Diese Zahlen beeindrucken: Die Videos des Blumbergers Thomas Lengsfeld auf seinem YouTube-Kanal „VanFan“ sind bislang über 1,3 Millionen Mal angeklickt worden, über 8000 Abonnenten folgen dem 48-Jährigen. Damit hat er natürlich nicht so viele Follower wie bekannte Sport- oder Musikstars, doch in der Szene der Camper ist sein Gesicht mittlerweile eine feste Größe, der YouTube-Kanal ist für ihn zum Nebenjob geworden. Seine Bürli verdient der geschiedene Vater zweier Kinder als Einkaufsleiter bei Curtiss-Wright im schweizerischen Neuhausen. Noch.

Wie kam es zu dem Internet-Auftritt?
Thomas Lengsfeld, der von seinen Freunden und Bekannten nur „Acki“ gerufen wird, war vor rund 14 Monaten auf der Suche nach einem Wohnmobil, mit dem er zusammen mit seiner damaligen Freundin und deren Kind in den Urlaub fahren wollte. Doch welches Modell mit welchen Ausstattungs-Features sind optimal für das Dreier-Team, wo die Auswahl doch riesig ist? Lengsfeld besuchte einige Händler und Messen und drehte kurze Videos der in die engere Wahl gezogenen Camper, um dann Zuhause zusammen mit seiner Partnerin eine Entscheidung zu treffen. Die Videos lud er auf YouTube hoch. Und siehe da: Die kurzen Filmchen wurden massenhaft angeschaut – und somit war die Idee geboren, sich als Influencer für Wohnmobile und Vans zu versuchen. Vom Erfolg ist Lengsfeld noch heute total überrascht: „Die Klickzahlen gingen plötzlich durch die Decke. Wahnsinn, was seither alles passiert ist.“

Wie erklärt sich die Vorliebe für ausgebaute Kastenwagen beziehungsweise Vans?
Weil Lengsfeld aus Erfahrung klug wurde. Zunächst ging er mit einem Wohnmobil-Oldtimer auf Reisen, dann mit einem neuen, geliehenen Exemplar. Nun wusste er, was er nicht wollte: kein Alkoven (Bettnische unterm Dach), kein Hubbett und vor allem kein Bett, das gleichzeitig auch als Tisch dient, denn auf das tägliche Umbauen hatte er überhaupt keine Lust. Außerdem sollte der Camper auch nicht zu teuer und im Alltag einsetzbar sein. Und so ein Riesenteil, mit dem man keine Parklücke findet und kleine Sträßchen nicht unter die Räder nehmen kann, schieden auch aus. Schließlich machte sich Lengsfeld über ausgebaute Kastenwagen schlau. Die, so fand er schnell heraus, sind nicht nur spritsparender und aerodynamischer, sondern auch etwas spritziger und vor allem wendiger als herkömmliche Wohnmobile – ohne es dabei an Komfort fehlen zu lassen. Und ein Hubdach, von dem er zunächst begeistert war, sollte sein Reisemobil auch nicht haben – denn Hochdächer sind schwer und drücken die Zuladung erheblich.

Mit welchen Features besticht das Reisemobil auf Kastenwagenbasis, das bei Lengsfeld vor der Haustüre steht?
Lengsfeld entschied sich, einen Globecar Campscout mit Citroën-Motor neu zu kaufen. Wie er zu dieser Wahl kam, erklärt er in mehreren Videos, inklusive Kosten-Nutzen-Analyse und Statistiken. Da kommt der Einkaufschef in ihm durch. Das Fahrzeug hat er so ausgestattet, dass er drei Wochen mit dem Van Urlaub machen kann, ohne einen Camping- oder Wohnmobilabstellplatz ansteuern zu müssen. Für Strom sorgen eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach und eine zusätzliche Batterie, die Heizung läuft mit Diesel, was Gasflaschen überflüssig macht. W-Lan und Sat-Anlage müssen bei einem YouTuber natürlich auch sein. Lengsfeld gab seinem Van den Namen Rusty, wegen der rostfarbenen Lackierung und weil er großer Fan des Musicals Starlight-Express ist, in dem die Figur Rusty vorkommt. Mit einem Rusty-Darsteller ist Lengsfeld mittlerweile befreundet, beide haben schon zusammen Promotion-Auftritte auf Messen gehabt.

Wie hält es der YouTuber mit Product Placement?
Product Placement, also die gezielte Darstellung von Markenprodukten, kommt auch in den Videos von Thomas Lengsfeld vor. Er geht damit ganz offen um und betont, nur solche Produkte zu empfehlen, von denen er selbst überzeugt ist. So probiert er aktuell zum Beispiel eine Dashcam (Videokamera, die während der Fahrt frontal aufzeichnet) und Magnetgläser, die beim Fahren nicht umfallen können, aus. Er testet aber nur Dinge, die mit Camping, Outdoor oder Reisen (auf neudeutsch Travelling) zu tun haben. „Mir wurden auch schon Weißwürste und Sekundenkleber zugeschickt, die in meinen Videos auftauchen sollten“, erzählt Lengsfeld lachend. Würste und Kleber wurden entsorgt. Er stellt klar: „Ich habe noch keine Dollarzeichen in den Augen.“

Was ist in den Videos zu sehen?
In den ersten Videos erklärt Lengsfeld seine Kaufentscheidung, listet Vor- und Nachteile von Wohnmobilen und Vans auf. Mittlerweile besucht er Messen, stellt Neuheiten vor und testet diese. Auf seinem Kanal sind aber auch Reiseberichte und Reportagen von Treffen zu sehen. Genau so ein Treffen organisiert er an diesem Wochenende auf dem Blumberger Wohnmobilabstellplatz (siehe Infokasten).
Wie geht Lengsfeld mit Kritik um?
Ehrlich. Ein Follower wollte einmal wissen, ob er denn nicht besseres zu tun hätte, als mit seinem Van durch die Gegend zu fahren und Wohnmobil-Messen zu besuchen. Lengsfelds Antwort: „Ich liebe es, Familienvater und Freund zu sein, aber wenn einem irgendetwas richtig Spaß macht und man die volle Leidenschaft reinsteckt, dann geht einem das leicht von der Hand. Und deswegen ist die Zeit gut investiert.“
Van-Fan-Treffen
30 Gleichgesinnte haben sich für ein Van-Fan-Treffen an diesem Wochenende auf dem Blumberger Wohnmobilabstellplatz angemeldet, Organisator ist Thomas Lengsfeld. Er hat die Stadt darüber informiert, dass höchstwahrscheinlich mehr Wohnmobilisten vorbeischauen werden, denn in der Szene wird Spontanität gelebt. Das Programm hängt vom Wetter ab, angedacht sind Segway-Touren, Fahrten mit der Sauschwänzlebahn oder eine Sternfahrt zum Rheinfall. Reisemobil-Freunde lieben ihre Unabhängigkeit und sind in der Regel Selbstversorger. So hat Lengsfeld im Vorfeld nur drei Pavillons, Feuerholz und Feuerschalen besorgt – auf dass die Freunde rollender Kleinwohnungen eine große Runde bilden können. (hon)