„In meiner aktiven Zeit habe ich über 50 Jahre ohne eine versäumte Probe zu verzeichnen“, sagt der heute 86-jährige Allmendshofener stolz. Zum Schluss habe er sich dann mit seiner Frau einige Male Urlaub in Tirol gegönnt und dadurch bei einzelnen Proben gefehlt, aber nie durch Krankheit. Inzwischen wurde Meinrad Fritschi eine außergewöhnliche Ehrung zuteil. Seit 70 Jahren ist er Mitglied beim Männergesangsverein 1876 Allmendshofen.
An verschlepptem Virus gelitten
Auch wenn er nicht mehr aktiv singt. Irgendwann im Jahr 2019 verlor Meinrad Fritschi an Gewicht, habe zum Schluss nur noch 52 Kilo gewogen. Erst ein Spezialist fand heraus, dass das Herz unter einem verschleppten Virus gelitten hatte. Eine fünfstündige Operation und neue Herzklappen haben ihm das Leben gerettet. Ein halbes Jahr brauchte er, um halbwegs wieder auf die Beine zu kommen. Dann kam Corona. Die Chorproben fielen aus, verschiedene Wegbegleiter im MGV hörten mit dem Singen auf.

Heute ist Fritschi wieder vollständig genesen und blickt auf eine glückliche, erfolgreiche Zeit zurück. Ein Comeback als aktiver Sänger schließt er aus, dazu fehle ihm die Luft. Anfangs sei der Verzicht auf das Singen im Chor schmerzlich gewesen, sagt er. Inzwischen habe er sich damit abgefunden. Vom Verein wurde er zum Ehrensänger ernannt.
Vater und Söhne im Gesangverein
Zum Gesangsverein war er 1952 gekommen. Zu dieser Zeit gab es keine anderen Vereine im Ort. „Es gab noch nicht einmal die DJK und eine Musik hatten wir auch nicht“, beschreibt Meinrad Fritschi die damalige Situation im Ort. Trotz der Anbindung an Donaueschingen im Jahr 1935 war Allmendshofen eine eigene Welt. „So gingen viele in den Gesangverein, bei uns der Vater und alle drei Söhne.“
Als er 16 war, wurde er vom Dirigenten Emil Behringer angesprochen, der damals auch Lehrer in Allmendshofen war. In der Schule war Fritschi bereits früh im Schulchor gewesen und hatte mit Interesse Noten gelernt, was ihm später zugute kam.
Erinnerungen an Fritz Köhler
„Wir probieren mal, ob du jetzt singen kannst“, sagte Behringer zu dem 16-Jährigen und stellte ihn in die erste Reihe neben Fritz Köhl, von 1935 bis 1962 MGV-Vorsitzender und Koryphäe als Sänger. „Fritz Köhl konnte wunderbar singen, er bildete zusammen mit meinem Vater Josef, Josef Münch und Karl Scherzinger viele Jahre das Quartett, eine Art Aushängeschild des Gesangsvereins“, schwärmt Fritschi.

Schon die erste Probe machte Spaß. Er bekam die Stimme des ersten Tenors zugeteilt, die er dann 67 Jahre behalten sollte. Er habe sich leicht getan, der erste Tenor sei einfacher zu singen als der zweite und Noten lesen konnte er ja. Sein erster Auftritt fand an Jacobi statt. Damals sei die Kirche so voll gewesen, dass die Leute kaum Platz hatten.
Die beste Zeit mit Hubert Stinner
In seinen aktiven Jahren war der MGV Allmendshofen immer auf hohem Niveau unterwegs, mit wechselnden Dirigenten. Höhepunkt sei sicherlich die Zeit mit Hubert Stinner (1990-2010) gewesen, aber auch an die Zeit mit Ernst Scherer (1974-79) denkt er gerne zurück.
Um Dirigent und Ausflüge zu finanzieren, wurde jährlich das viertägige „Schützenbergfest“ veranstaltet. Tolle Erinnerungen sind ein Ausflug nach Wien mit einem Live-Aufritt im österreichischen Rundfunk oder ein gewonnenes Wertungssingen in Karlsruhe. Die regelmäßigen Ausflüge führten unter anderem nach Budapest und Paris. Hier gab es auch spontane Auftritte. Mit der Zeit konnte er alles auswendig.
Auf dem Bachbuur aufgewachsen
Fritschi ist ein gebürtiger Allmendshofener, aufgewachsen auf dem Hof an der Brücke, dem „Bachbuur“, mit zwei Brüdern und einer Schwester. Vater Josef Fritschi war lange zweiter Vorsitzender des MGV. In der Jugend half er früh in der Landwirtschaft, die noch durch viel Handarbeit geprägt war.
Nach der Schule arbeitete Meinrad Fritschi bei einem Getränkehandel, bevor er seine heutige Frau Margot kennenlernte und 1961 in den Hof seines Schwiegervaters Ernst Riegler einheiratete. 1969 übernahm er den Hof. 15 Kühe waren zu versorgen und 45 Hektar Land zu bewirtschaften. Die Stunden mit dem MGV waren willkommene Abwechslung.
Gartenfreude im Gewächshaus
Als er krank wurde, gab Fritschi die Landwirtschaft auf. Eine kleine Fläche bleibt für Gemüse, um die Familie zu versorgen. Kleinere Mengen pflanzt Fritschi selbst in einem Gewächshaus an. Das macht ihm Spaß.