Aus dem ehemaligen Bahnhofsgebäude in Erzingen ist ein Gewerbehaus entstanden, in dem bereits eine Zahnarztpraxis und ein Back-Café den Betrieb aufgenommen haben. Ein Hotel mit 24-Stunden-Check-in soll folgen. Der Bahnhof Erzingen hat seinen Ursprung in der Bahnlinie Basel – Konstanz. Nach langen kommunalen Streitigkeiten bezüglich der Streckenführung wurde diese am 15. Juni 1863 zusammen mit dem Neubau des Erzinger Bahnhofs vom Großherzog Friedrich von Baden in Betrieb genommen.

Im Zuge der Modernisierung wurde das Bahnhofsgebäude vor mehr als zehn Jahren überflüssig und ging in den Besitz einer Gesellschaft über, die zur Verwaltung von Immobilien der Deutschen Bahn gegründet wurde. Diese Gesellschaft veräußerte Hunderte von Bahnhöfen an einen englischen Fonds, der Gebäude an guten Lagen zum Teil restaurierte und weiterverkaufte. Im Erzinger Bahnhofsgebäude ist die Rockmusikkneipe „Durchzug“ entstanden.

Ende 2015 ging das marode Bauobjekt dann in den Besitz von Thilo Fechtig über, der das Gebäude von einem Luxemburger Fonds kaufte. Aufgrund der guten Verkehrsanbindung und der Grenznähe zur Schweiz waren für ihn viele Nutzungsmöglichkeiten denkbar. Der Wutöschinger Zahnarzt konnte sich eine Arztpraxis oder eine Anwaltskanzlei vorstellen. Auch Gastronomie- und Gewerberäume wurden in dem Gebäude in Betracht gezogen.
Im Juni 2017 musste der Betreiber Holger Utz das „Durchzug“ nach zehn Jahren schließen. Innerhalb von zwei Jahren wurde das historische Gebäude dann praktisch ausgehöhlt und nach den Richtlinien des Denkmalschutzes komplett saniert. Der Dachstuhl und die Bruchstein-Außenmauern sind praktisch das Einzige, was vom alten Bahnhofsgebäude heute noch übrig geblieben ist.

Im ehemaligen Verzollungsraum hat Fechtig eine Zweigstelle seiner Zahnarztpraxis untergebracht. Dabei legte er großen Wert darauf, dass bei der Gestaltung der Charakter des Bahnhofs erhalten blieb. Er stellte seine Praxis unter das Motto Reisen und verkleidete die Behandlungszimmer mit überdimensionalen Fototapeten, die Eindrücke von den großen Bahnhöfen in Berlin, Paris, London und New York vermitteln.

Seit April betreibt die Wutöschinger Praxis für Zahnheilkunde von Fechtig und seinen Kollegen die Zweigstelle mit verschiedenen Angeboten, inklusive Kieferorthopädie. Im August hat im westlichen Gebäudeteil zudem die Hochschwarzwald Bäckerei Gehri aus Titisee-Neustadt eine Filiale mit einer kleinen Bäckerei und einigen Sitzplätzen eröffnet. Ein weiterer Raum wird von der Firma Vodafone als Technikraum belegt. Im Januar soll ebenfalls im westlichen Teil ein Hotelbereich mit zwölf Doppelzimmern dazu kommen.