Einen harten Kontrast bilden für Bettina Gräfin Bernadotte der Krieg in der Ukraine und der fröhliche Start in das Blumenjahr auf der Insel Mainau. „Es tobt ein schlimmer Krieg. Es ist fast nicht auszuhalten. Ich finde es fast beschämend, dass wir jetzt erst richtig hinschauen“, sagte die Mainau-Geschäftsführerin am Donnerstag im Palmenhaus. „Aber ich finde es trotzdem richtig, dass wir den Alltag leben.“

Zugleich müsse jedoch der Gedanke daran mitgenommen werden. „Ich finde es wichtig, die Menschen zu unterstützen“, bekräftigte sie. Die Mainau stelle ukrainischen Geflüchteten Wohnraum und Einrichtungsgegenstände zur Verfügung und ermögliche ihnen Besuche auf der Blumeninsel.

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Die Gräfin musste dieses Mal in drei Rollen schlüpfen: in ihre eigene, in die ihres Bruders Graf Björn als Mitgeschäftsführer und in die von Thorben Beck als Gastronomiedirektor. Die beiden Männer fehlten krankheitsbedingt beim Pressetermin.

275-jähriges Bestehen des Barockschlosses wir gefeiert

„Schlossjuwel und Gartenrausch“ lautet diese und kommende Saison das Motto des Blumenjahres. Eigentlich hätte das 275-jährige Bestehen des Barockschlosses bereits im vergangenen Jahr gefeiert werden sollen, das war aber aus den bekannten Gründen verschoben worden. Und dass vor 750 Jahren der Deutsche Orden die Insel Mainau übernommen hat, ist ein weiterer Grund zu feiern.

Die Orchideenschau im Palmenhaus zeigt bis zum 8. Mai über 3000 Exemplare dieser faszinierenden Blume. „Das ist die Hälfte unserer Sammlung“, erläuterte Gartendirektor Markus Zeiler. „Ich bin ein Fan der Vandas, die mit ihren Luftwurzeln Nährstoffe aufnehmen. Zuhause bin ich nicht in der Lage, sie durchzubringen.“

Er fügte hinzu: „In der Orchideenschau ist es uns gelungen, ein barockes Musikhaus nachzubauen. Es ist erstaunlich, wie viele nicht mehr bespielbare Musikinstrumente bei Haushaltsauflösungen und auf Flohmärkten zu finden sind.“

Gartendirektor Markus Zeiler und sein Team sind gut vorbereitet auf das Blumenjahr.
Gartendirektor Markus Zeiler und sein Team sind gut vorbereitet auf das Blumenjahr. | Bild: Nikolaj Schutzbach

Bereits seit einigen Wochen erscheinen die Vorboten der Frühjahrsblüher auf den Wiesen. Demnächst ist mit der Hauptblüte zu rechnen. „Wir haben dort 700.000 Blumenzwiebeln gesetzt und weitere 100.000 in den Beeten. Darunter sind über 420 Tulpensorten“, erläuterte der Gartendirektor. „Passend zum Deutschorden-Jubiläum werden wir ab Juni Figuren aufstellen, die dessen Geschichte erzählen“, berichtete Zeiler.

Besucher können sich in barocke Blumenkleider hüllen

„Wir haben viel Erfahrung mit Blumen in Tierform. Daher werden wir zwei barocke Blumenkleider bauen, in die sich die Besucher stellen können, um sich dort fotografieren zu lassen. Eines wird von einer Mätresse und das andere von einer Königin sein.“ Der Mainau-Erlebniswald wird am 1. April wieder öffnen. Im Hochseilgarten arbeite das Team derzeit an einem sechsten Parcours, berichtete Gräfin Bettina.

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Ein weiteres Jubiläum dürfte Kinderherzen höher schlagen lassen. „Wir feiern auf der Insel den 50. Geburtstag des Bobby Cars“, sagte Zeiler. In der Nähe des Bauernhofs entsteht deshalb für einige Zeit ein entsprechender Parcours. Zwei große Sandkästen beim Fernrohrplatz werden mit Fahrzeugen bestückt. Ein besonderes Ereignis wird die Taufe einer knallroten Dahlie auf den Namen Bobby Car sein.

Apropos: Die Wahl der schönsten Dahlie findet wieder digital statt. Der genaue Zeitraum hängt laut Zeiler von der Blütezeit ab. Die Herbstausstellung „Puder, Parfum und Perücke“ beschließt vom 23. September bis zum 23. Oktober das Blumenjahr.

Zukunftspläne der Mainau sind ehrgeizig und nachhaltig

In der Gastronomie setzt sich die Mainau ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2030 sollen 40 Prozent aller Nahrungsmittel biologisch angebaut sein. Wie hoch der Anteil heute ist, lasse sich nicht beziffern, da die computertechnischen Voraussetzungen dazu fehlen, erklärte Gräfin Bettina auf Nachfrage.

Dies solle jedoch in den kommenden Jahren geändert werden. Nachhaltiger in der Gastronomie zu wirtschaften, lasse sich auch mit regionalen und saisonalen Produkten erreichen, betonte die Geschäftsführerin weiter.

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Ein weiteres Langzeitprojekt der Insel Mainau ist der komplette Verzicht auf Torf. „Im Park verwenden wir schon lange keinen mehr. Im Gartenbereich sind es durchschnittlich noch 33 Prozent. Das Ziel muss null Prozent sein“, berichtete Markus Zeiler. Denn die Moore, aus denen Torf gewonnen wird, sollen als wertvoller Kohlendioxidspeicher erhalten bleiben, betonte der Gartendirektor der Blumeninsel.