Immer mehr Tiere werden offenbar einfach ausgesetzt. Jürgen Roth, CDU-Fraktionssprecher im Kreistag, zeigte beim Thema Kreistierheim im Ausschuss für Umwelt und Technik eine starke Betroffenheit.

Der VS-Oberbürgermeister beklagte die „Vollkasko-Mentalität“ von Menschen, die sich ein Tier zugelegt haben und es dann einfach wieder loswerden wollen. „Das ist ungehörig, wenn man die Tiere einfach aussetzt“, so Roth, der bekanntlich selbst zwei Katzen hat. Landrat Sven Hinterseh ist der gleichen Meinung: „Wenn man die Lust am Tier verliert, darf man es nicht einfach aussetzen.“

Immer mehr Tiere, immer höhere Kosten

Das Kreistierheim in Donaueschingen registriert einen erheblichen Anstieg von Fundtieren. „Wir sind jetzt bei 400 Tieren und 2023 werden es 500 sein“, berichtete die Leiterin des Heimes, Nadine Vögel. Das Tierheim ist verpflichtet, alle Tiere aufzunehmen. Die Kosten explodieren, weil es immer mehr Tiere sind und weil unter anderem die Tierarzt-, Personal- und die Energiekosten nächstes Jahr steigen.

Die Verwaltung geht davon aus, dass die Ausgaben sich 2023 von 235.000 Euro im Jahr 2017 auf 480.000 Euro mehr als verdoppeln werden. Deswegen stimmten die Mitglieder des Ausschusses für Technik und Umwelt ohne Wenn und Aber für eine Erhöhung der Pauschale auf 250.000 Euro.

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Im Pauschalvertrag, den es seit 2013 gibt, ist die Versorgung von beschlagnahmten Tieren und Fundtieren geregelt. Vorher wurde jedes Tier einzeln mit der jeweiligen Kommune abgerechnet. 342 von den 400 zu versorgenden Tieren sind Fundtiere. „Frau Vögele könnte noch viel mehr Geld brauchen“, deutete Hinterseh an, dass eine Kostendeckung möglichweise trotz Erhöhung nicht gegeben ist.

Um ihren Hund Pepper richtig auszulasten, engagiert sich Kreistierheimsleiterin Nadine Vögel beim Bundesverband Rettungshunde.
Um ihren Hund Pepper richtig auszulasten, engagiert sich Kreistierheimsleiterin Nadine Vögel beim Bundesverband Rettungshunde. | Bild: Ann-Kathrin Moritz

60 Prozent sind Personalkosten. Diese werden sich aufgrund der Erhöhung des Mindestlohnes 2023 auf 274.000 Euro erhöhen. „Man muss es sich leisten können, bei uns zu arbeiten“, deutete Vögele an, dass die Löhne niedrig liegen .“Ich kriege die Leute nicht fertig von der Uni“, sagte sie zur Qualifikation.

Tiere müssen repariert werden

88 Prozent der Tiere werden von den Kommunen angeliefert, zwölf Prozent von privat. Zunehmend hat sich das Tierheim in einen Reha-Betrieb verwandelt. „Wir müssen die Tiere reparieren, wenn wir sie wieder vermitteln wollen“, erklärte Vögele. Während Hunde zu 99 Prozent vermittelt werden, bleiben die Katzen meistens im Tierheim.

Katzen sind das Hauptproblem

„Die Katzen haben so zugenommen, das ist das Problem“, sagte Hinterseh und legte den Oberbürgermeistern und Bürgermeistern nahe, die Katzenschutzverordnung zu beschließen, so wie es Donaueschingen Unterkirnach bereits getan haben. Besitzer von freilaufenden Katzen sind dann verpflichtet, ihre Tiere zu kastrieren und mit einem Chip zu kennzeichnen.

Auswirkungen auf die Zahl der Tiere, die das Tierheim aufnehmen muss, haben unter anderem Inflation und Ukraine-Krieg. „Wir haben alle Angst, dass die Tiere, die während Corona angeschafft wurden, in Massen kommen“, formulierte Nadine Vögele ihre Befürchtung für die Zukunft. „Und dass die Ukraine-Tiere kommen.“