Erwin Jäckle ist seit mehr als 75 Jahren aktiver Musiker. Jetzt wurde ihm eine besondere Ehrung zuteil. Er wurde mit der Sonderehrennadel des Blasmusikverbandes ausgezeichnet. Jäckle spielt bis heute in der Stadtmusik St. Georgen Saxophon und ist seit vielen Jahren Mitglied im Seniorenblasorchester. Musik machen ist für den 91-Jährigen auch ein stückweit Seelentröster.

Zur Musik durch Bruder Hugo

Zur Musik kam Erwin Jäckle einst durch seinen Bruder Hugo. „Der ging jede Woche abends aus dem Haus und als ich ihn einmal fragte, wohin er ginge, sagte er, er gehe in die Musikprobe. Ich könne ja mal mitkommen.“ Erwin Jäckle, damals ein 15-jähriger Bub, ging mit. Er fand Gefallen daran und blieb bis heute dabei. Das war 1946, ein Jahr nach Kriegsende.

Unter sieben Dirigenten gespielt

In mehr als 75 Jahren bei der Stadtmusik St. Georgen hat Erwin Jäckle viel erlebt. Er hat unter der Stabführung von sieben Dirigenten gespielt. „Von Walter Montag, Willi Seubel und Willi Springmann zu Paul Stangl bis Wolfgang Petzold und Jürgen Frommherz bis zu Slawomir Moleta“, zählt er auf. Gerade die 30-jährige Dirigententätigkeit von Jürgen Frommherz hätten ihn musikalisch geprägt.

Viele Reisen mit dem Verein

Auf Konzertreisen lernte Erwin Jäckle viele Länder kennen. Gerne erinnert sich Erwin Jäckle im Gespräch mit dem SÜDKURIER „an Reisen in die Partnerstädte Museros in Spanien und Vesilahti in Finnland.“ Der absolute Höhepunkt sei jedoch eine zweiwöchige Konzertreise in die USA 1994 gewesen. Aber auch die Kurztrips nach Paris, wo die Stadtmusik in den vergangenen Jahren mehrfach die einzige deutsche Blaskapelle bei einem Weinfest war, sind Jäckle in bester Erinnerung.

Große Ehrung für Erwin Jäckle (von links): Beim Jubilartreffen des Blasmusikverbandes Schwarzwald-Baar vor Kurzem in Mönchweiler ...
Große Ehrung für Erwin Jäckle (von links): Beim Jubilartreffen des Blasmusikverbandes Schwarzwald-Baar vor Kurzem in Mönchweiler überreichen ihm Verbandspräsident Egon Bäurer und Josef Hirt, der Sprecher des Seniorenblasorchesters, die Sonderehrennadel des Verbandes für 75 Jahre aktives Musizieren. | Bild: Cornelia Putschbach

Auf die Frage, was ihn bis heute am Musizieren fasziniert, braucht Erwin Jäckle nicht lange überlegen. „Die Gemeinschaft im Verein und das gemeinsame musizieren mit den jungen Vereinskameraden.“ Deren musikalische Leistungen spornten ihn bis heute selbst an.

Lob für die jungen Musiker

„Die jungen Musiker von heute sind ja viel besser ausgebildet als wir es damals waren“, erinnert sich Jäckle daran, wie er früher immer eineinhalb Stunden vor der eigentlichen Musikprobe Unterricht bekommen hat. Damals noch auf einem Leih-Saxophon, „auf dem man aber das tiefe B nicht spielen konnte“, erinnert er sich schmunzelnd.

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Später kaufte er sich ein Hohner-Saxophon. „Das hab ich immer noch“, sagt er. Damit spielt Jäckle nur noch bei Auftritten im Freien. Für Konzerte spielt er heute auf einem neuen Saxophon, das er sich vor zwei Jahren gegönnt hat.

„Wenn es dir mal nicht gut geht und du Probleme hast, schnapp dir dein Instrument. Das entspannt die Seele.“
Erwin Jäckle

In 75 Jahren gelebte Musikleidenschaft hat Jäckle auch die Veränderung der Musikstile hautnah miterlebt. „Früher hat man eher so Jazz und Swing im Stil von Benny Goodman gespielt. Heute gefallen mir vor allem die sinfonischen Melodien.

„Da gibt es sehr gute Komponisten, die gute Arrangements für Blasmusik schreiben“, sagt er anerkennend. Aber auch Polkas und Märsche spielt er gerne. Wenngleich dort der musikalische Anspruch nicht so hoch sei. „Außer beim ‚Florentiner Marsch‘, da ist man als Saxophonist gefordert“, sagt er.

In der Jazz- und Swingära war Erwin Jäckle auch Mitglied der „Bergstadtmusikanten“, einer Tanzmusikformation, die sich aus Mitgliedern der Stadtmusik formierte und die ab den 1950er bis Ende der 1970er Jahre bestand.

Erwin Jäckle (Bildmitte) ist begeisterter Saxophonspieler. Beim Seniorenorchester des Blasmusikverbandes greift er, so wie hier jüngst ...
Erwin Jäckle (Bildmitte) ist begeisterter Saxophonspieler. Beim Seniorenorchester des Blasmusikverbandes greift er, so wie hier jüngst bei einem Auftritt in Mönchweiler, ebenso gerne zum Instrument wie bei der Stadtmusik St. Georgen. | Bild: Cornelia Putschbach

Das Musizieren ist für Erwin Jäckle bis heute ein Lebenselixier. „Wenn es dir mal nicht gut geht und du Probleme hast, schnapp dir dein Instrument. Das entspannt die Seele“, sagt Jäckle, der bis heute kaum eine Musikprobe verpasst und regelmäßig für den besten Probenbesuch geehrt wird.