Geisingen Wer ihn häufiger bei öffentlichen Auftritten erlebt, weiß: Schnell aus der Fassung bringen lässt er sich eigentlich nicht. Und auf den Mund gefallen ist er auch nicht, der Geisinger Bürgermeister Martin Numberger. Bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats schaute Numberger aber kurzzeitig leicht irritiert und vollkommen sprachlos aus der Wäsche. Denn die Reaktionen aus den Reihen des Stadtparlaments auf den Vorschlag der Stadtverwaltung hin, in den nördlich der Autobahn gelegenen Geisinger Wohngebieten eine Tempo-30-Zone zu schaffen, fielen offensichtlich ganz anders aus, als der Schultes erwartet hatte.

Nachdem sich Gemeinderat und Stadtverwaltung seit einiger Zeit die Verkehrsberuhigung und die Entschärfung von Gefahrenstellen im Geisinger Stadtgebiet im Visier haben, durfte der Stadtchef mit einiger Berechtigung auf ein einhelliges „Daumen hoch!“ für diesen Tempo-30-Vorschlag rechnen, bekam zunächst aber nur kritische Stimmen zu hören.

„Das reißt mich alles andere als zu Begeisterungsstürmen hin. Wenn die Tempo-30-Zone die einzige Maßnahme bleiben soll, mit der Gefahrenstellen entschärft werden, habe ich große Zweifel an ihrer Sinnhaftigkeit“, meinte CDU-Stadträtin Kathrin Sorg. Ob und inwieweit die Tempo-30-Zone denn ein Wegbereiter für weitere im Gemeinderat diskutierte Maßnahmen sei, wollte Sorg vom Bürgermeister wissen.

Ihr Fraktionskollege Achim Speck pflichtete Kathrin Sorg bei und gab zudem zu bedenken: „Falls eine Tempo-30-Zone eingeführt wird, müssen Geschwindigkeitsverstöße kontrolliert und sanktioniert werden, andernfalls verpufft die erhoffte Wirkung. Wer soll diese Funktion übernehmen?“ In den Wohngebieten nördlich der Autobahn gelte schon jetzt durchgängig die Rechts-vor-Links-Regelung. Daher bezweifle er, dass eine Tempo-30-Zone ohne weitere Maßnahmen deutliche Effekte zeigen würde, sagte CDU-Fraktionssprecher Christoph Moriz.

Etwas anders beurteilte Andreas Heidel, Fraktionssprecher der Aktiven Bürger, die Lage: „Ich bin für die Einführung einer Tempo-30-Zone. Dann sind die ‚kleinen Sünder‘ mit maximal 40 oder 50 Stundenkilometern unterwegs und nicht, wie jetzt, mit 60 oder 70 Stundenkilometern.“ Aber auch Heidel bestand darauf, im Gemeinderat bereits diskutierte und vorgeschlagene Maßnahmen zur Entschärfung von Gefahrenstellen weiterhin zu verfolgen. Dazu zählen etwa Fahrbahnschwellen, mobile Poller und „Street Buddies“ (Warnfiguren). Für eine Verkehrsschau in den Bereichen Hermann-Schäufele-Straße und Spielplatz Banatstraße habe das Landratsamt noch keine Zeit gefunden, bestätigte Numberger auf Nachfrage von FW/FDP-Fraktionssprecher Paul Haug. Haug regte zudem an, im Bereich Wildtal und an der Hermann-Schäufele-Straße kombinierte Verkehrs- und Geschwindigkeitsmessungen vornehmen zu lassen.

Schließlich einigte sich der Gemeinderat darauf, die Frage nach einer Tempo-30-Zone in den nördlich der Autobahn gelegenen Wohngebieten erst wieder aufzugreifen, wenn eine Verkehrsschau erfolgt ist und eine „ganzheitliche Betrachtung“ möglich wird. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bürgermeister Numberger sowohl Fassung als auch Sprache längst wiedergewonnen.