Blumberg – Bei Blumbergs größtem Arbeitgeber Federal Mogul mit mehr als 700 Beschäftigten brummt es. Die Auftragsbücher des Ventilherstellers sind voll, zwischen Weihnachten und Neujahr werden drei Schichten gefahren, um in der ersten Woche 2018 voll lieferungsfähig zu sein. Das Personal wurde nach Angaben von Federal Mogul aufgebaut, 2018 sind Investitionen geplant, um eine Kapazitätsanpassung an die Marktentwicklung vorzunehmen.

Die gute Auftragslage wirkt sich auch auf die Zahl der Arbeitsplätze aus. Nach den 120 Entlassungen im Vorjahr wurden jetzt wieder neue Kräfte eingestellt. Offiziell will man dazu nichts sagen, nach Informationen des SÜDKURIER sind es um 60 bis 70 Kräfte. Rund ein Dutzend kommen von der benachbarten Hartchrom Werner Kreuz GmbH, die nach zwei Chemieunfällen Ende dieses Jahres schließt und für Federal Mogul bereits gearbeitet hat.

Auf Anfrage des SÜDKURIER hieß es von der Pressestelle von Federal-Mogul: Der mit dem Betriebsrat vereinbarte Personalabbau im Jahr 2015 und 2016 habe die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Blumberg erhalten. Zum Ende des zweiten und Anfang des dritten Quartals 2017 seien die Abrufe der Kunden erheblich angestiegen. Infolge der Dieselgate-Affäre und dem damit verbunden Wechsel zu Ottomotoren sei auch der Bedarf an Hohlventilen deutlich gestiegen. "Wie mit der Arbeiternehmervertretung in 2015 vereinbart, ist der Standort Blumberg innerhalb der Federal-Mogul Gruppe der einzige europäische Standort, der diese besonderen Ventile herstellt."

"Die Leute sind am Anschlag"

Die beteiligten Partner sehen die Entwicklung unterschiedlich, ergab eine Recherche.

  • Frank Scheppe, Geschäftsführer von Federal Mogul in Blumberg, sieht den Standortsicherungsvertrag, der noch bis Ende 2018 gilt, als richtigen Weg. Zu Zahlen für Produktion und Umsatz mache Federal Mogul keine Angaben, sagte er. Sie hätten Personal aufgebaut, 2018 würde investiert, um Produktionskapazitäten zu erweitern, da vorerst mit einer ähnlich starken Kundenabfrage gerechnet werde. Im Vertrag festgelegt sei, dass sie weiter ausbilden, jetzt aber gezielt für den eigenen Bedarf. Die Galvanik-Firma Kreuz Hartchrom sei ein Beispiel, wie sie hie arbeiteten. Nach dem Chemieunfall hätten sie Inhaber Patrick Kreuz, der für sie gearbeitet habe, unterstützt. Jetzt übernahmen sie rund ein Dutzend Leute von Kreuz und machen die gesamte Chromerei selbst.
  • Klaus Hensler, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, sagte, die Wettbewerbsanpassung durch den Standortvertrag sei wegen der alleinigen Produktion der Hohlventile strategisch gut gewesen. Ihn freut, dass weiter ausgebildet wird. "Bei uns erhalten die Azubis eine tolle Ausbildung, Ausbildungsleiter Rolf Schmieder und sein Team leisteten gute Arbeit. Ihre Azubis seien fast immer unter den Innungsbesten.
  • Oliver Böhme, zuständiger Betreuer von der IG Metall, freut sich einerseits, dass die Auftragslage bei Federal Mogul sich so gut entwickelt hat, dass wieder neu eingestellt wurde. Doch er weiß auch, was den Kolleginnen und Kollegen in Zollhaus nach dem Stellenabbau von 120 Beschäftigen im Lauf des Vorjahres abverlangt wurde und abverlangt wird, um die Auftragsmenge der Kunden wunschgemäß abzuarbeiten. Sein Kommentar dazu: "die Leute sind am Anschlag, wenn nicht sogar schon darüber hinaus." (blu)