Nach knapp eineinhalb Jahren können die ehrenamtlichen Fahrer und Fahrerinnen des Elektroauto-Fahrdienst-Projekt „Spurwechsel“ wieder in den kompakten Renault-Zoe steigen und Senioren beispielsweise zum Einkaufen oder zum nächsten Arztbesuch fahren.

Nachdem das interkommunale Projekt im Frühjahr 2020 aufgrund der Pandemie eingestellt worden war, sind auch in Dauchingen und Deißlingen die Spurwechsel-Autos wieder in den Gemeinden unterwegs.

Das Projekt war im Jahr 2014 ins Leben gerufen worden und ist speziell für die Mobilitätsansprüche der Senioren ausgelegt. Ihnen soll es damit ermöglicht werden, ihre täglichen Einkaufs- und Besorgungsfahrten zu erledigen und auch am sozialen und kulturellen Leben innerhalb der Gemeinde teilzunehmen.

Ab September soll es nun wieder losgehen, der Elektromobil-Fahrdienst soll den Senioren dann wieder uneingeschränkt zu Verfügung stehen.

Wie sie die Zeit seit der Stilllegung des Fahrdienstes wahrgenommen haben und wie es nun ab dem 1. September weitergeht, darüber sprach der SÜDKURIER mit der Betreuerin des Fahrdienstes im Rathaus, Jeanette Christmann und der ehrenamtlichen Fahrerin Ursula Grabfelder.

Viele Nachfragen wegen Stilllegung

Ganz viele Senioren und Seniorinnen hätten nach der Stilllegung nachgefragt, warum der Fahrdienst nicht mehr zur Verfügung steht, weil sie enorme Probleme hatten, auch weiterhin zum Arzt oder zu ihren Therapien zu kommen. Ganz zu schweigen von den notwendigen Einkaufsfahrten, so die Betreuerin des Fahrdienstes.

„Die Nutzung des Fahrdienstes ist nur nach den Regeln der 3-G-Bestimmungen machbar.“
Jeanette Christmann, Betreuerin des Projektes

Aushilfe konnte da durch die Sozialgenossenschaft „Bürger für Bürger“ mit Privatfahrten geschaffen werden. Allerdings kostenpflichtig, wogegen der Spurwechsel-Fahrdienst für die Senioren komplett kostenfrei, dafür auf Spendenbasis laufe, berichtet Jeanette Christmann.

Anmeldungen noch eher verhalten

Anmeldungen seien bereits etliche eingegangen, wenngleich noch etwas verhalten im Vergleich zur Vor-Pandemiezeit. Sicherlich dadurch bedingt, weil viele durch die Vorgaben der 3-G-Regeln doch ziemlich verunsichert seien.

Was ihr besonders wichtig sei, betont dazu Jeanette Christmann, dass die Leute wissen, dass die Nutzung des Fahrdienstes eben nur nach den Regeln der 3-G-Bestimmungen machbar sei: Also geimpft, genesen oder getestet. Wobei, so Christmann, davon ausgegangen werden könne, dass die Senioren zum Großteil ja alle geimpft sein müssten.

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Hilfe aus der Isolation

Keine Sorge wie in Dauchingen und Deißlingen brauche man sich im Ort wegen der ehrenamtlichen Fahrer zu machen, die seien dem Spurwechsel-Projekt zum Glück alle erhalten geblieben.

Und es sei eben nicht nur der Fahrdienst an sich, was ihre Tätigkeit ausmache, berichtet Ursula Grabfelder. Vielen müsse beim Arztbesuch auch körperlich geholfen werden, ob beim Ein- und Aussteigen oder beim Treppensteigen.

Dabei komme man mit den Menschen auch ganz persönlich in Kontakt, und die Menschen freuen sich auch darauf, aus ihrer oftmaligen Isolation herauszukommen und mit jemandem zu reden, oder auch mal „das Herz ausschütten“ zu können. Viele freuen sich deshalb auch schon, wenn das E-Mobil kommt. In der Regel seien es nach Einteilung durch Jeanette Christmann im Schnitt zwei bis drei Fahrten je Woche und Fahrer, was den Arbeitsaufwand ja auch nicht allzu groß mache.

Elektromobilität selber „erfahren“

Meist sind es Arztfahrten oder auch Fahrten zum Einkaufen, die die Fahrerinnen und Fahrer mit dem Elektroauto, einem Renault Zoe, unternehmen. Für die Ehrenamtlichen gibt es eine ausgiebige Einweisung zum Auto. Alle ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer sind zudem über die Gemeinde versichert und erhalten eine finanzielle Entschädigung für ihre Tätigkeit.

Als zweites Standbein nennt Andreas Meyer, als Betreuer seit Anfang an dabei, das Carsharing-Modell. Ein Mietmodell, mit dem allen Bürger die Möglichkeit eingeräumt werden soll, ihre individuellen Mobilitätsengpässe zu minimieren. Eine weitere Zielsetzung sei es, die Mitmenschen an das Thema Elektromobilität heranzuführen, zu sensibilisieren und bestehende Bedenken abzubauen. Jedem Bürger soll es möglich sein die Elektromobilität selbst zu „erfahren“.