Lange Recherche
Gerüchte, es hätte sich bei dem Ufo um eine Drohne gehandelt, machten die Runde. Doch das Regierungspräsidium Freiburg, das in der Regel die Erlaubnis für Drohnenflüge erteilt, bestätigte gegenüber dem SÜDKURIER, dass für diesen Zeitraum und dieses Gebiet keine Genehmigungen vorlagen.„Uns ist dazu nichts bekannt“, so die Aussagen der Stadtverwaltungen von Furtwangen und Vöhrenbach. Auch eine Anfrage bei Google zum Kartendienst Google Maps brachte keine neuen Erkenntnisse. "Wir beziehen unsere Satellitenaufnahmen von Drittanbietern und wissen nicht, wann diese wo unterwegs sind", war aus der Presseabteilung zu hören.
Weil die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) derzeit Daten für den Naturschutz in der Region Furtwangen sammelt, haben wir natürlich auch dort nachgefragt. Die Antwort: Die Biotopkartierung durch die LUBW könne sicher nicht als Ursache für die Ufo-Sichtungen in Betracht kommen. Die beauftragten Kartiererinnen und Kartierer seien zu Fuß im Gelände unterwegs.
Erst ein Hinweis eines SÜDKURIER-Lesers brachte etwas Licht in das Ufo-Rätsel. Er hatte die Flugbahn des vermeintlichen Ufos bei der Internetplattform www.Flightradar24.com entdeckt. Auf dieser Internetseite werden Flugkoordinaten, Flugzeugtypen und viele weitere Daten zu unzähligen Flugbewegungen weltweit dokumentiert und für einige Tage archiviert.

Daraus wurde ersichtlich, dass es sich bei dem Flugobjekt um ein zweimotoriges, sechssitziges Leichtflugzeug (Piper PA-34 Seneca) einer Fluggesellschaft mit Sitz in Mülheim-Kärlich gehandelt haben musste. Weitere Recherchen zu dieser Spur führten uns zum Unternehmen Milan Geoservice GmbH
Ufo-Rätsel gelöst
Die Firma bietet unter anderem die Erstellung von digitalen Höhen- und Geländemodellen durch ein Laserscanning-Verfahren sowie durch Luftbilder an. Eine Nachfrage dort führte schließlich zu des Rätsels Lösung. Der Flug sei die Abwicklung eines Vermessungsauftrages für das Land Baden-Württemberg gewesen, so eine Unternehmenssprecherin. Genauer: Der Auftrag kam vom Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung in Karlsruhe (LGL).Für derartige Laserscanbefliegungen beauftragt das LGL verschiedene Flugfirmen. Die gewonnenen Daten sind Grundlage für die digitale dreidimensionale Modellierung und Abbildung der Landschaft - Geländeoberfläche, Bauwerke und Vegetation.
Laut einer schriftlichen Erklärung des LGL wurden für den Zeitraum zwischen Januar und April 2016 Aufträge zur Befliegung von vier Flächen in Baden-Württemberg mit einer Gesamtfläche von rund 6200 Quadratkilometern vergeben.
Flugzeug flog 600 Meter über dem Boden
Ein Gebiet mit einer Fläche von rund 1.300 Quadratkilometern liegt demnach auch im Raum Furtwangen bis Sigmaringen. In der Nacht der Ufo-Sichtungen, vom 10. zum 11. April 2016 machte ein Flugzeug zwischen etwa 23:45 Uhr und 05:45 Uhr die Laserscan-Aufnahmen.Dabei wurden laut LGL auch die Gemeinden Furtwangen, Schönwald und St. Georgen überflogen.
"Die Laserscanbefliegung kann, im Gegensatz zu einer Befliegung zur Aufnahme von Luftbildern auch in der Nacht durchgeführt werden" erklärt Bernd Dambacher vom LGL.
Was geschieht mit den Daten?
Die Ergebnisse dieser Laserscanbefliegung bilden die Grundlage für die Aktualisierung der für ganz Baden-Württemberg vorliegenden dreidimensionalen Modelle wie digitale Höhenmodelle (DGM, DOM) sowie 3D-Gebäudemodelle. "Wir aktualisieren derzeit unsere Daten", bestätigt Bernd Dambacher. Die alten Daten würden aus den Jahren 2000 bis 2005 stammen.Solche Geobasisdaten werden von öffentlichen und privaten Nutzern für vielfältige Zwecke benötigt. Die Hauptanwendungen liegen dabei in den Bereichen Ableitung von Höhenlinien für Kartenwerke, Grundlage für Infrastruktur-, Gebäude-, Bau- und Landschaftsplanungen, Erstellung von Hochwassergefahrenkarten, Lärmkartierungen, regenerative Energiegewinnung und Solarpotentialkatastern. Weitere Infos gibt es unter: www.lgl-bw.de