In diesen Tagen findet im Fall Bodenseeforum ganz offenbar eine beachtliche Trendwende statt. Der Glaube, mit dem mondänen Haus am Seerhein in seiner jetzigen Form wirtschaftlich arbeiten zu können, verflüchtigt sich selbst bei den größten (Berufs-)Optimisten zusehends. "Wirtschaftlich" heißt in diesem Fall übrigens lediglich "kostendeckend" und nicht "gewinnbringend".

Das könnte Sie auch interessieren

Der Wind dreht sich – langsam, aber spürbar. Selbst Oberbürgermeister Uli Burchardt fordert, dass das Forum den Zuschussbedarf senken und einen größeren Beitrag zum Stadtleben in Konstanz leisten soll: "Das Haus steht heute noch zu oft leer", sagt er.

150.000 Euro sollen nun dabei helfen, das teure Haus am Seerhein in die richtige Spur zu bekommen – oder zu entscheiden, die städtischen Anteile daran zu verkaufen

Ein Verkauf wäre eine herbe Niederlage für die Verwaltung, die bisher stets einheitlich als Fan des Forums auftrat. Ein "Haus für alle Konstanzer", wie vor rund zwei Jahren vollmundig angekündigt, war das Haus nicht und wird es in seiner jetzigen Form auch nie werden.

Die historische Chance, von der der OB dereinst sprach, wurde, wenn sie überhaupt mal da war, ist klar vergeben.

Die propagierten vielen neuen Möglichkeiten für gesellschaftliche und kulturelle Nutzungen? Längst vergessen. Unpassende Ausstattung, keine Küche, zu wenig Platz, eine seltsame Akustik und Mietpreise, die sich selbst in dieser gut betuchten Stadt nicht alle Konstanzer Veranstalter und Vereine leisten können – das macht selbst das tolle Ambiente direkt am Wasser nicht wett.

Der Tagungs-Standort Konstanz wird durchleuchtet – aber wieso erst jetzt?

Glaubt man den Worten der Verwaltung, dass nicht nur das defizitäre Haus an sich, sondern der gesamte Tagungs- und Veranstaltungsstandort Konstanz durch die externen Berater durchleuchtet und analysiert werden soll, erscheint das Vorhaben durchaus sinnvoll.

Allerdings drängt sich die Frage auf, warum dies erst jetzt und nicht bereits vor Jahren gemacht wurde. Heute steht das Kind gefährlich nah und nach vorne gebeugt am oberen Rand des Brunnens, damals war es noch nicht einmal geboren. Viel finanzieller Schaden hätte von der Stadt ferngehalten werden können, wenn damals festgestellt worden wäre, dass das Haus in dieser Form nicht wirtschaftlich sein würde. Denn das ist es offensichtlich nicht.

Hätte, wenn und aber – das Bodenseeforum steht vor einer Zäsur

Sollten Ausschuss und Rat dem Antrag zustimmen, wäre die letzte Chance für das Haus eingeläutet.

Fakt ist auch: Die Zukunft nicht nur des Gebäudes steht auf der Kippe. In zwei Jahren ist Oberbürgermeister-Wahl. Sollte Uli Burchardt, großer Fan des Bodenseeforums, erneut antreten wollen, könnte er sich ein noch tieferes Millionengrab Bodenseeforum nicht leisten.