Auch den heimischen Landwirte macht die Corona-Krise Sorgen. „Auch wenn wir keine Sonderkulturen haben wie in der Rheinebene“, sagt Uwe Münzer aus dem Vorstand des BLHV-Kreisverbands Donaueschingen. Mögliche Probleme sieht der Milchviehhalter eher in der Logistik. Was würde passieren, wenn die Milch von 120 Kühen nicht mehr abgeholt würde vom Tafelackerhof? Gleiche, wenngleich auch mit geringerer Brisanz, würde auch für den Schlachthof gelten.

Das könnte Sie auch interessieren

Zwar arbeiten Landwirte im Wesentlichen für sich und die Familien leben außerhalb des Ortes: Was aber würde bei einer häuslichen Quarantäne passieren? Darf der Tierarzt noch kommen? Da sei es noch zu vernachlässigen, dass der im April vorgesehene Einsatz des osteuropäischen Klauenschneider-Teams völlig in der Schwebe liegt.

Betriebsdienst könnte helfen

Immerhin befänden sich die Tiere ja in einem anderen Gebäude, räumt Joachim Schwörer vom Eichenhof in Bräunlingen ein. Das würde einen Tierarztbesuch nicht ausschließen. Auch Schwörer gehört dem Vorstand des BLHV-Kreisverbands an. Ihn treibt die Sorge um, was passiert, wenn mehrere Familienmitglieder gleichzeitig ernsthaft krank werden. Der Betriebsdienst des Maschinenrings könnte zwar helfen. Es bleibe aber offen, wer 150 Stück Stück Vieh versorgt und sich mit der Technik auskennt.

Düngerlieferungen verzögern sich

„Die Milchabholung ist das Nadelöhr„, meint Lothar Seiffert vom Wiesenackerhof in Sumpfohren. Für ihn ist die Logistik das bestimmende Thema in der Corona-Krise. Schon jetzt lasse sich beobachten, dass Düngerlieferungen unregelmäßig ankommen, denn die Laster müssen die deutsch-französische Grenze passieren. Sollten Milchabholer ausfallen, ließen sich diese nicht einfach durch andere Lastwagenfahrer ersetzen. Gebraucht würden in diesem Bereich Spezialisten.

Hofhelfer aus Lettland

Ein spezielles Verhältnis pflegt Seiffert selbst zum Thema osteuropäische Saisonkräfte. Jeweils ein halbes Jahr beschäftigt er Arvis Andersons aus Lettland auf seinem Hof. Gerade noch rechtzeitig vor den Einreisebeschränkungen konnte Andersons nach Sumpohren kommen. Eine eventuell familiär bedingte vorzeitige Rückkehr wäre schwierig, weiß Landwirt Seiffert.

Das könnte Sie auch interessieren

Still ist es auf dem Girenhof bei Waldhausen. Statt mit Ferien- und Tagesgäste Ausritte zu unternehmen, bewegen und versorgen Christine Häberli-Frei und ihr Mann Mathias ihre zehn Pferde momentan selbst. Die Corona-Krise erlaubt keine Reitgäste, aber Arbeit von morgens bis abends – ohne Einnahmen.

Reitferien sind storniert

„Wir hatten über Ostern voll belegt“, so Häberli-Frei. Gerade in der zweiten Woche hatten fünf Reitfreunde eine Intensiv-Reitwoche belegt, jetzt stehe ein großer finanzieller Verlust an. Acht Gästezimmer sind auf dem Girenhof eingerichtet.

Ein Gästehäusle soll die Kapazitäten erhöhen, die Planungen laufen. „Wenn sich diese Situation verlängert, wird es schwierig“, führt sie weiter aus. Die Hoffnung liegt nun auf den Pfingstferien. Die böten eine höhere Auslastung als die Sommerferien.

Das könnte Sie auch interessieren

In Bräunlingen liegt die Thematik weniger auf dem klassischen „Urlaub auf dem Bauernhof“ statt auf dem Projekt „Natürlicher Dorfurlaub„. „Wir haben hier eher Ackerbaubetriebe, bei denen alle Familienangehörigen eingebunden sind“, sagt Maren Ott von der Bräunlinger Stadtverwaltung

Dorfurlaub macht Pause

Beherbergungskapazitäten wie bei den Gründlandbetrieben im Schwarzwald gebe es eher nicht. Gleichwohl müsse der „Natürliche Dorfurlaub„ eine Pause einlegen. Zwei weitere Gastgeber wollen mitmachen. Dazu kommt ein Architekt ins Haus, der in Sachen regionaltypische Gestaltung berät. Diese Termine sind nun offen.

Die Rolle des Landwirtschaftamtes

  • Der Lotse: Das Landwirtschaftsamt versteht sich als eine Art Lotse. Je nach Problemlage könne es den Landwirtsfamilien zum Kontakt an geeigneten Stellen verhelfen, sagt Gertraud Lohrmann, Leiterin des Landwirtschaftsamtes Donaueschingen. Gegenwärtig würden Vorort-Beratungen und Termine im Amt verschoben. Kommuniziert werde viel über Internet und Telefon.
  • Die Problemlage: Auch im Landkreis gebe es große Betriebe, die ohne osteuropäische Arbeitskräfte in arbeitswirtschaftliche Engpässe kommen könnten, betont Lohrmann. Bei den Urlaubsbauernhöfen liefen Stornierungen ein, die Bauernhofgastronomie musste schließen: Das könne für Betriebe in der Region problematisch werden.
  • Das Risiko: Der Vorteil einer Tätigkeit in der Landwirtschaft bestehe darin, dass die Betriebe meist außerhalb der Gemeinden liegen und räumlich abgeschottet sind. Der Arbeitsplatz in der Landwirtschaft ist damit von der Ansteckungsgefahr sicherer wie ein Arbeitsplatz in einem großen Betrieb. Gleichwohl lasse sich das gegenwärtige Sicherheitsgefühl kaum einschätzen.
  • Der Ausfall: Sollten ganze Familien ausfallen, springt die landwirtschaftliche Sozialversicherung, eine landwirtschaftliche Krankenkasse, die Betriebs- oder Haushaltshilfe, wenn wegen Krankheit die Bewirtschaftung des Unternehmens/Haushalts gefährdet ist. Das gilt in der Regel bis zu vier Wochen, weitere vier Wochen sind im Einzelfall möglich.