Es ist mittlerweile 19.30 Uhr, als Ortsvorsteherin Silke Lorke die Zuhörer zum Infoabend über den bei Weilersbach geplanten Anschluss an die Bundesstraße 523 in der Sporthalle begrüßt.
Eigentlich sollte der Mittwochabend im Gemeindehaus stattfinden. Doch dort war mit Beginn 30 Minuten zuvor schnell klar, dass der kleine Saal aus allen Nähten platzen würde. Es waren längst alle Plätze belegt und die ersten hatten sich Stehplätze gesucht, als vor dem Gebäude noch eine lange Menschenschlange stand.

Spontan beschloss der Ortschaftsrat deshalb, die Infoveranstaltung in die Sporthalle zu verlegen. Flugs wurde dort gestuhlt und der große Infobildschirm zog mit um.

Ausgestattet mit blauen Kunststoffüberzügen über den Schuhen oder auf Socken war der Zutritt in die Sporthalle an diesem Abend dann nicht Sportlern, sondern den rund 120 Zuhörern vorbehalten.
Von der VS-Rathausspitze niemand da
Einzig der geladene Oberbürgermeister Jürgen Roth und Bürgermeister Detlef Bührer oder andere Vertreter der Stadtverwaltung waren nicht nach Weilersbach gekommen.

Bereits vor Beginn der Veranstaltung trugen sich nahezu alle Gekommenen in ausliegende Listen für eine Bürgerinitiative gegen den geplanten Anschluss an die B 523 bei Weilersbach über den Hagen ein. Für sie brauchte es die Ausführungen von Ortsvorsteherin Silke Lorke über die Planungen erst gar nicht. Ihre Position war schon vor der Veranstaltung klar.

Dennoch startete Silke Lorke mit einem Überblick über den derzeitigen Stand des Vorhabens zur Ortsumfahrung Villingen-Schwenningen in den Abend. Sie erläuterte die Streckenführung, Zufahrten und auch den Verfahrensstand. Die Teilnehmer des Abends hörten ihren Ausführungen ruhig zu.
„Es gab an anderer Stelle schon viel Gegenwind zu den Planungen. Jetzt scheint es also uns zu treffen“, machte die Ortsvorsteherin die Situation Weilersbachs klar. Keine 300 Meter vom Ortschild ist auf dem Hagen die zentrale Zufahrt für die Stadt Villingen-Schwenningen zur Ortsumfahrung geplant.
Erst als Silke Lorke dazu auffordert, Fragen zu stellen oder auch Anregungen für den Protest zu geben, melden sich einige Zuhörer. Sie machen deutlich: Die geplante Zufahrt ist ihnen viel zu nah an Weilersbach. Die Streckenführung über den Hagen missbilligen sie deutlich und kritisieren, dass die bisherige Abfahrt nicht stattdessen erhalten bleibt.
Sie befürchten auch verstärkten Verkehrslärm und erhöhtes Fahrzeugaufkommen im Ort. Der eine oder andere würde auch eine Zufahrt bei Nordstetten viel lieber sehen, denn dort seien schließlich weniger Einwohner betroffen. Manch einer unterstellt den Stadtoberen sogar „Vetterleswirtschaft“. Alle Wortmeldungen werden sachlich und ruhig vorgetragen. Sie decken sich mit dem, was Silke Lorke bereits im Vorfeld des Abends im Gespräch an Befürchtungen und Argumenten genannt hatte.

Alternativen zur Planung des Anschlusses über den Hagen vermisst nicht nur Silke Lorke. Auch die Zuhörer überlegen, was anstelle dessen möglich wäre. Statt des Kleeblattes einen Kreisverkehr bauen oder eine Brücke aus dem Gebiet Herdenen mit einer parallel zur B 523 verlaufenden kleineren Straße zum bisherigen Anschlusspunkt errichten – solche Ideen werden entwickelt.
„Wir haben letztes Jahr schon gezeigt, dass man mit uns nicht alles machen kann. Wir werden uns auch jetzt wehren“, macht Silke Lorke schließlich deutlich.
Deshalb habe der Ortschaftsrat beschlossen eine Bürgerinitiative ins Leben zu rufen. Zur Koordination von Aktionen und als Kontakt zum Regierungspräsidium soll es zudem einen Arbeitskreis geben.

Zehn Bürger fanden sich, zwar zunächst zögerlich, aber schließlich doch recht flott, die in dem Arbeitskreis mitarbeiten werden. Ortschaftsrat Christoph Stern soll der Kopf des Arbeitskreises und der Bürgerinitiative sein.

Klar sei, dass der Arbeitskreis schnell seine Arbeit aufnehmen müsse, so Silke Lorke. Bereits im Juli sollen die Vorplanungen des Regierungspräsidiums abgeschlossen sein.
Im Zuge des Protest könnte man sich in Weilersbach vorstellen, externe Planer über das Bauvorhaben drüber schauen zu lassen. Plakate und Leserbriefe sind ebenfalls bereits im Gespräch.

Solche Protestaktionen brauchen Geld. Zeitnah soll deshalb ein Spendenkonto eingerichtet werden. Bürger, die bei der Infoveranstaltung nicht anwesend waren, können sich im Rathaus noch in die Listen für die Bürgerinitiative eintragen.