Es ist gegen vier Uhr morgens am Mittwoch, 17. Mai, als sich unbekannte Einbrecher im Vorraum einer Bank in Sulz am Neckar zu schaffen machen. Es folgt eine Explosion: Zwei Geldautomaten sind gesprengt. Die Täter raffen die Geldscheine zusammen, manche lassen sie einfach so liegen, dann fliehen sie mit einem schwarzen Kombi in Richtung Autobahn. Die Polizei hat das Nachsehen.
Es ist nur der jüngste Fall einer Geldautomatensprengung in der Region. Und bundesweit sind Geldautomaten ohnehin immer öfter im Visier von Kriminellen, während die Zahl von klassischen Banküberfällen stetig abnimmt.
Nachdem die Zahl der Geldautomatensprengungen in Baden-Württemberg von 41 im Jahr 2020 auf 24 im darauffolgenden Jahr gesunken war, wurde für 2022 wieder mit ein Anstieg der Fälle verzeichnet. Nach Angaben der Landespolizei wurden 2022 insgesamt 34 Geldautomaten in Baden-Württemberg beschädigt oder gesprengt.
Nachts und in Autobahnnähe ist das Risiko am größten
Die Geldautomatensprenger schlagen meist nachts in der Nähe von Autobahnen zu. „Die Täter bringen an den Geldautomaten entweder Sprengsätze an oder arbeiten mit entsprechenden Gasen, um die Automaten aufzusprengen“, erklärt Dieter Popp, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz.
Die Explosionen verursachen dabei nicht nur große Schäden, sondern gefährden auch die Gesundheit und das Leben von Unbeteiligten.

Mehrere Banken aus dem Umkreis reagieren nun auf die Gefahrenlage. So kündigten beispielsweise die Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar und die Sparkasse Bodensee die nächtliche Schließung ihrer Geldautomaten an. Die Gefahr beschäftigt aber auch andere Banken im Schwarzwald-Baar-Kreis und der Region zunehmend.
„Die Sprengung von Geldausgabeautomaten und die damit einhergehende Gefährdung von unbeteiligten Menschen ist ein Thema, welches uns umtreibt“, teilt Thomas Huber, Bereichsleiter Privatkunden bei der Volksbank eG in Villingen-Schwenningen mit. „Die Bedrohungslage hat zweifellos zugenommen, wie man an den Fallzahlen in Deutschland ablesen kann.“
Welche Optionen haben die Banken noch?
„Da die Bedrohungslage augenscheinlich in der Nacht höher ist, könnte die Reduzierung von Öffnungszeiten in den Nachtstunden an ausgewählten Standorten ein probates Mittel zur Risikoreduzierung sein“, teilt Huber zur möglichen Zugangsbeschränkungen zu Geldautomaten mit. „Das stellt aber nur eine von mehreren Optionen dar.“
Momentan versuche sich die Volksbank anderweitig zu schützen, zum Beispiel durch den Einsatz von Banknoten-Neutralisierungssystemen (IBNS), die bei Sprengversuchen das Bargeld etwa durch Einfärben wertlos machen.
„Gerade bei Geldausgabeautomaten, wo es eine Personengefährdung gibt – sprich wo Menschen zum Beispiel im Gebäude wohnen, haben wir besondere Vorkehrungen getroffen und diese Schutzmaßnahmen priorisiert vorgezogen“, Huber.
Ähnliche Töne waren auch von der Sparkasse Schwarzwald-Baar auf Ihrer Bilanzpressekonferenz am 4. Mai zu vernehmen. Insgesamt seien die Sicherheitseinrichtungen 2022 umfangreich erweitert worden. Die Sparkasse erwägt auch, Selbstbedienungsstandorte über Nacht zu schließen.
So groß ist das Problem der Geldautomatensprengungen
Und wie beurteilt die Polizei die Bedrohungslage? Da die Täter vor allem Geldautomaten in Autobahnnähe im Visier haben und die A81 den Schwarzwald-Baar-Kreis nur am Rande durchzieht, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es speziell hier zu Geldautomatensprengungen kommt, aus Sicht der Polizei relativ gering. „Ausschließen können wir es aber nicht“, erklärt Polizeisprecher Dieter Popp.
Der jüngste bekannte Fall im Schwarzwald-Baar-Kreis ereignete sich übrigens im Mai 2016, als ein Geldautomat im Schwarzwald-Baar-Center aufgesprengt wurde.