Friedrich Engelke wurde als viertes von elf Kindern heute vor 80 Jahren, am 17. Januar 1943, während des Zweiten Weltkrieges in Prag geboren. „Stalingrad wurde gerade aufgegeben und mein Vater wurde wegen einer schweren Kriegsverletzung als Regierungsrat in das Ministerium für Landwirtschaft nach Böhmen versetzt“, erzählt Engelke.
Nach Kriegsende sei es für die Familie sicherer gewesen, Tschechien zu verlassen. Die Familie stammt aus Lippe-Detmold in Westfalen, wo die Großeltern wohnten und vor allem der Großvater den kleinen Friedrich Engelke sehr prägte. Engelke kennt die Geschichte seiner Vorfahren, die Holländer waren, sehr genau. Aus dem Archiv des Bischofs aus Paderborn könne man die Familiengeschichte über 900 Jahre zurückverfolgen.
Forschung im Bereich Lasertechnologie
Engelke, Diplom-Physiker, stammt aus einer Akademikerfamilie, studierte und promovierte in Freiburg. Die Forschung war es, die ihn antrieb, an den Universitäten zu bleiben. Er habilitierte an der Universität in Bielefeld. „1974 bin ich für zwei Jahre als Physiker nach New York an die Columbia-Universität, an der schon mit Lasertechnologie geforscht wurde“, berichtet Engelke. Die Anwendungen der Lasertechnologie in der Industrie und Medizin haben ihn dann 1986 an die Fachhochschule in Furtwangen geführt.
„Ich habe etwa 5000 Studenten in Mathematik und Physik ausgebildet und werde heute immer noch von ehemaligen Studenten angesprochen“, zeigt sich Engelke zufrieden, den Studierenden etwas Positives mitgegeben zu haben. Er habe viel Glück in seinem Leben gehabt: „Es war für mich der schönste Beruf, der meine Frau Gabriele und mich auch fünfmal nach Stanford in Kalifornien geführt hat.“
Integer, hilfsbereit, geradlinig, verlässlich, herzlich
Engelke erzählt mit sanfter Stimme und einem Wissensschatz, der begeistert und zum Zuhören anregt. Seine Frau Gabriele Lee-Engelke, mit der er seit 38 Jahren verheiratet ist, beschreibt ihren Mann als integer, hilfsbereit, geradlinig, verlässlich und herzlich. „Aber es kann auch sein – was selten vorkommt – dass er auch mal richtig laut wird“, sagt Lee-Engelke. Das sei der Fall, wenn er sich überfahren fühle und sein Gegenüber nur schwache Argumente habe. „Da kommt mein Dickkopf durch, den ich von meinem Vater geerbt habe“, gibt Engelke zu. Er könne aber gut damit umgehen.
Die gemeinsamen Spaziergänge, das Patience-Legen bei griechischem Kaffee mit seiner Frau Gabriele oder das Lesen reichen dem aktiven Ruheständler nicht aus. Mit der gleichen Leidenschaft, die er für seinen Beruf hatte, setzt sich Engelke im 2014 gegründeten Verein „Pro Stolpersteine VS“ mit Mahnwachen für die Verlegung von Stolpersteinen ein, die an das Schicksal der Menschen aus Villingen und Schwenningen erinnern sollen, die während des Nationalsozialismus deportiert und ermordet wurden. Aus den anfänglich angedachten 19 sind mittlerweile 60 Stolpersteine geworden.
Scrabble mit der Schweizer Meisterin
Um die richtigen Worte mit wesentlich kleineren Steinchen zu setzen, beschäftigt sich Engelke als semiprofessioneller Scrabble-Spieler. „Zuletzt war ich beim Turnierstart 2023 in Rosenheim“, erzählt Engelke. Er trainiert regelmäßig mit der Schweizer Meisterin, mit der er sich immer für sechs bis sieben Partien in Schaffhausen trifft.
„Die einen nehmen sich viel vor im Leben, die anderen weniger – und zu den anderen zähle ich nicht“, bekennt Engelke mit einem sympathischen Lächeln. Im schicken Einfamilienhaus in VS-Pfaffenweiler mit geradliniger Einrichtung feiert Friedrich Engelke heute in kleiner Familienrunde und lässt sich dabei fein bekochen.
Später wird dann bei einem Treffen der Familie, in der es bei seinen Geschwistern noch weitere runde Geburtstage gibt, größer gefeiert.