Präventive Förderung und Beratung, Netzwerkarbeit, Kinder- und Familienbildung, Begegnungen und der Dialog zwischen Kulturen – das sind die Bausteine für die Familienberatung, die in Singen ihr zehnjähriges Bestehen feiert. Das Modellprojekt war 2011 in Singen auf den Weg gebracht worden.

„Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du Schönes bauen“ – dieses Zitat von Erich Kästner wählten die Familienberaterinnen der Stadt Singen für ihr Flugblatt zum zehnjährigen Bestehen.

Niederschwellige Hilfe und Beratung

„Die Konzeption der Familienberatung hat in Singen ihren Ursprung“, blickte Marika Boll von der Fachstelle Kinder und Familien bei der Stadt Singen nun bei einem kleinen Festakt zurück. Inzwischen hat der Landkreis Konstanz ebenfalls eine Rahmenkonzeption erarbeitet.

Im Jahr 2008 starteten erste Überlegungen, wie man Familien mit niederschwelligen Angeboten mehr Unterstützung geben könnte. „Damals war der Interventionserzieher bei uns Thema“, erinnert sich Oberbürgermeister Bernd Häusler, der zu dieser Zeit Finanzbürgermeister war. Zunächst sei er nicht so überzeugt gewesen, aber als ihm klar geworden sei, worum es geht, habe er das Projekt sinnvoll gefunden.

Antwort auf veränderte Lebensweisen in Familien

2011 wurden dann die ersten Familienberaterinnen eingestellt. „Inzwischen findet unsere Konzeption bundesweit Beachtung“, sagte Marika Boll, die das ganze Konzept von Anfang an intensiv zusammen mit dem Leiter des Fachbereichs Jugend, Soziales und Ordnung, Torsten Kalb, begleitet.

Bereits 2013 hatte Marika Boll das Modellprojekt „Familienberatung an Kindertageseinrichtungen“ beim ersten Bundeskongress „Elternbegleitung“ in Berlin vorgestellt. Auch Bürgermeisterin Ute Seifried ist überzeugt, dass Familienberatung und Familienbildung die richtige Antwort auf veränderte Lebensweisen ist.

„Familien werden von den Beraterinnen begleitet, und diese stärken das Miteinander.“ Besonders lobte sie Marika Boll, dass sie seit Jahren beharrlich an diesem Thema dran bleibt.

Das könnte Sie auch interessieren

Mittlerweile sind an 14 Kitas verschiedener Träger Familienberaterinnen tätig. Julie Houssin, Familienberaterin in der Kita Taka-Tuka-Land der Arbeiterwohlfahrt, nahm die Gäste bei der Feier in kleinem Rahmen mit auf eine Reise, die 2011 begann. Zusammen mit ihren Kolleginnen zeigte sie auf, wie sich das Konzept entwickelt hat.

Auch die Arbeit mit den Quartierguides laufe super, sagte Stefanie Kulig (Kita/Familienzentrum St. Nikolaus). Seit Beginn der Pandemie habe zwar vieles nicht so wie sonst stattfinden können, dennoch werde das Netzwerk weiter gepflegt. Bei der Kinder- und Familienbildung (KiFa-Projekt der Neumayer Stiftung) habe man auf digitale Angebote umgestellt.

Hilfe zur Selbsthilfe

Vor der Corona Pandemie hatten die Familienberaterinnen auch einen kleinen Film gedreht. Silvia Turkovic (Herz-Jesu-Kindergarten) erklärt in diesem Film, dass die Eltern mit ganz verschiedenen Anliegen kommen. „Manchmal gehen wir mit ihnen zu Beratungsstellen“, so Turkovic. Die Hilfe sei aber so angelegt, dass die Eltern es irgendwann selbst schaffen. „Mein Lieblingsprojekt ist der Ladies-Abend mit fachlichem Input. Einmal – vor Corona – waren 40 Frauen da“, erzählt sie.

Die Grünen-Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger bestätigte in ihrem Grußwort, dass Singen schon immer ganz weit vorn gewesen sei beim Thema Kinderbetreuung. „Als ich in den 1990-ger Jahren einen Singener Kindergarten geleitet habe, habe ich die Einrichtungen schon als sehr hochwertig angesehen. Sie waren weiter als anderswo“, so Wehinger.