Wird Villingen-Schwenningen im nächsten Jahr ein Mekka für die Radsportfreunde? Vertreter der Stadt stehen seit Monaten in Kontakt mit den Veranstaltern und loten die Möglichkeiten aus, am 24. August 2024 als Etappenziel Gastgeber der Deutschland Tour zu werden, eine Radrundtour für Profisportler.

Die Deutschland Tour gilt als Pendant der Tour de France, allerdings im Taschenformat. Während die Rundfahrt durch Frankreich rund drei Wochen dauert, sind die Rennrad-Profis bei der Deutschland Tour vier bis fünf Tage lang im Sattel. Gleichwohl erfreut sich dieses Radsport-Spitzenevent hierzulande zunehmender Beliebtheit.

Radsport-Event vom 22. bis 25. August 2024

Im nächsten Jahr findet die Deutschland Tour vom 22. bis 25. August statt. Der genaue Streckenplan ist noch nicht bekannt, der Fokus soll aber auf Süddeutschland liegen. Villingen-Schwenningen hätte die Möglichkeit, als Etappenort ein Teil der Deutschland Tour zu werden. In den Gremien des Gemeinderates wird nächste und übernächste Woche entschieden, ob sich die Stadt bewerben wird.

Die Deutschland Tour ist das radsportliche Spitzenereignis unter den Etappenrennen in Deutschland. Diese Aufnahme stammt von der ...
Die Deutschland Tour ist das radsportliche Spitzenereignis unter den Etappenrennen in Deutschland. Diese Aufnahme stammt von der Deutschland Tour 2023 Ende August. Hier fährt das Hauptfeld bei der vierten Etappe über die Zielgerade in Bremen. | Bild: David Inderlied

Nach dem aktuellen Stand der Vorplanung ist in Villingen-Schwenningen, sofern der Gemeinderat zustimmt, am Samstag, 24. August, die Zielankunft der dritten Etappe und am Folgetag Start der letzten Etappe zum Deutschland-Tour-Finale vorgesehen.

Die Stadtverwaltung hat sich bewusst als Ziel- und Startetappe entschieden, um beide Stadtteile in diese Großveranstaltung miteinzubinden. Dieses Szenario ist allerdings noch vorläufig. Die finale Etappenplanung der Veranstalter soll erst im Herbst stattfinden.

Stadt muss tief in die Tasche greifen

Allerdings: Die Ehre, sich als Etappenziel eines sportlichen Großereignisses zu präsentieren, gibt es nicht zum Nulltarif. Die Veranstalter nehmen ihre Partner finanziell kräftig mit ins Boot. Auf die Stadt kämen Ausgaben in Höhe von schätzungsweise 720.000 Euro zu, bei erwarteten Einnahmen von rund 100.000 Euro. Es liegt daher an den Mitgliedern des Gemeinderates zu entscheiden, ob ihnen der Werbeeffekt und das Radspektakel diese Summe wert ist.

Die Fachleute der Stadtverwaltung im Bereich Stadtmarketing und der städtischen WIR-Gesellschaft (Wirtschaft, Tourismus, Räume) mit Geschäftsführer Matthias Jendrischyk an der Spitze befürworten die Bewerbung. Bei den Profiradrennen mit rund 20 von der Tour de France bekannten Topteams und Radsportstars sei ein mediales Großereignis.

Matthias Jendryschik ist verantwortlich für Wirtschaft und Toursmus in VS sowie für das Stadtmarketing.
Matthias Jendryschik ist verantwortlich für Wirtschaft und Toursmus in VS sowie für das Stadtmarketing. | Bild: Andrea Spiegelhalter, WIR Villingen-Schwenningen GmbH

Da es sich um das erste Profi-Rennen nach der Tour de France handle, „ist der Zeitpunkt für ein hohes Publikums- und Medieninteresse ideal“, heißt es von Seiten der Marketingleute in der Sitzungsvorlage an den Gemeinderat.

Und weiter: Als ‚Tor zum Schwarzwald‘ sei Villingen-Schwenningen geographisch ideal gelegen, außerdem biete die Stadt mit ihrer Größe, Infrastruktur und touristischen Highlights einen optimalen Rahmen und eine tolle Kulisse.

Stadt erhofft sich touristischen Nutzen

Durch die sehr hohe Medienpräsenz und Live-Berichterstattung im öffentlichen Fernsehen, kombiniert mit einer hohen zu erwarteten gesamtgesellschaftlichen Aufmerksamkeit auf das Thema Sport durch eine Vielzahl an Sportereignissen in 2024, „erwartet wir für den Stadt Villingen-Schwenningen einen starken Anstieg der Bekanntheit und eine direkte sowie indirekte Förderung des Standorts, vor allem im Bereich Tourismus“, sagen die Touristik-Fachleute. Erwartet werden rund fünf Millionen Live-Zuschauer an den Fernseh-Schirmen in Deutschland und rund 15 Millionen TV-Zuschauer europaweit.

Das könnte Sie auch interessieren

Zusätzlich zum Rennspektakel bietet die Tour auch ein attraktives
Rahmenprogramm für die Etappenorte zur Förderung des Radsports für vielfältige Zielgruppen. So ist zum Beispiel eine Radexpo und ein Kinder-Laufradrennen in jedem Etappenort geplant.

20.000 Zuschauer erwartet

Gerechnet wird außerdem mit rund 20.000 Zuschauern, die auch entsprechend Geld in der Stadt liegen lassen. Die Stadtverwaltung mit Oberbürgermeister Jürgen Roth befürwortet daher die Bewerbung.

Allerdings bleibt für den Fall einer Bewerbung auch ein Wehrmutstropfen zurück. Die für 2024 geplante „Lange Tafel“ in Villingen-Schwenningen soll um ein weiteres Jahr verschoben werden. Angesichts der Fülle von Veranstaltungen zwischen Juni und August 2024 schlägt die Verwaltung vor, die im Jubiläumsjahr 2022 wegen Corona verschobene Veranstaltung ein weiteres Mal auf 2025 zu verschieben.

Das könnte Sie auch interessieren

Am Mittwoch, 13. September, werden die Mitglieder des Verwaltungsausschusses das Thema vorberaten. Im Zentrum steht die Frage, ob die Stadt die Finanzmittel freigibt sowie die Verschiebung der „Langen Tafel“. Am Mittwoch, 20. September, soll dann der Gemeinderat die Entscheidung fällen.