Im Stadtbezirk Rietheim wird der Biber inzwischen zur Plage. Fünf Familien haben sich rund um den Ort gesiedelt. Geschätzt 15 der europaweit streng geschützten Nager stauen dort kleine Bächlein zu teils gefährlichen Gewässern. Landwirtschaftlich genutzte Flächen stehen teils über 20 Meter vom Uferrand unter Wasser. Gut zwei Hektar Land gehen dadurch pro Biber den Landwirten verloren.

Binsenhof und der Kreis-Mittelpunkt sind betroffen

In der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates Pfaffenweiler schlug nun auch Ortsvorsteher Martin Straßacker Alarm. Seit Herbst 2023 würden Biber auch zunehmend dem Binsenhof in Pfaffenweiler zu schaffen machen. Auch der Mittelpunkt des Schwarzwald-Baar-Kreises sei gefährdet. Der Binsenhof liegt unweit vom geografischen Kreis-Zentrums zwischen Pfaffenweiler und Tannheim an der Gemarkungsgrenze zum Brigachtal.

Der Binsenhof liegt zwischen Pfaffenweiler und Tannheim nahe dem Mittelpunkt des Schwarzwald-Baar-Kreises. Biber überfluten durch das ...
Der Binsenhof liegt zwischen Pfaffenweiler und Tannheim nahe dem Mittelpunkt des Schwarzwald-Baar-Kreises. Biber überfluten durch das Stauen eines Baches das Weideland des Hofes. | Bild: Roland Dürrhammer

Bisher lebten die Biber dort idyllisch am Waldrand und haben sich einen großen See als Lebensraum geschaffen. Wildenten haben sich angesiedelt, die fröhlich schnatternd über das Weideland fliegen. „Das war alles bisher so in Ordnung, aber seit dem letzten Herbst haben die Aktivitäten der Biber massiv zugenommen. Unsere Wiesen stehen jetzt unter Wasser“, sagt Elke Hock vom Binsenhof.

Die Aufnahme von oben zeigt das Ausmaß des überschwemmten Weidelandes beim Binsenhof in Pfaffenweiler. Die Aktivitäten der Biber haben ...
Die Aufnahme von oben zeigt das Ausmaß des überschwemmten Weidelandes beim Binsenhof in Pfaffenweiler. Die Aktivitäten der Biber haben seit dem letzten Herbst über Hand genommen und setzten sich weiter fort. | Bild: Roland Dürrhammer

Auch die Keller können volllaufen

Doch die Wiesen seien nicht da einzige Problem. Zwei verdolte Bäche gäbe es, und wenn der Biber diese blockiere, liefen die Keller im Binsenhof voll. „Wir betreiben Weidewirtschaft und es geht uns viel Weideland für unsere Rinder verloren“, klagt Josef Hock. Für ihn kommt ein weiterer Aspekt hinzu: Er muss mit großem Aufwand die gefällten Bäume von der Wiese schaffen.

Das Entfernen der Bäume, die die Biber fällen und immer wieder auf das Weideland fallen, verursacht zusätzlichen Arbeitsaufwand für ...
Das Entfernen der Bäume, die die Biber fällen und immer wieder auf das Weideland fallen, verursacht zusätzlichen Arbeitsaufwand für Josef Hock, der den Binsenhof in Pfaffenweiler betreibt. | Bild: Roland Dürrhammer

Die Biber haben schon einen ganzen See aufgestaut

Das ganze Ausmaß wird beim Ablaufen entlang des Bachlaufes deutlich. Knöcheltief geht es über durchnässte Wiesen. Uferböschungen sind teilweise schon am Abbrechen.

Normalerweise steht der mobile Jägerhochsitz auf festen Grund. Die Biber beim Binsenhof in Pfaffenweiler haben dafür gesorgt, dass ...
Normalerweise steht der mobile Jägerhochsitz auf festen Grund. Die Biber beim Binsenhof in Pfaffenweiler haben dafür gesorgt, dass dieser jetzt im Wasser steht. | Bild: Roland Dürrhammer

Ein mobiler Jägerhochsitz, der bisher auf festem Grund stand, steht unter Wasser. Man läuft an kleine Staustufen vorbei, bis man einen mächtigen Damm erreicht, mit dem die Nager einen weiteren See angestaut haben.

Die Biber leisten bei ihrer Umgestaltung der Bachläufe im Gebiet des Binsenhofes in Pfaffenweiler ganze Arbeit.
Die Biber leisten bei ihrer Umgestaltung der Bachläufe im Gebiet des Binsenhofes in Pfaffenweiler ganze Arbeit. | Bild: Roland Dürrhammer

„Dort hinten ist der Biberbau“, sagt Hock und zeigt in Richtung einer Gruppe von kleinen Tannen. Dies sei ein ehemaliger Fuchsbau gewesen, in den die Biber eingezogen sind. Der Bach hat inzwischen eine Höhe erreicht, dass sich das Wasser an der kleinen Brücke, die in den Wald führt, staut.

Biber sorgen dafür, das die kleine Brücke, die beim Binsenhof in Pfaffenweiler in den Wald führt, bald überflutet wird.
Biber sorgen dafür, das die kleine Brücke, die beim Binsenhof in Pfaffenweiler in den Wald führt, bald überflutet wird. | Bild: Roland Dürrhammer

Bald ist die kleine Brücke überflutet

Zehn Zentimeter sind es etwa noch, bis die Brücke überflutet wird. Etwa 50 Meter weiter ist man auf der Höhe des Mittelpunktes des Schwarzwald-Baar-Kreises, der durch einen Buntsandstein mit entsprechender Plakette markiert ist.  Hier sind die Biber ebenfalls verstärkt aktiv und machen auch nicht vor großen Bäumen halt. Eine stattliche Pappel haben sie jüngst gefällt.

Auch vor großen Bäumen machen die Biber nicht Halt. Diese mächtige Pappel ist jüngst unweit des Mittelpunktes des ...
Auch vor großen Bäumen machen die Biber nicht Halt. Diese mächtige Pappel ist jüngst unweit des Mittelpunktes des Schwarzwald-Baar-Kreises gefällt worden. | Bild: Roland Dürrhammer

Der Bach ist schon zwei Meter breit

Elke Hock zeigt auf den Bach und sagt: „Früher sind wir als Kinder darüber gesprungen.“ Jetzt ist der Bach an manchen Stellen über zwei Meter breit. Das große Weideland gegenüber, das auch zum Binsenhof gehört, sieht Hock auch als gefährdet an. Gut zehn Meter vom Uferrand entfernt steht es schon unter Wasser. Neben dem Kreis-Mittelpunkt erkennt man an den abgenagten Bäumen, dass auch hier die ersten Baumaßnahmen des Bibers stattgefunden haben.

Biber schaffen auch Lebensräume für andere Pflanzen- und Tierarten. Eine Wildente hat nahe dem überfluten Weideland Beim Binsenhof in ...
Biber schaffen auch Lebensräume für andere Pflanzen- und Tierarten. Eine Wildente hat nahe dem überfluten Weideland Beim Binsenhof in Pfaffenweiler ein Ei abgelegt. | Bild: Roland Dürrhammer

Viel Verständnis für die Probleme der Hocks

Die Hocks haben sich nicht nur an den Ortsvorsteher gewendet, sondern sind auch mit dem Landratsamt und dem Regierungspräsidium im Gespräch. „Von allen Seiten haben wir viel Verständnis für unsere Situation erfahren und es wird eine vor Ort-Besichtigung geben, um zu prüfen, was man für uns tun kann“, sagt Elke Hock erleichtert.

Der Landtagsabgeordnete und umweltpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Frank Bonath, ist ebenfalls im Kontakt mit der Familie Hock. Er wird sich wie in Rietheim auch beim Binsenhof ein Bild von der Situation vor Ort machen. „Wir haben an mehreren Orten im Land das Biberproblem, aber gefühlsmäßig ist es in unserer Region im Moment besonders heftig“, stellt Bonath fest.

Die Ausbreitung der Biber schreite immer schneller voran. „Wir werden weiterhin mit Anträgen an die Landesregierung die deutliche Position der FDP-Fraktion vertreten“, kündigt der Landtagsabgeordnete an. Ab dann, wenn Biber zur Plage würden und landwirtschaftliche Flächen nicht mehr nutzbar seien, müsse man regulierend eingreifen.