„Jawoll, wir sind von der Artillerie,
der Krone aller Waffen,
wir wanken und wir weichen nie,
denn wir wollen die Heimat bewachen.“
Das war das Lied, das die Rekruten im Jahr 1989 gesungen haben. Und zwar diejenigen, die aus dem gesamten SÜDKURIER-Verbreitungsgebiet nicht selten zum damaligen Panzerartilleriebataillon 295 in Immendingen eingezogen wurden.
Kanoniere und Grenadiere in Immendingen
„Kanoniere“ hießen sie die ersten sechs Monate in ihrer Grundausbildung – im Gegensatz zu den „Grenadieren“, die damals teil des Panzergrenadierbataillons 292 in Immendingen waren. Der große Unterschied liegt damals wie heute in den Waffensystemen – das modernste Artillerie-Modell Panzerhaubitze 2000 wurde bislang zehn Mal an die Ukraine geliefert. Noch lauter wird aktuell der Ruf nach Kampfpanzern des Typs Leopard oder nach Schützenpanzern der Marke Marder.
Feuer-Unterstützung aus großer Entfernung
Während die Panzergrenadiere im Jahr 1989 gemeinhin das „abgesessene Teil“ eines solchen Schützenpanzers Marder genannt wurden, sind die Soldaten der Artillerie mit ihren schweren 155-Millimeter-Geschützen nicht Teil der Infanterie, sondern gehören zur so genannten Kampunterstützungstruppe.

Bedeutet: Infanteristen, die an der Front oft genug in direktem Sichtkontakt dem Feind gegenüberstehen, werden von der Artillerie durch Feuerkraft aus mehreren Dutzend Kilometern Entfernung unterstützt.
Verheerende Feuerkraft
Das liest sich harmlos, ist in seiner Wirkung aber verheerend: Geschosse der Artillerie fliegen 1989 ebenso wie heute bis zu 40 Kilometer weit. Wo die bis zu 40 Kilo schweren Granaten einschlagen, werden Häuser und Panzerungen zerstört – und Menschen getötet.
Damals und heute
Zur Artillerie gehören Aufklärung und Feuerleitsysteme, ein Bataillon bestand Ende der 80er Jahre aus bis zu fünf sogenannten Batterien mit überschlägig insgesamt bis zu zwölf Panzerhaubitzen. Was im Frühjahr zunächst an die Ukraine ging, sieben Geschütze als erste Lieferung, das entspricht etwas mehr als der Hälfte der Feuerkraft eines halben Bataillons von damals, als noch der Kalte Krieg die militärische Planung bestimmte.
Von einst 81 Artillerie-Bataillonen gibt es noch 4
Wie sehr sich das alles geändert hat, hat zuletzt akribisch die „Süddeutsche Zeitung“ aufgelistet. Nach ihren Recherchen gab es im Jahr 1989 in Deutschland bei der Bundeswehr 81 Artilleriebataillone mit 812 Panzerhaubitzen.

Im Jahr 2022 sind es gerade noch vier Bataillone mit angeblich 121 Haubitzen, von denen aber nur 40 einsatzbereit sind.
Ausgemustert und wieder flott gemacht
Die sieben Geschütze, die im Frühjahr den Weg gen Osten angetreten hatten, waren eigentlich schon ausgemustert und wurden erst wieder flott gemacht. Inwieweit sie an den jüngsten Rückeroberungen der ukrainischen Verteidiger beteiligt waren, ist nicht bekannt.
Umbenennung und Umzug
Übrigens: Das Panzerartilleriebataillon 295, im Jahr 1989 noch in Immendingen stationiert, firmiert heute als Teil der deutsch-französischen Brigade als Artilleriebataillon 295 in Stetten am kalten Markt: 550 Soldaten in sechs Batterien, ausgestattet ebenfalls mit der Panzerhaubitze 2000, ist auf der Homepage des Bataillons nachzulesen.
Das traditionsreichste Bataillon des Landes
Unter den verbliebenen vier Artillerie-Bataillonen in Deutschland ist das 295er das Älteste und damit das Traditionsreichste, denn es wurde als Feldartilleriebataillon 442 im Jahr 1958 zuerst in Münsingen aufgestellt.
292er sind in Donaueschingen zuhause
Das Immendinger Panzergrenadierbataillon 292 aus dem Jahr 1989 wurde 1993 zum Jägerbataillon 292 formiert, das bis heute seine Heimat in den Donaueschinger Kasernen hat.

Vor wenigen Tagen haben sich im Schlosspark zahlreiche Bürger versammelt, um an der Zeremonie zur Verabschiedung von 300 Soldaten teilzunehmen.
Aktuell Einsatz im westafrikanischen Mali
Sie werden das kommende halbe Jahr im westafrikanischen Mali stationiert sein. Die Soldaten setzen sich aus dem Jägerbataillon 292, der Panzerpionierkompanie 550 und dem Deutsch-Französischen Versorgungsbataillon zusammen.