
Dass die Kirche St. Oswald renoviert werden soll, ist bekannt – nun liegen aber konkrete Pläne und ein genaues Konzept der Neugestaltungen vor. Eigentlich sollte das der Öffentlichkeit im Rahmen einer Informationsveranstaltung präsentiert werden, die musste allerdings wegen der Corona-Pandemie erst verschoben und dann abgesagt werden.

Die Pläne für St. Oswald sind enorm: Neben der Behebung statischer Probleme, etwa Rissen in einem Fensterbereich, unter dem vor einigen Jahren eine Stützkonstruktion eingebaut wurde, Putzabplatzungen, Undichtigkeiten, Abnutzungen sowie der Erfüllung sicherheitstechnischer Normen und einer Erneuerung der Toilettenanlagen, soll sich vor allem optisch einiges ändern. „Das Motto lautet heller, wärmer und gemeinsam“, erklärt Lienhard.

Seit 2018 sei man mit der Planung der Sanierung und Renovierung beschäftigt, um Inspiration zu holen, besichtigte das Gemeindeteam von St. Oswald, bestehend aus den Pfarrgemeinderäten und Pfarrer Lienhard, gemeinsam mit Vertretern des Erzbischöflichen Bauamtes Konstanz mehrere Kirchen, zudem nahm man Kontakt zu Künstlern auf. Zum zuständigen Architekt wurde Gerhard Lallinger aus Markdorf ernannt.
Im Juni 2021 sollen die Maßnahmen an der Kirche beginnen, angesetzt sind dafür laut Michael Lienhard etwa eineinhalb Jahre: „Wir hoffen, dann Weihnachten 2022 wieder rein zu können.“ Die Kirche bleibe während der Bauarbeiten geschlossen, für Gottesdienste könnten laut Lienhard etwa das Pallottiheim und die Kirche in Zizenhausen genutzt werden. Auch die Loretto-Kapelle stünde für die warme Jahreszeit zur Verfügung, zudem sei möglicherweise eine Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche möglich – allerdings sei das noch offen.

Die deutlichste Veränderung soll es bei der Gestaltung der Kirche geben: Der Chorraum mit Altar und Ambo soll abgesenkt und als Halbkreis gestaltet werden. Die ersten sechs Bankreihen sollen darum ebenfalls gerundet angeordnet werden, um Pfarrer und Ministranten näher zur Gemeinde zu bringen.
Der hintere Teil des Chorraums, unter dem sich die Unterkirche befindet und der deshalb nicht abgesenkt werden kann, soll mit dem vorderen Teil durch eine Erweiterung der Stufenanlage verbunden werden. Und auch bei der künstlerischen Gestaltung wird einiges anders: Der Altar soll so nach einem Entwurf des Ehepaars Susanne und Bernhard Lutzenberger rund und aus vulkanischem Gestein gestaltet werden und das Kreuz an der hinteren Altarraumwand aus 300 einzelnen Messingstäben bestehen, die sich im Luftzug bewegen. „Das gibt eine ganz andere Atmosphäre“, freut sich Pfarrer Michael Lienhard bereits heute.

Völlig neu entstehen soll rechts vom Altarraum eine Marienkapelle, wo derzeit noch eine Marienstatue steht. Die Statue soll laut Gemeindeteam zu diesem Zweck entfernt und die dahinter liegende Wand durchbrochen werden, um eine verdeckte Treppenanlage auf der anderen Seite freizulegen. So könne ein neuer Raum entstehen.

Maria soll dort in Zukunft in Form einer Darstellung aus Metallplättchen zu sehen sein, die sie und das Jesuskind in enger Umarmung zeigt. „Es geht uns darum, dass die Beziehung zwischen Mutter und Kind gezeigt wird“, erklärt Michael Lienhard. Dass die neue Darstellung für einige ungewohnt sein werde, verstehe er – er hält die Entscheidung dafür aber dennoch für die richtige. Und die aktuell Marienstatue soll auch nicht völlig verschwinden sondern einen Platz auf der Stufenanlage im Chorraum finden.

Die Oswaldkapelle im hinteren Bereich der Kirche, die derzeit einmal wöchentlich für barrierefreie Gottesdienste genutzt wird, soll zu einem Raum der Begegnung werden, in dem sich die Gemeinde nach dem Gottesdienst treffen und austauschen und wo Gespräche stattfinden können. Damit dieser nicht durch den Kirchenraum betreten werden muss, soll eine Extra-Tür zum Vorraum der Kirche eingebaut werden.

Ebenfalls behoben werden sollen laut Pfarrgemeinderat Stephan Kessler zwei der auffälligsten Probleme in St. Oswald – „die etwas düstere Farbgebung und die fleckigen Wände“. Die Flecken entstünden, weil die Wände mit unterschiedlichem Baumaterial ausgemauert sind, durch die sich an der Oberfläche Zonen mit unterschiedlichen Temperaturen bilden. Staub und Kerzenruß setze sich dort unterschiedlich stark ab. Hinzu komme, dass die Luftfeuchtigkeit nach einem Gottesdienst sehr hoch sei, was die Fleckenbildung begünstige. Das Problem soll behoben und auch in Zukunft vermieden werden. Die Fenster sollen etwa eine motorengesteuerte Öffnung mit Feuchte- und Temperaturregelung bekommen.

Ebenfalls zu einem ausgeglichenen Raumklima beitragen soll ein neues Heizsystem: Wie in den Sanierungs- und Renovierungsplänen zu lesen ist, sorgt die derzeit installierte Heizung zwar für warme Luft, diese steige allerdings zu einem großen Teil in den oberen Bereich des Kirchenschiffs auf, während die Bänke kühl bleiben. Das trage auch zur Verschmutzung der Wände bei, weil Staubpartikel mit nach oben getragen werden. Die vorhandene Umluftheizung soll mit moderner Technik ausgestattet werden und auch in Zukunft für eine Grundtemperierung des Kirchenraumes sorgen. Die Bänke erhalten zusätzlich elektrische Heizkissen, die Wärme abgeben, wenn Kontakt besteht, also Besucher auf ihnen Platz nehmen. So könne energetischer geheizt werden, erklärt Kessler.

Zusätzlich soll die Akustik verbessert werden, die trotz Lautsprecheranlage schlecht sei. Problematisch sei vor allem ein vielfältiges Echo, das lange nicht abklinge. Geplant ist nun eine neue Deckenverkleidung im Altarraum. „Das sorgt dafür, dass die Nachhallzeit gesenkt wird“, so Stephan Kessler. Auch ein neues Beleuchtungskonzept, dass die Kirche nicht nur heller machen, sondern dank LED-Technik auch energiesparender sein soll, ist vorgesehen. Die Orgel soll gereinigt, instand gesetzt und klanglich verbessert werden.

Und auch im Außenbereich der Kirche soll sich einiges tun: Zum einen soll ein barrierefreier Weg zur Unterkirche angelegt werden, der am Pfarrhaus vorbei um die Kirche herum führen soll. Betreut wird das Projekt von der Firma Planstatt Senner aus Überlingen, die ebenfalls für eine Neugestaltung des Kirchenplatzes verantwortlich ist: Dort ist eine Renovierung der Kirchenmauer sowie eine Verlegung einer Drainage geplant, damit Wasser abgeführt und so zukünftige Schäden an der Mauer vermieden werden können.

Auch die Treppenanlage muss saniert werden und soll einen mittigen Handlauf erhalten. Zusätzlich ist geplant, drei Bäume zu pflanzen und Steinbänke, die bisher im Chorraum der Kirche stehen, aufzustellen. „Das soll ein einladender Platz werden“, sagt Michael Lienhard.
