Alle hatten sich auf den Abend im Schlösslepark gefreut: die Zuhörer, die Techniker, die für Licht und Ton zuständig waren, und nicht zuletzt die auftretenden Musiker. Als kurz vor Konzertbeginn die ersten dunklen Wolken aufzogen, gingen die Blicke im Wechsel gen Himmel und zur Wetter-App auf dem Handy – kein Regen in Sicht. Doch zeitgleich mit dem ersten Ton fielen die ersten Tropfen. Es folgte ein starker Platzregen.
Die Musiker deckten geistesgegenwärtig die Mikrofone und Boxen ab, während die Zuhörer davonsprangen, um sich irgendwo unterzustellen. 45 Minuten später ließen Dirigent Rainer Ehmann und das Orchester das erste Stück für „Sound and Light“ erklingen.
Bürgermeister verteilt spontan Gelbe Säcke als Regenschutz
Viele Gäste waren schnell nach Hause gegangen, um sich umzuziehen. Andere waren geblieben und hatten beim Abtrocknen der Stühle geholfen. Bürgermeister Matthias Weckbach verteilte spontan Gelbe Säcke zum Unterlegen oder als Regenschutz. Nach und nach füllten sich die Sitzreihen wieder. Überall sah man fröhliche und erwartungsvolle Gesichter.
Dirigent Rainer Ehmann führte durchs Programm, das neben dem Musikverein auch durch die Sänger Carina Jäckle, Michael Kledt und Walter Grömminger gestaltet wurde. Alle drei waren schon häufig bei Auftritten dabei.
So kann zeitgenössische Blasmusik klingen
Bei einem der Lieblingsstücke des Orchesters, „Sea Rock City“, glänzten gleich mehrere Solisten. Der Vorsitzende Robert Auer erklärte dazu später im Gespräch, das Stück zeige, wie sich zeitgenössische Blasmusik anhören könne. „Es ist ein komplexes Stück, was Rhythmen und Harmonien angeht. Wir haben es schon mal bei einem Wertungsspiel aufgeführt.“

Carina Jäckle sang an diesem Abend „Valerie“ von Amy Winehouse und wurde dabei von einer kleinen Bläsergruppe begleitet. Dafür waren bewusst jüngere Musiker ausgewählt worden, um dem Nachwuchs eine Möglichkeit zu geben, Live-Erfahrungen zu sammeln.
„Wer hätte gedacht, dass wir das schaffen würden?“, fragte Rainer Ehmann vor dem letzten Stück des ersten Teils. Mit der von Michael Kledt gefühlvoll gesungenen Ballade „You will be found“ ging es in eine kurze Pause, aus der die Musiker mit „Jump“ von Van Halen kraftvoll zurückkehrten. Walter Grömminger besang dann bei „Feel good“ die ganze Bandbreite von Glücksgefühlen.
Das Wetter hielt, sodass auch die Coverversion von „No roots“ gespielt werden konnte – das Stück stammt von Alice Merton, die zeitgleich in Friedrichshafen auftrat.
Mit dem Lied „Guggebühl“ war bei dem Konzert auch eine Eigenkomposition des Dirigenten im Programm vertreten. Der war am Ende richtig erleichtert: „Es war wahnsinnig, endlich für Sie spielen zu dürfen.“
Nach Zugabe-Rufen und stehenden Ovationen ergriff Robert Auer das Mikrofon. „Wir sind froh, nach Corona wieder live zu sein, das ist nicht selbstverständlich“, sagte er und dankte den Sängern und den Musikern. „Der MVL ist ein fantastischer Verein. Ich bin stolz, euer Vorstand zu sein.“
Abbruch in Bregenz, Durchhalten in Ludwigshafen
In Bregenz sei die Premiere abgebrochen worden, so Auer ans Publikum gewandt. „Ihr seid alle noch hier. Viele haben geholfen, die Stühle abzuputzen oder waren heim, zum Umziehen. Toll, dass euch der MVL so viel wert ist. Ihr ward das beste Sound and Light-Publikum, dass wir je hatten.“ Mit zwei Zugaben verabschiedete sich der Musikverein von seinen Gästen.