sind und wie viel Zeit sie in Garagen und auf Parkplätzen herumstehen.

Angebot im Kreis ist dürftig

Auch für Martina Braun, Landtagsabgeordnete der Grünen, steht das Thema Mobilitätswende ganz oben auf der Agenda. „Gerade im Landkreis bei uns ist das Angebot in Sachen Car-Sharing äußerst dürftig“. Es gebe ein Furtwangen ein Teile-Auto und auch die Gemeinden Niedereschach und Dauchingen haben mit dem Projekt ‚Spurwechsel‘ ein Angebot gerade für ältere Menschen geschaffen.

Multiplikatoren gesucht

Als sie auf das Angebot der Firma Deer aufmerksam geworden ist, hat sie sofort Horst Graef kontaktiert und zu einem Termin nach Villingen-Schwenningen eingeladen. Ihrer Meinung nach muss es in Sachen Car-Sharing im Kreis deutlich bessere Angebot geben und hier will sich Braun in Zukunft dafür einsetzen. Dass Deer seine Autos auch ganz gezielt in kleine Orte stellt, findet Martina Braun besonders attraktiv.

Für Horst Graef ist eine Anbindung auch kleiner Teilort ein wichtiger Aspekt, um das Carsharing-Modell voranzubringen. „Die Leute müssen sehen, dass sie selbst in kleinen Orten ohne eigenes Auto mobil sein können“, betont Graef. Man müsse dem Car-Sharing auch Zeit geben, sich zu entwickeln und damit es bei der breiten Bevölkerung auf Akzeptanz stößt, bedarf es Multiplikatoren.

„Ich kann nur an den Oberbürgermeister, an die Stadträte appellieren: Nutzen Sie die Autos, machen sie das Deer-Angebot sichtbar, das ist die beste Werbung für eine Mobilitätswende“.

Was kann der Regionalverband machen

Hier könnte auch der Regionalverband eine wichtige Rolle spielen: Wie Horst Graef berichtet, sind im Landkreis Göppingen 38 Kommunen dabei, über Deer ein Carsharing-Angebot aufzubauen – unter Federführung des dortigen Regionalverbandes. Für Martina Braun durchaus ein Ansatzpunkt, beim Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg nachzuhaken, wie sich dieser in Sachen Carsharing einbringen könnte.

Noch keine Stellungnahme

Die Stadt konnte noch keine Stellungnahme abgeben, inwieweit sie eventuell mehr Flächen zur Verfügung stellen kann. Da mehrere Fachämter beteiligt sind, könne sich das hinziehen, so Pressesprecherin Madlen Falke auf Anfrage des SÜDKURIER.