Der Winter, der kaum einer war: So kann man die Wintersaison 2022/23 beschreiben. Alpinskifahrer und Langläufer hatten nur wenig Gelegenheit, sich auf den Skiern auszutoben. Angesichts der wenigen Schneetage stellt sich die Frage, wie Skiliftbetreiber und Tourismus sich auf die sich verändernde Situation einstellen. Und mit welchem Angebot sie in Zukunft wintersportbegeisterte Gäste begeistern wollen.

Von einer bescheidenen Wintersportsaison 2022/23 spricht Otmar Klausmann vom Schlossberglift im St. Georgener Skigebiet Oberkirnach. „Wir hatten den Lift nur an fünf Tagen geöffnet und selbst diese waren mehr schlecht als recht. Die Schneemenge hat nicht einmal für eine Pistenpräparation mit dem Bully ausgereicht.“

Nicht mal die Betriebskosten sind abgedeckt

Die wenigen Liftbetriebstage reichten zudem nicht einmal aus, um die laufenden und fixen Kosten für technische Überwachung, Versicherung und dergleichen zu decken.

„Wir werden versuchen, auch weiterhin einen Liftbetrieb anzubieten.“
Otmar Klausmann, Betreiber des Schlossberglifts in St. Georgen-Oberkirnach
Der Skilift in Oberkirnach läuft in der Saison für einige Tage, dann manchmal auch mit Flutlicht-Unterstützung.
Der Skilift in Oberkirnach läuft in der Saison für einige Tage, dann manchmal auch mit Flutlicht-Unterstützung. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Noch lässt sich Otmar Klausmann nicht entmutigen. „Jetzt heißt es einen Haken dran setzen und hoffen, dass die nächste Saison besser wird. Wir werden versuchen, auch weiterhin einen Liftbetrieb anzubieten.“ Allzu viel Hoffnung auf künftige lange und schneereiche Winter hegt er allerdings nicht. „Tage, an denen das möglich sein wird, werden offensichtlich immer weniger.“

Gerade mal sechs Betriebstage

Ähnlich sieht die Bilanz bei Hartmut Haas vom Kesselberglift aus. „Wir hatten sechs Betriebstage. Die Piste konnten wir aufgrund der geringen Schneedicke nicht präparieren. In einem normalen Winter hätte man den Lift nicht in Betrieb genommen.“

Hartmut Haas vom Kesselberglift (Archivbild) sagt: „Wir hatten sechs Betriebstage. Die Piste konnten wir aufgrund der geringen ...
Hartmut Haas vom Kesselberglift (Archivbild) sagt: „Wir hatten sechs Betriebstage. Die Piste konnten wir aufgrund der geringen Schneedicke nicht präparieren. In einem normalen Winter hätte man den Lift nicht in Betrieb genommen.“ | Bild: Sprich, Roland

Haas bedankt sich deswegen ausdrücklich bei den Skifahrern, die sich deswegen nicht beschwerten. Mit viel gutem Willen sind bei ihm die Kosten null auf null ausgegangen, ohne Einberechnung der Arbeitszeit.

Im Januar 2023 ist der Skilift in Oberkirnach für ein paar Tage in Betrieb. Mit insgesamt nur fünf Betriebstagen konnte der Betreiber ...
Im Januar 2023 ist der Skilift in Oberkirnach für ein paar Tage in Betrieb. Mit insgesamt nur fünf Betriebstagen konnte der Betreiber Otmar Klausmann jedoch keineswegs die laufenden Kosten decken. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Schönwald hat etwas mehr Schneeglück

Besser ist die Wintersaison in der Gemeinde Schönwald gelaufen, die dort den Dobel-Skilift betreibt. „Trotz der sehr mäßigen Wintersaison konnten am Dobel-Skilift insgesamt 32 Betriebstage verbucht werden“, teilt Hans-Peter Weis von der Tourist Info in Schönwald mit.

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Das sei ausschließlich mit Naturschnee möglich gewesen, der dank der relativ schneesicheren Höhenlage von 1000 Metern ausreichend, wenn auch nicht im Überfluss vorhanden war. „Auch wenn die Schneebedingungen bei letztlich nur zehn bis 20 Zentimetern Schneehöhe nur mäßig waren, haben dennoch viele Wintersportler den Weg zum Dobellift gefunden.“

Bewusster Verzicht auf Schneekanoneneinsatz

Aufgrund der gestiegenen Energiepreise hat die Kommune in diesem Jahr bewusst auf technischen Schnee am Dobel-Skilift verzichtet, um diese Kosten und generell Energie einzusparen.

Die Freunde des nordischen Skisports hatten in Schönwald leicht das Nachsehen. „Das Loipennetz von Schönwald konnte auf Grund der mäßigen Bedingungen leider nicht im vollem Umfang präpariert werden“, so Hans-Peter Weis. Dennoch konnten über die Schnee-Tage hinweg 70 bis 80 Prozent der Loipen für rund drei Wochen präpariert werden.

Sorgen bereitete der Tourist-Info, dass der Schnee zur Hochsaison, also über Weihnachten und Neujahr sowie über die Fasnet ausblieb. „Viele Feriengäste, welche eigens für den Wintersport ein Quartier in Schönwald gebucht hatten, wurden hierdurch natürlich enttäuscht.“

Während ein Teil der Wintersportler dem Schnee etwa bis zum Feldberg hinterherfuhr, seien andere Feriengäste in diesem Zeitraum vorsorglich auf Wanderausrüstung umgestiegen.

Manche Urlauber steigen aufs Fahrrad um

Als eine gute Alternative für mangelndes Schneevergnügen habe sich das Familien-Escape-Spaziererlebnis „Annis Schwarzwald Geheimnis – Das Geheimnis des Schönwälder Skiwettkampfs“ erwiesen. „Auch Nachfrage nach dem Bike-Verleih war da und an den schönen, schneelosen Tagen wurde diese Möglichkeit vereinzelt genutzt.“

Wie der Wintertourismus im Hochschwarzwald künftig auch bei schneearmen Wintern attraktiv für Winterferiengäste bleiben kann, darüber machen sich laut Weis „die Verantwortlichen im Tourismusbereich und in den Kommunen sehr viele Gedanken.“ Allerdings sei hier nicht mit zeitnahen Lösungen zu rechnen.

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