Es gibt Menschen, von denen könnte man glatt glauben, ihnen stünden pro Tag statt 24 Stunden 48 zur Verfügung. Zu diesen Menschen gehört Birgit Rokweiler-Rothengass (40). Sie vereint Arbeit mit Idealismus.

Die gelernte Einzelhandelskauffrau und ihr Mann Andreas Rothengass (50) übernahmen vor 13 Jahren, 2012, den Dorfladen in Herdwangen. Nachdem das von der Raiffeisengenossenschaft betriebene Geschäft fast vor dem Aus stand, sicherten sie fortan die Nahversorgung in dem Linzgau-Ort.

Ein Laden ist mehr als ein Geschäft

Beim Wort „Laden“ schwingt stets eine Emotion mit, ein Laden ist mehr als nur ein Geschäft, sondern auch ein Gefühl. Rokweiler-Rothengass ist wichtig, dass die Kunden neben den Dingen des täglichen Bedarfs ein besonderes und unterscheidbares Angebot finden, das regionale Produkte in den Mittelpunkt stellt. Damit möchte sie eine Alternative zu Supermarktketten und Internethandel schaffen.

„Ich will nicht nur die Waren verkaufen, sondern ich möchte, dass sich die Kunden wohlfühlen und mit dem Dorfladen identifizieren. So ein Dorfladen hat was Kommunikatives, ich mag meine Kunden und die Interaktion mit ihnen“, sagt die Geschäftsfrau.

Von Herzen kommende Freundlichkeit der Kunden sei das „Extra-Zückerle“ dazu. Man gibt nicht nur Geld, sondern auch Empathie.

Man muss ein Multitalent sein

Im Dorfladen finden Handwerker eine Möglichkeit, um sich und ihr Können zu präsentieren. Es gibt Geschenke, Bücher, Bio-Waren. Brot, Brötchen und süße Stückchen sind jeden Tag frisch, sogar sonntagmorgens. Um sich behaupten zu können, muss man ein Multitalent sein. Davon ist die Kauffrau überzeugt.

Vor einigen Monaten wurde die frühere Getränke-Abteilung des Ladens in eine Genussecke mit Wohlfühlatmosphäre zum Kaffeetrinken und Schmökern verwandelt. In ihrer „Purer Genuss“-Manufaktur, seinem Herzensprojekt unter den Aspekten Nachhaltigkeit und Naturverbundenheit, stellt das Ehepaar Fruchtaufstriche, Fruchtessige, Sirup und Kuchen in Pfandgläsern her. Wie zu Omas Zeiten. Tradition hat hier wieder Zukunft.

Ein Anhänger wird ausgebaut

Die Sirup-Säfte werden bei Firmenveranstaltungen geordert. Gerade haben die beiden einen Catering-Anhänger ausgebaut, die „geniessBAR“. Das Paar teilt sich die Kinderbetreuung der Töchter Greta (7) und Hilda (3) halbe-halbe. „So lebt man heute Familie“, sagt die Mutter.

Familienzeit ist so wichtig wie eine ausgewogene Lebensführung zwischen Arbeit und Erholung. Das Miteinander in Arbeit und Familienführung dient der gegenseitigen Wertschätzung.

Dass unlängst im benachbarten Großschönach ein Heimatmarkt mit Rund-um-die Uhr-Selbstbedienung eröffnet hat, sieht die Kleinunternehmerin als Bereicherung. Denn sie ist mit eingestiegen und als Gründungspartner dabei.

Keine Angst vor der Zukunft

Sie liefert nicht nur Waren dahin, sondern bildet mit anderen Herdwanger Unternehmern das Projektteam für das neue Angebot. Angst vor der Zukunft sieht anders aus.

Engagiert bringt sich Birgit Rokweiler-Rothengass auch in ihrer Wohngemeinde Sauldorf in der Zukunftswerkstatt der Gemeinde ein. Dort arbeitet sie für Natur, Netzwerke, Talente und das Zusammenleben der Generationen.

Durch die Buchausstellungen des Dorfladens in Kindergärten und Grundschulen lebt sie ihre Leidenschaft und möchte die Kinder damit anstecken. Das gilt auch für den Einsatz im Musikverein Sauldorf. An der Grundschule in Rast bringt sie Kindern Percussion bei. So bleibt sie immer im Rhythmus.