Marcel Bajerke, Adrian Flaig und Philipp Ruf entwickelten ein Verfahren, um Kunststoffgriffe für Kletterwände mit weniger Material, weniger Müll und auf diese Weise nachhaltiger herzustellen. „Dadurch, dass das Material sehr belastbar ist, kann man diese Griffe innen hohl machen,“ erklärt Adrian Flaig, „das ist eine Richtung, in die man jetzt geht.“
Sie sind nicht alleine mit ihrer Idee, aber ein wachsendes Interesse am Klettersport und die Eröffnung neuer Hallen ließen auf einen Markt mit Wachstumspotenzial hoffen. „Es lief gut an“, erinnert sich Adrian Flaig. Eine Idee haben sie sogar als Patent angemeldet. Es befindet sich noch in der Prüfung, aber die drei sind optimistisch, dass es durchgehen wird.
Viele Kletterhallen zeigen Interesse
2019 gründeten sie ihr Unternehmen „Polytalon“. Ende des Jahres konnten sie ihre Griffe auf einer Messe für Klettersport einem größeren Publikum vorstellen. Erste Aufträge, neue Kontakte, gute Aussichten für das Start-up.
Doch kurze Zeit später, im Frühjahr 2020, zwang die Corona-Pandemie Deutschland erstmals in einen Lockdown. Auch Kletter- und Boulderhallen müssen schließen. Die Nachfrage nach neuen Griffen bleibt aus. „Ein Dämpfer – wegen der Ungewissheit wussten wir nicht so genau, wie es weitergeht“, sagt Adrian Flaig.
Philipp Ruf, Marcel Bajerke und Adrian Flaig beobachten, wie plötzlich die Arbeitswelt ins Homeoffice verlagert wird. „Wir haben uns überlegt, ins Hometraining einzusteigen, was vorher erst mal nicht geplant war“, so Adrian Flaig, „und da haben wir dann ein innovatives Produkt entwickelt und auf die Schnelle einen Onlineshop aufgezogen.“
Doch das Trio bleibt erfinderisch
Das neue Produkt heißt Polyboard: ein Brett mit Griffen, das sich an die Wand montieren lässt. „Die Idee ist: Man schraubt es über eine Tür, weil man da die Beine frei hängen lassen kann“, erklärt Philipp Ruf das Trainingsbrett.
„Dann kann man sich dranhängen. Man kann verschiedene Arten von Griffen benutzen, um unterschiedliche Muskelgruppen zu trainieren und macht sich superfit für die Halle.“ Wenn sie irgendwann wieder öffnet.

Das Brett ist aus Holz, mit Griffen, mit Löchern, um weitere Klettergriffe anzubringen, und mit Ösen, die unter anderem dazu verwendet werden können, Thera-Bändern Halt zu geben.
Am Anfang war das Trio noch zuversichtlich, dass die Pandemie-Situation schnell ein Ende nehmen würde, aber dann „haben wir bemerkt, dass – falls nein – wir natürlich ein anderes Produkt brauchen, weil ein Klettergriff im Lockdown einfach nicht so gut verkauft werden kann“, sagt Adrian Flaig.
Dann kam der Sommer. Der Lockdown wurde beendet. Kletterhallen öffneten wieder. Neben dem Polyboard haben Adrian Flaig und seine Kollegen außerdem noch neue Griffe entwickelt, deren Form an Fledermäuse erinnert.
Die „Bats“ (Fledermäuse) kommen in der Kletterszene gut an, sagt Adrian Flaig: „Das war noch mal ein richtiger Aufschwung. Wir haben in Deutschland, Österreich und in der Schweiz ganz gut verkauft.“ Auch bei den Deutschen Meisterschaften im Klettern konnten sie ihre Griffe präsentieren.

„Das Feedback war gut“, erzählt Adrian Flaig. Das Unternehmen wurde in dieser Zeit bekannter und sie kamen immer wieder mit potenziellen Kunden ins Gespräch.
Es gab etliche Hallen, die Interesse anmeldeten: Jetzt gerade sei das Budget zwar knapp, aber für Januar, wenn das neue Budget da sei, plane man eine Bestellung, ließen viele wissen. Große Hoffnungen für das Konstanzer Start-up Polytalon.
Klettern bei Olympia
Aber inzwischen wurde es Herbst 2020. Die täglichen Corona-Neuinfektionen stiegen und stiegen. Ende des Jahres folgte der nächste Lockdown. „Und diese Bestellungen – da sind natürlich viele durch den zweiten Lockdown nicht eingetroffen“, erklärt Adrian Flaig.
„Uns macht zu schaffen, dass wir noch relativ neu am Markt sind und wir deshalb noch keine Reserven aufgebaut haben. Durch eine Schließung der Kletter- und Boulderhallen fällt uns der Hauptkunde weg“, fügt Philipp Ruf hinzu.
Es gebe Hilfen in Form von Krediten. „Aber wenn es ungewiss bleibt, wie es weitergeht, ist das auch keine Alternative“, sagt Adrian Flaig.
„Diese Wirtschaftshilfen, die Herr Altmaier und Herr Scholz als Bazooka beschrieben haben, sind schön und gut, aber für uns wäre natürlich ein präzises Gewehr besser gewesen“, findet Philipp Ruf. „Ein paar fallen halt durch das Raster, das ist das Problem, vor dem wir gerade stehen. Aber das haben viele Unternehmen, die sich neu gegründet haben.“