Wettergott Petrus muss ein Kulturfan sein. Denn besser konnten die Wetter-Bedingungen für die 20. Museumsnacht nicht sein. Und so strömten die Besucher in Heerscharen in die Singener Innenstadt und den Stadtgarten, um sich das Kulturspektakel anzusehen.
Die Gäste hatten dabei die Qual der Wahl. Denn alle Programmpunkte waren aufgrund der Fülle an Veranstaltungen nicht zu schaffen. Gleich bei der Eröffnung durch OB Bernd Häusler fanden sich zahlreiche Besucher auf dem Rathausplatz ein. Umgeben waren sie dabei von 70 Oldtimern, musikalische Begleitung lieferte die Bläsergruppe Hontes Brass.

Von dort startete zweimal ein Autocorso durch die Innenstadt, wobei der Weg auch direkt durch die Fußgängerzone führte. Dort stellte Organisator Christoph Karle die gepflegten Raritäten vor.
Die Entscheidung der Veranstalter, dieses Jahr zum ersten Mal bei der Museumsnacht keinen Eintritt zu erheben, dürfte ein weiterer Grund für das rege Interesse gewesen sein. Dadurch fand mancher Teilnehmer erstmalig den Weg in die Museen.
Corona-Auflagen sind kein Problem
Selbst die Corona-Auflagen schreckten die Kulturinteressierten nicht ab. Nach diesen waren nur Geimpfte, Genesene und Getestete in den Innenräumen zugelassen, es herrschte Maskenpflicht und die Kontaktdaten mussten erfasst werden.
Um es den Gästen so einfach wie möglich zu machen, genügte das einmalige Zeigen des Nachweises, um ein gelbes Band zu erhalten, das den Eintritt bei den weiteren Veranstaltungsorten erleichterte. Für das Erfassen der Kontaktdaten konnte die Luca-App genutzt werden.
Freunde der experimentellen Kunst kamen an diesem Abend im Singener Schlossgarten auf ihre Kosten. Den normalerweise nicht öffentlich zugänglichen Garten neben dem Hegau-Museum versetzte der Singener Künstler Antonio Zecca mit seinen beleuchteten Porträtinstallationen und Klängen in eine besondere Atmosphäre.

Zusätzlich sorgte er mit drei Vor-Ort-Kunstaktionen an diesem Abend für Aufsehen. Zweimal war die Künstlergruppe Singener Maler vertreten. Zum einem zur Finissage ihrer Jahresausstellung „Kontrast“ im Bürgersaal des Rathauses.
Zum anderen mit 23 Werken als Freiluft-Ausstellung im Stadtgarten. Dort fanden auch zwei Führungen mit der Künstlerin Nora Löbe statt. Sie stellte die großformatigen Kunstwerke vor und informierte über die Künstlerkollegen.

Auch weitere Programmpunkte banden Teile des Stadtgartens in den kulturellen Abend ein. Die Ausstellung „Singener Alltag unter französischer Flagge“ mit Erläuterungen von Stadtarchivarin Britta Panzer fand dort statt. Ebenso wie die Lesungen von Manuela Trapani aus Werken des passionierten Hobbygärtners Hermann Hesse und die Sinnesreise im AWO-Garten.
Der Weg dorthin und in den für viele unbekannten Schlossgarten hätte allerdings besser ausgeschildert sein können. Denn mancher Ortsunkundige fand nur durch Nachfrage zum Veranstaltungsort und selbst Singener wunderten sich, dass es in ihrer Heimatstadt einen Schlossgarten gibt.
Leicht zu finden waren hingegen Kunstmuseum, Hegau-Museum und MAC, die Stadtbibliothek und die beiden Galerien Vayhinger sowie die Hegau-Bodensee-Galerie. Diese warteten ebenfalls mit Führungen, Lesungen, Workshops, Künstlergesprächen und Musikdarbietungen auf.

Und was OB Bernd Häusler morgens noch für die Teilnehmerinnen eines ungewöhnlichen Junggesellinnenabschieds hielt, entpuppte sich am Nachmittag dann als eine Gruppe von Schülerinnen des Berufskollegs Mode und Design aus Radolfzell.
Sie präsentierten ihre ausgefallenen Modeentwürfe zu sozialkritischen Themen wie die Macht des Geldes, Ressourcenverschwendung, Klimawandel oder Tierschutz bei einer Modenschau auf der Treppe der Stadthalle.

Den Singenern schien die Museumsnacht zu gefallen, denn die Stadt präsentierte sich an diesem Abend so belebt wie sonst nur zum Stadtfest und selbst zu später Stunde standen teils noch Schlangen vor den Museen.