Sie ist Bildhauerin, Schmuckgestalterin, Fotografin, Komponistin, Schriftstellerin, Performance- und Klangkünstlerin: Ursula Haupenthals Kunst lässt sich nicht nur einem Genre zuordnen und ist international gefragt. Und nicht nur ihr in der Region berühmtes „Tor zum Bodensee“, die riesige Skulptur an der B31 an der Abzweigung zum Stockacher Gewerbegebiet Blumhof lässt staunen.

Die Künstlerin liebt Metall

In ihrem Atelier im ehemaligen Kindergarten in Winterspüren zeigt sie in den Räumen und im Garten ihre Kunst – kleine Schmuck-Skulpturen mit Verformungen und Irritationen, etwa eine Schale mit verbogenem Rand, ein Reifen mit einer Einbuchtung oder kleine Kupferröhrchen, die immer wieder neue Veränderungen zeigen. Aber auch eindrucksvolle Großobjekte.

Ursula Haupenthal liebt Metall, für sie ist es, wie in der chinesischen Philosophie, das fünfte Element. Es steht für Reife, Konzentration, Kondensation, Ablösung und Sinken. Und sie fasziniert die Verbindung von Metall und Klang: Schwingende, dünne Metallplatten, die der Wind bewegt, gebogene oder geknickte große Metallflächen, die mit einem Schlägel oder mit den Fingern berührt werden oder darüber gespannte Saiten, die mit einem Kontrabassbogen gestrichen werden. Weich und einschmeichelnd, aber auch hart, sirrend und kreischend kann das klingen.

In der Pandemie hat die Künstlerin ihren Werken einen Film gewidmet – denn während die Arbeit vieler Künstler durch die Einschränkungen einen starken Dämpfer erhielt, blieb Ursula Haupenthal nicht untätig.

Keine Ausstellung, aber Arbeit hinter den Kulissen

„Es gab keine Wettbewerbe mehr und keine Ausstellungen“, erinnert sie sich. „Ich hatte Arbeiten in einer Ausstellung in der Galerie Wohlhüter in Leibertingen-Thalheim. Die wurde freitags eröffnet und musste samstags wegen des Lockdowns schließen. Meine Werke wurden nicht mehr gesehen“, beschreibt sie die schwierige Zeit. Eine finanzielle Unterstützung habe sie nicht beantragt. Ihr Steuerberater habe ihr davon abgeraten.

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Aber sie nutzte die Zeit: Denn zusammen mit ihrem Mann Tilmann Bögel, der ehemals Werbegrafiker war, drehte sie einen Film, der ihr Lebenswerk zeigt. „Das Medium Film ist meiner Arbeit angemessen“, sagt sie und zeigt Ausschnitte aus dem 40-minütigen Stück „No beginning. No ending“.

Experimentalfilm soll gezeigt werden

Der Titel stammt aus einem Gedicht, das sie geschrieben hat. Hier werden ihre Skulpturen lebendig und fordern dazu auf, die Sehgewohnheiten zu ändern: Das Loch eines Schmelzofens in einer Metallgießerei wandelt sich zum Mond, zur Kugel aus zwei Hälften, die außen schwarz und innen mit Blattgold gefüllt ist. Durch ein Loch in jeder Halbschale fällt Licht und löst Farbreflexe aus.

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Die auf einem Drehtisch angeordnete Arbeit „Alpha“ aus Kohlefaser und Titan bewegt eine Murmel unter der gewellten Faserfläche, und zwei unterschiedlich gestimmte, stehende und sich biegende Metallplatten, die bewegt werden, erzeugen sphärische Klänge.

Auf eine Metallplatte sind Titanoxyd-Körnchen gestreut, durch Bewegung fallen sie auf schwarzen Karton herab und schaffen Bilder, die an Mondgestalten erinnern. Nun überlegt das Ehepaar, wo und wie es den Experimentalfilm zeigen kann.

Das „Tor zum Bodensee“ zwischen Stockach und Ludwigshafen.
Das „Tor zum Bodensee“ zwischen Stockach und Ludwigshafen. | Bild: Tilmann Bögel

Begegnungen haben ihr gefehlt

Ursula Haupenthal blickt nach vorne: „In die Zukunft sehe ich kraftvoll. Ich arbeite daran, Angst und Albträume nicht mein Tun und Leben bestimmen zu lassen, denn die guten Gedanken und Begegnungen haben mir doch sehr gefehlt in der Pandemie.“