Der vor wenigen Wochen mild gestartete Winter entpuppt sich derzeit als streng, kalt und alles andere als umgänglich. Minus 13 Grad hatte man noch die Nacht zum Dienstag vor der eigenen Haustür gemessen. Jetzt, am Dienstag nachmittags um vier Uhr, sind es auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Münsterplatz immer noch minus sieben Grad.
Die Kälte des tiefgefrorenen Kopfsteinpflasters kriecht unerbittlich durch die Schuhsohlen und zieht spürbar die Wärme aus den Füßen.
50 Grad Differenz zwischen Außen- und Körpertemperatur
Wie halten es die Menschen hinter ihren Ständen bei diesen Temperaturen aus, insbesondere dann, wenn die Nacht hereinbricht und das Thermometer noch tiefer absackt? Gibt es Tricks oder Tipps, wie man sich am besten einkleidet, wenn die Außentemperatur um 50 Grad niedriger liegt als die eigene Körpertemperatur?

Jerome Hummel mit seinem Maronenstand hat nicht einmal eine schützende Holzhütte. Er steht direkt auf dem Pflaster, neben der Münsterpforte, vor seinem großen Kessel voller heißer Maronen.
Der wird zwar geheizt durch ein Holzkohlefeuer unter dem Kessel. Aber hinter, unter und neben ihm herrscht Kälte pur. Wie gelingt es ihm, hier zehn Stunden täglich auszuharren?
Funktionsunterwäsche und Thermostiefel
Zwei Lagen Funktionsunterwäsche, lautet seine Antwort. Dazu kommen zwei dicke Pullover, eine entsprechende Mütze sowie spezielle Thermostiefel. Die, so erläutert Hummel, trage er nur bei solchen Minusgraden, da sie extrem warmhalten würden, und das sei unangenehm bei gemäßigten Temperaturen.

Dann greift er zu einem Blasrohr und bringt eine neue Ladung Kohlen zum Glühen. Taschenwärmer, so entgegnet Hummel auf die entsprechende Frage, habe er keine, die taugten meist nichts.
Unangenehm sei eigentlich nur die Rückfahrt abends nach Freiburg. Dann friere er im Auto, und bis die Heizung richtig warm mache, sei er schon daheim angelangt.

Chiara Jansen und Carlotta Caspari, die für den Abiball des Gymnasiums am Romäusring sammeln, helfen sich mit diversen Schichten. Zum einen tragen sie sechs Schichten Oberkleidung, zwei Schichten an den Beinen sowie zwei paar dicke Socken.
Schichten und Schicht-Dienst
Außerdem sind sie im Schicht-Dienst eingeteilt, länger als vier Stunden müsse hier keiner stehen. Aber kalt, ja, das sei es schon in der kleinen Bude, aber angesichts des Nutzens auszuhalten.
Kalt? Wieso kalt? Dominik Slodnik wundert sich an seinem Stand mit gerösteten Mandeln auf die Frage des Reporters. „Es ist doch windstill“, verdeutlicht er. Wind und Kälte gemeinsam, das dagegen sei eine wirklich unangenehme Mischung.

Slodnik ist viel unterwegs auf Märkten, auch im Januar und Februar. In diesen Monaten, so bringt er es auf den Punkt, gebe es noch ganz andere Temperaturen. Außerdem gibt der Röstautomat Wärme ab und der kleine Heizstrahler, der von oben die Mandeln warmhält, ist zur Not auch ein guter Händewärmer.
Und ja, einen Tipp hat er dann doch für den geneigten SÜDKURIER-Leser: Wärmesohlen, die sollte man sich zulegen, wenn man sich länger draußen aufhalte.

Roswitha Straub kommt vom Landcafé Gerlach in St. Märgen. Sie bietet mit Anna Maria Benzing Brot, Glühwein, Kinderpunsch, Brot und Flammkuchen an. Auf die Frage, welche Tipps sie gegen die Kälte haben, lachen beide. Ein kleiner Heizofen unten an den Füßen erleichtert vieles. Und die Erfahrung des Schwarzwälders, der es gewohnt sei, sich witterungsbedingt zu kleiden.
Fiedeln in der Kälte
Auf dem Rückweg vom Münsterplatz durch die Innenstadt sieht man einen älteren Herrn, der vor der Sparkasse steht und auf seiner Geige fiedelt. Vor ihm liegt ein Hut, die Menschen hasten an ihm vorbei.
Unermüdlich wandern seine Finger auf dem Griffbrett auf und ab, ein Passant wirft ihm eine Münze in den Hut, er spielt stoisch weiter. Wie dieser Mensch das wohl aushält?
Man fragt ihn lieber nicht, er will auch nicht fotografiert werden, man lässt ihn also in Ruhe fiedeln und tut etwas in seinen Hut hinein.