Unterkirnachs Bürgermeister Andreas Braun möchte sich bei der Windkraft „das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen“. Er möchte den noch vorhandenen kommunalen Gestaltungsspielraum nutzen, um Flächen für die Windenergieerzeugung festzulegen. Jetzt wurde bekannt, dass auf der Gemarkung Unterkirnachs zwei große Anlagen mit einer Gesamthöhe von 250 Metern an den Flügelspitzen gebaut werden können.

Die Gemeinde Unterkirnach hat sich Anfang des Jahres an die Windkraft Schonach gewandt und die Gesellschaft beauftragt, das Gemeindegebiet hinsichtlich potenzieller Standorte für die Windenergieerzeugung zu untersuchen. Im Februar stimmte der Gemeinderat diesem Vorgehen einstimmig zu.

Jetzt legte Paul Weisser, ein Projektmanager der RES-Group, deren Tochtergesellschaft die Windkraft Schonach ist, die Ergebnisse dieser Vorabprüfung vor. Dabei seien, so Paul Weisser, notwendige Beschränkungen, wie beispielsweise regionalplanerische Restriktionen, Schutzgebiete und Abstandsvorgaben zur Wohnbebauung berücksichtigt worden.

Zwei Bereiche kommen infrage

Im Ergebnis stellt das Unternehmen fest, dass sich die Höhen der Bereiche Tannenfirst und Marbental für „eine weitere, vertiefende Prüfung hinsichtlich der Möglichkeiten einer Windenergieerzeugung anbieten“. Auf Nachfrage aus dem Gremium, berichtete Paul Weisser allerdings auch, dass solche weitergehenden Prüfungen seines Wissens bislang noch nie einen Standort verworfen hätten. Allenfalls die Leistungsprognose einer Anlage habe etwas reduziert werden müssen.

Paul Weisser, Projektmanager der Gesellschaft RES-Group, deren Tochtergesellschaft die Windkraft Schonach ist, stellt die Planungen für ...
Paul Weisser, Projektmanager der Gesellschaft RES-Group, deren Tochtergesellschaft die Windkraft Schonach ist, stellt die Planungen für Unterkirnach vor. | Bild: Cornelia Putschbach

Zur Sitzung des Gemeinderates waren am Dienstagabend, 23. Mai, rund 30 Zuhörer gekommen. Die vorhandenen Sitzplätze reichten dabei nicht vollständig für alle aus. Die Stimmung war ruhig. Kritische Fragen oder zustimmende Verlautbarungen wurden nicht vorgebracht. Man hatte den Eindruck, die Zuhörer wollten schlicht aus erster Hand erfahren, wie der Stand der Planungen ist.

„Wenn wir das diskutieren, möchte ich, dass das auf sachlich faire Weise erfolgt.“
Patrick Seng, Gemeinderat

Das dürfte Bürgermeister Andreas Braun und den Gemeinderäten entgegenkommen. Mehrfach machten sie, wie auch Paul Weisser jetzt wieder, deutlich, dass man auf eine transparente Entscheidung mit viel Bereitschaft zum Dialog mit der Bevölkerung setze. Nur das könne der Schlüssel zum Erfolg sein.

Die für die Nutzung der Windkraft in Frage kommenden Grundstücke stehen teilweise im Eigentum der Gemeinde Unterkirnach, teilweise in Privateigentum, auch auswärtiger Eigentümer.

Nur 30 Minuten Schatten am Tag

Als Puffer zu Wohngebäuden in Ortslage müssen 750 Meter eingehalten werden. Zu Wohngebäuden im Außenbereich müssen das 500 Meter sein. Er selbst sei einer derjenigen Hauseigentümer, die am dichtesten an einer der vorgesehenen Anlagen wohnen, gab Bürgermeister Andreas Braun dazu zu bedenken.

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Vom Schattenwurf der Rotorblätter dürften Wohngebäude laut der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Immissionsschutz höchstens 30 Minuten am Tag und acht Stunden im Jahr betroffen sein.

Bei der Schallausbreitung gelten nachts Grenzwerte von 45 Dezibel für Mischgebiete und von 40 Dezibel beispielsweise für allgemeine Wohngebiete. Mit Hilfe einer Abschaltautomatik seien diese Werte in Unterkirnach einzuhalten.

170 Meter Rotordurchmesser

Zudem seien bei der Auswahl in Frage kommender Flächen der notwendige Abstand der zwei Anlagen zueinander, die Erreichbarkeit der Geländes für die Anlagenbauteile zu berücksichtigen, erläuterte Paul Weisser. Denkbar in Unterkirnach sind zwei Anlagen mit einer Nabenhöhe von 165 Metern und einem Rotordurchmesser von 170 Metern.

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Ebenfalls notwendig sind Planungen zu Netzanschlüssen. Denkbar für Unterkirnach seien die Anschlüsse an die Umspannwerke in Villingen und Obereschach. Beide liegen in weniger als zehn Kilometern Entfernung Luftlinie.

Der Bau solch großer Anlagen bedeute für die Gemeinde Unterkirnach und auch für Kommunen im Umkreis aus zwei Gesichtspunkten auch eine gute Wertschöfung, sagt Paul Weisser. Zum einen erhalten die Grundstückseigentümer, also zu Teilen auch die Gemeinde Unterkirnach selbst, Pacht für die Nutzung ihrer Grundstücke. Zum anderen sind nach dem Energieeinspeisungsgesetz (EEG) Zahlungen bis insgesamt 0,2 Cent pro Kilowattstunde möglich. Ein weiterer Aspekt seien Gewerbesteuerzahlungen aus dem Betrieb der Anlagen.

So geht es weiter

Zeitnah soll nun eine geführte Exkursion zu von der Windkraft Schonach gebauten oder entwickelten Anlagen des Windparks Prechtaler Schanze und Falkenhöhe stattfinden. An dieser Exkursion können neben den Gemeinderäten auch interessierte Bürger teilnehmen. Vor allem die Grundstückeigentümer und nah an den Abstandsflächen wohnende Bürger sollen sich informieren können. Weiter war im Rahmen der Sitzung des Gemeinderates von einem vorgesehenen Bürgerdialog die Rede. Auch einen Bürgerentscheid schließt Andreas Braun, „falls notwendig und gewünscht“ nicht aus.

„Bei aller Bereitschaft zum Dialog muss aber auch irgendwann eine finale Entscheidung erfolgen. Dafür müssen wir alle Punkte abwägen, können aber nicht jede Einzelmeinung berücksichtigen.“
Horst Belz, Gemeinderat

Der Gemeinderat beauftragte zudem jetzt bereits einstimmig die Verwaltung, gemeinsam mit weiteren Grundstückseigentümern die Ausarbeitung der Gestattungsverträge vorzunehmen.

„In einem vorläufigen idealisierten Zeitplan könnten wir Ende 2024 mit dem Genehmigungsverfahren und dem Finanzierungsprozess starten. 2027 würde dann die Umsetzung des Projekts erfolgen und Ende 2028 könnten die Anlagen in Betrieb gehen“, so der Blick von Paul Weisser in die Zukunft.

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