Dieser Antrag bringt die Bräunlinger Narrenwelt in Wallung. Fristgerecht zur jüngsten Generalversammlung im November 2022 eingereicht, veranlasst er die Zunftoberen der Narrenzunft Bräunlingen zum Handeln.
Zwei Mitglieder hatten den Antrag gestellt, dass man sich innerhalb der „Eintracht“ über Sinn, Zweck und Verbleib in der Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narrenzünfte Gedanken machen möge. Eine direkte Austrittsdiskussion verbinde sich damit noch nicht, sagte Zunftmeister Matthias Reichmann. Erst wenn Sinn und Zweck geklärt seien, könne es um den Verbleib gehen.
Kommission stellt Liste auf
Eine Diskussion über Vor- und Nachteile habe innerhalb der Zunft bisher noch nicht stattgefunden. Eine neu zusammengestellte Kommission, die demnächst ihre Arbeit aufnehme, werde sich mit dem Antrag näher befassen und die Vor- und Nachteile auflisten, so Zunftmeister Matthias Reichmann. Doch bis zur Entscheidung, ob ein tatsächlich ein Austrittantrag formuliert und zugestellt wird, werde es noch einige Zeit dauern.

Aktuell kümmere sich eine Findungsgruppe um das Thema. „Hier werden wir festlegen, welche Personen für die Vorschlagskommission in Frage kommen. In diesem Narrenzunftausschuss soll jede Gruppierung der Narrenzunft, egal ob aktiv oder passiv, vertreten sein“, kündigt Zunftmeister Matthias Reichmann an. Männer und Frauen jeder Altersgruppe sollen dort vertreten sein.
Hauptaufgabe der neuen Kommission werde sein, die Vor- und Nachteile bei einem VSAN- Austritt zu erkunden. Auch die finanziellen Hintergründe einer solch weitreichenden Entscheidung seien zu beleuchten, um dann alle Gesichtspunkte im Herbst bei der nächsten Narrenzunft-Hauptversammlung vorzustellen und zu diskutieren.
Nach den Beratungen werde die Kommission die Ergebnisse den Mitgliedern vorlegen. Reichmann geht davon aus, dass dann auch die Vorteile aus einer VSAN-Mitgliedschaft aufgelistet werden, die einem normalen Mitglied nicht unbedingt bekannt seien. Danach müsste ein formaler Antrag bei der kommenden Generalversammlung eingereicht werden.
Zweidrittelmehrheit wäre erforderlich
Käme es nach Beratungen und Gesprächen innerhalb der Zunftmitglieder zu einer Abstimmung, dann wäre eine Zweidrittelmehrheit notwendig, damit der Austrittsantrag gefasst und bei der VSAN vorgelegt werden kann.
„Demnächst findet ein Treffen der Landschaft Baar innerhalb der VSAN statt, bei dem wir dann unsere Situation vorstellen und auch darüber sprechen werden“, so der Zunftmeister einer Zunft, die zu den VSAN-Gründungsmitgliedern gehört.
VSAN führt Gespräche auf der politischen Ebene
Das Landschaftstreffen werde für dieses Gespräch wahrscheinlich nicht genutzt, meinte VSAN-Präsident Roland Wehre auf Anfrage. Dennoch stehe der Dachverband für ein Gespräch bereit. „Wir warten auf ein Signal“, so Wehrle.

Bei diesem Gespräch werde man auf die Vorteile einer Verbandsmitgliedschaft hinweisen. Ohne diese Zugehörigkeit könnten einzelne Vereine kaum noch Fasnet feiern. Wehrle verwies dabei auf die immer komplizierter werdenden Bedingungen für die Straßenfasnet. Dreh- und Angelpunkt sei der Dutzende von Seiten umfassende Paragraf 29 der Straßenverkehrsordnung. Hier führe die VSAN Gespräche mit der politischen Ebene „Zuletzt“, nennt Wehrle ein Beispiel, „waren wir im Innenministerium.“
Auch bei steuerlichen Verbesserung und und Fragen rund um den Ordnungsdienst sei der Rückhalt durch den Dachverband hilfreich.
Die VSAN sorge also dafür, dass die Rahmenbedingungen für das Narrentreiben auf den Straßen, dem Kern der schwäbisch-alemannischen Fasnet, vernünftig ausgehandelt werden. Davon hätten im Übrigen auch die Bräunlinger profitiert: Damals, als es beim großen Narrentreffen in Bad Cannstatt darum ging, ob die Eintracht ihren Ochsen mitnehmen durfte. Der Ochse trabte den Umzug entlang.
Ein Grummeln gibt es immer mal wieder
Es gäbe offenbar unterschiedliche Stimmungen in der Bräunlinger Narrenzunft, räumte Wehrle ein. Auch Missverständnisse stünden wohl im Raum. Im Dialog werde die VSAN die Vorteile einer Zugehörigkeit zur Vereinigung darstellen. Im Übrigen sei die Narrenzunft Bräunlingen die einzige VSAN-Zunft, bei der ein Austritt thematisiert werde. Wobei ein Grummeln innerhalb der Mitgliedszünfte immer mal wieder zu hören sei. Insbesondere dann, wenn es um den Kostenbeitrag zum Narrenmuseum in Bad Dürrheim gehe.