Die Prognosen für 2022 waren düster. Die ausklingende Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die gestörten Lieferketten und steigende Energiepreise sorgten für Pessimismus in der Wirtschaft und der Finanzbranche. Zu Recht?
Die Volksbank Offenburg-Villingen, sie nennt sich seit der Fusion 2020 selbst Die Gestalterbank, hat jetzt ihre Bilanz für das Krisenjahr 2022 vorgelegt. „Angesichts der Umstände sind wir generell zufrieden“, sagte Vorstandsmitglied Joachim Straub.

„Der Mittelstand hat gut agiert, um mit diesen Risiken umzugehen“, fasst Straub zusammen, was er zuvor an Eckdaten vorgelegt hat. Die Wohnbaufinanzierung ist demnach von 2,93 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf 3,08 Milliarden Euro in 2022 gestiegen. Bei dem Plus von 5,11 Prozent handele es sich um tatsächlich ausgezahlte Mittel.

Die Bilanzsumme wuchs von 10,76 auf 10,83 Milliarden Euro. Das Verhältnis von Kosten und Ertrag (CIR) stieg um 3,64 Prozent auf 59,32 Prozent. Der Bilanzgewinn sank von 13,4 auf 9,32 Millionen Euro. Die Zahl der Mitglieder – Volksbanken sind Genossenschaftsbanken – stieg um 4091 an.
„Mir gefällt der Begriff Polykrise.“Joachim Straub, Vorstandsmitglied der Volksbank
Straubs Fazit: „Operativ ist das eine gute Entwicklung. Das Management der historisch einzigartigen Zinsentwicklung ist gelungen.“ Dass die Zinsen gestiegen sind, sei zwar grundsätzlich gut für eine Bank. Und es sei auch gut für die Volkswirtschaft, wenn Kapital wieder einen Wert habe. Aber: „Ein langsamerer Anstieg der Zinsen wäre aber wünschenswert gewesen.“
Was heißt das für die Dividende?
Joachim Straub kündigte an, dass der Vorstand die Ausschüttung von 5,77 Millionen Euro vorschlagen werde. Dieser Wert entspreche einer Dividende von drei Prozent. Über den Vorschlag entscheidet nach Informationen der Pressestelle die Vertreterversammlung dann Ende Juli 2023.
Vorstandsmitglied Ralf Schmitt wies auf die Folgen der Zinsentwicklung für die Anleger hin. 2022 habe zunächst unbefriedigend begonnen, inzwischen hätten Rentenanlagen wieder eine „erwartbare Performance“ – und Aktien liefen sowieso gut. „Es sind wieder gute Zeiten für Geldanlagen“, findet Schmitt.

Bausparen habe zuletzt eine Renaissance erlebt, sagte Schmitt. Die Volksbank setze diese Anlageform auch bewusst zur Zinssicherung ein.
Wie geht es den Geschäftskunden?
In der Breite habe sich das Jahr über alles unspektakulär entwickelt. Die Gefahr kann Folgen der diversen Krisen zeitverzögert im Jahr 2023 aufschlagen, sieht er momentan nicht. „Wir haben jetzt, Mitte Mai, entspannte Verhältnisse.“
Ralf Schmitt erwartet ebenfalls keine Horrormeldungen, lediglich Einzelfälle. „Wir sehen auf Konten, dass unsere Unternehmenskunden über sehr gute Liquiditätspuffer verfügen und diese sogar ausweiten konnten.“ bei den Unternehmen sei eine hohe Resilienz vorhanden.“
Wie geht es den Privatkunden?
Dazu, wie es allgemein den Menschen in der Region finanziell gehe, führten die Vorstandsmitglieder aus: Der Arbeitsmarkt sei robust, es seien Lohnzuwächse in der näheren Zukunft zu erwarten. In der Erbengeneration seien Vermögenswerte geschaffen worden. Insgesamt biete das alles ein hohes Potenzial für eine Bank.

Schwierig sei es mitunter laut Joachim Straub für Bauwillige mit geringeren verfügbaren Einkommen. „Einzelne geben bereits ihre Baugrundstücke an die Gemeinden zurück„, sagte er.
„Dass reihenweise Menschen ihre Häuser verlieren werden, können wir überhaupt nicht feststellen.“Ralf Schmitt, Vorstandsmitglied der Volksbank
„Bestehende Finanzierungen können aber in der überwiegenden Anzahl problemlos bedient werden“, fügte Ralf Schmitt an. Das liege daran, dass die Bank immer auf die Kapitalfähigkeit einen hohen Wert gelegt habe.
Wie es mit dem Filialnetz weitergeht
Ralf Schmitt ging auch auf das große Gebiet ein, in dem die fusionierten Volksbanken tätig sind. Von Mummelsee bis Geilingen reiche es. „Wir sind in der Fläche und wir bleiben in der Fläche“, sagte Schmitt. „Das ist unser Voksbank-Gen.“
Für Kunden, die ein schwindendes Angebot vor Ort befürchten, ist das aber keine Entwarnung. „Wenn sich das Kundenverhalten verändert, wird sich das Filialnetz anpassen müssen. Haben akut dazu aber keine Pläne“, sagte Schmitt.
Vorsichtiger Blick in die Zukunft
Für das laufende Jahr rechnet Joachim Straub mit einem stagnierenden Brutto-Inlands-Produkt. Ein Wert von Null oder einem leichten Plus ließe sich aus den Zahlen der ersten vier Monate in 2023 ablesen.
„Der Nebel ist noch da, er wird aber etwas lichter.“Joachim Straub, Vorstandsmitglied der Volksbank
Die Energiepreise seien nicht mehr die Treiber der Inflation, das seien viel eher Lebensmittel oder Lohnkosten. die Volksbank gehe davon aus, dass die Inflationsrate sukzessive nach unten gehe.

„Die Unsicherheit geht etwas zurück“, sagte Straub. „Die Aussichten verbessern sich für 2023 und besonders für 2024.“
Was die selbsternannte Gestalterbank angeht, so erwarte der Vorstand eine Fortsetzung des Wachstumspfades, mit etwas geringeren Raten sowie ein leicht steigendes operatives Ergebnis.